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Karrierekick für weiblichen Führungsnachwuchs

Nach wie vor sind viele Frauen in ihrer Außendarstellung passiver als Männer - weshalb sie weniger für Führungsaufgaben berücksichtigt werden. Das Projekt Unica an der Uni Hamburg will das ändern - gleich zum Berufseinstieg.

Von Verena Herb |
    Blickt man in die Führungsetagen der freien Wirtschaft, findet man nach wie vor selten Frauen in den obersten Positionen. Das liege nicht daran, dass sie nicht qualifiziert genug seien, sagt Prof. Angelika Wagner von der Universität Hamburg, sondern:

    "Frauen sind heute nach wie vor noch in der Mehrheit eher schüchtern, zurückhaltend, was die Darstellung ihrer eigenen positiven Leistung angeht. Männer kriegen das sehr viel früher antrainiert, dass sie gleich ihre Erfolge in den Vordergrund stellen. Frauen werden auch oft seltener ermutigt durch ihr Umfeld. "

    Es habe sich gezeigt, dass Frauen nach den ersten zwei bis drei Jahren im Berufsleben schwerer haben, voranzukommen.

    "Am Anfang in manchen Berufen sind 50 Prozent der Trainees zum Beispiel Frauen. Das ist wunderbar, aber dann passiert etwas. Das weiß man in der Forschung noch nicht so genau. Aber wenn es um die erste Stufe geht, hängen die Frauen ab."
    Es mag an den unterschiedlichen Spielregeln, die Frauen und Männern im Zuge ihrer Ausbildung, ihres Studiums beigebracht bekommen liegen, sagt die Initiatorin und Organisatorin des Expertinnen-Beratungsnetzes an der Universität Hamburg. Sie hat nun ein Pilotprojekt auf den Weg gebracht, das speziell weiblichen Führungsnachwuchs fördern soll. Im Zuge eines Berufseinstiegs-Mentorings namens Unica.

    "Die Besonderheit dieses Programms liegt in der Zielgruppe, in der Art der Auswahl und in der Art des Programms."

    Ziel der Unica-Initiative sei es, besonders motivierte und leistungsorientierte Studentinnen und Doktorandinnen der Universität Hamburg als potenzielle Führungskräfte für Unternehmen in Hamburg durch ein Mentoring-Programm zu beraten und ihren beruflichen Aufstieg zu begleiten.
    Britta Buth ist 33 Jahre alt und fast am Ende ihrer Promotion. Im Laufe ihrer Karriere habe sie gemerkt,

    "… dass man als Frau es zum Teil schwieriger hat, was auch zum Teil an mir und meiner Art, wie ich mich präsentiere auch liegen mag. Und da mir eben auch Rat zu suchen von Frauen, die es eben auch geschafft haben. Die in der Position sind, in die ich auch hin möchte. Mir Hilfe holen zu können: Wie kann ich an mir arbeiten, und wie sind vielleicht auch die Spielregeln in dieser Welt."

    Allzu häufig habe sie den Satz von Kollegen gehört: "Die klügere gibt nach" –

    "Ich glaube, dass bei Frauen insbesondere häufig auf dieses: Teamarbeit und mögt Euch und versteht Euch, dass da viel Wert drauf gelegt wird. Also ich empfinde das schon so."

    Nun hat sie sich für das Unica-Programm als Mentee beworben.

    "Ich erhoffe mir natürlich von Frauen, die den Weg schon gegangen sind, dass die mir einfach sagen können, sowohl auf einer persönlichen aber auch auf einer fachlichen Ebene, wo will ich genau hin, wie komme ich dahin, was habe ich schon dafür, und was fehlt mir eventuell noch dafür."

    Zum Kreis der Expertinnen und Mentorinnen, die die jungen Studentinnen oder Doktorandinnen begleiten sollen, gehören Frauen aus verschiedenen Branchen, die über langjährige Erfahrungen im Berufsleben und Führungspositionen verfügen. Sie kommen beispielsweise aus der Wissenschaft und Verwaltung, aus der Industrie und Wirtschaft, den Medien, der Justiz oder aus der Unternehmensberatung. Ursula di Renzo hat lange Jahre als Personalleiterin eines multinationalen Unternehmens gearbeitet. Sie ist eine der Mentorinnen des Unica-Führungskräfte-Programms und hilft bei der Auswahl der insgesamt 20 Mentees.

    "Der Auswahlprozess ist nicht anders als der Auswahlprozess, der in der Wirtschaft üblich ist. Das heißt, wir prüfen Sozialverhalten ab. Wir prüfen nicht so sehr fachliche Fähigkeiten ab. Diese jungen Leute haben einen sehr guten Leistungsnachweis in einem Studium erbracht. Das wollen wir an dieser Stelle nicht. Wir wollen einfach sehen, wie teamfähig ist diese Person, die uns da gegenübersitzt. Wie gut kann sie in Zusammenarbeit mit anderen analysieren, strukturieren, wie gut schafft sie es, zu Ergebnissen zu kommen."

    In Deutschland gibt es zahlreiche Mentoring-Programme: alleine an 47 Universitäten und rund 50 Unternehmen in der Bundesrepublik. Doch das sind häufig interne Mentoren-Programme. Unica indes ist ein externes Programm, wo weibliche Führungskräfte aus der freien Wirtschaft jungen potenziellen weiblichen Führungskräften auf ihrem Karriereweg als Mentorinnen helfen – über einen Zeitraum von vier Jahren. Hinzu kommt ein spezielles Coaching, in dem die jungen Frauen in Gelassenheit, mentaler Selbstregulation geschult werden sollen, um in schwierigen Situationen einen klaren Kopf zu behalten. Das Auswahlverfahren von Unica werde sich, so die Verantwortlichen, bis Mai dieses Jahres hinziehen. Voraussichtlich Ende 2010 können sich Interessentinnen für die nächste Runde bewerben.