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Kartoffeln vom Schulacker

Schulgärten sind immer ein beliebtes Versuchsfeld für praxisorientierten Biologie-Unterricht, aber sie haben auch Nachteile: Sie sind in aller Regel viel zu klein, meist muss sich eine ganze Klasse ein kleines Fleckchen Garten teilen, und so kommt längst nicht jeder zum Zuge. Die Eltern einer Grundschule aus dem westfälischen Greven bei Münster hatten jetzt eine andere, bislang einzigartige Idee: Sie sammelten Geld und pachteten gleich einen ganzen Acker. Kartoffeln sollen hier wachsen, und damit es auch was wird, haben die Kinder in dieser Woche mit der Arbeit begonnen. Heike Zafar hat ihnen und dem Bauern dabei über die Schulter geschaut:

von: Heike Zafar |
    Schulgärten sind immer ein beliebtes Versuchsfeld für praxisorientierten Biologie-Unterricht, aber sie haben auch Nachteile: Sie sind in aller Regel viel zu klein, meist muss sich eine ganze Klasse ein kleines Fleckchen Garten teilen, und so kommt längst nicht jeder zum Zuge. Die Eltern einer Grundschule aus dem westfälischen Greven bei Münster hatten jetzt eine andere, bislang einzigartige Idee: Sie sammelten Geld und pachteten gleich einen ganzen Acker. Kartoffeln sollen hier wachsen, und damit es auch was wird, haben die Kinder in dieser Woche mit der Arbeit begonnen. Heike Zafar hat ihnen und dem Bauern dabei über die Schulter geschaut:

    Man grabt ein Loch und dann legt man die Kartoffel da rein und dann lässt man die bis Herbst ruhen und dann kann man die Ausgraben und dann vermehren die sich.

    So ungefähr stand es bei David und den anderen Kindern der Klasse 2 c aus der Martinigrundschule in Greven im Sachkunde-Buch: Immerhin wissen die Kinder also schon, dass Kartoffeln nicht auf Bäumen wachsen. Wie man sie aber fachkundig pflanzt, das lernen sie hier heute vom Kartoffelbauern Heiner Ebbigmann direkt auf ihrem schuleigenen Feld:

    So, jetzt machen wir ein großes Loch, jetzt darfst du die Kartoffel reinpflanzen, dann holst du dir noch eine, schön in der Reihe laufen, richtig, da rein legen, fein, so jetzt gehst du rüber, fein der nächste...

    Als nächstes kommt David an die Reihe: Fünf Kartoffeln darf er sich aus einer Holzkiste aussuchen und in die Löcher legen, die Bauer Ebbigmann für die Kinder gräbt. Und dann gehts's los:

    eins, zwei...legen nicht schmeißen, Keime sind sehr zerbrechlich...

    Das wußte David vorher nicht, mit seinen restlichen Kartoffeln geht er schon viel behutsamer um. Immerhin haben er und die anderen Kinder aus seiner Klasse die volle Verantwortung für ihre Pflanzreihe übernommen, sein Name steht mit allen anderen auf dem Schild Klasse 2 c. Bauer Ebbigmann rammt es vorne in den Boden, damit jedes Kind seine eigenen Pflanzen wiederfindet. Schließlich ist es mit der heutigen Pflanzaktion nicht getan, das Ackerstück will gepflegt werden und so werden die Kinder mit ihren Lehrern regelmäßig wieder kommen, um Unkraut zu jäten und nach dem rechten zu schauen. Für Bauer Ebbigmann eine Art Biologieunterricht, wie er schon längst überfällig ist:

    Es wird hohe Eisenbahn, dass man den kindern zeigt, was ist Landwirtschaft, wie entsteht das, wie wächst das, das ist die Philosophie, den Kindern vor Ort beizubringen, was ist Landwirtschaft heute? Landwirtschaft wandelt sich, klar, das den kindern beizubringen, das macht man am besten in jungen Jahren, dann ist die Euphorie der Kinder noch da, die Eltern ziehen mit, und dann ist das wunderbar...

    Selbst Elke Anfang, die Klassenlehrerin der 2c, ist ganz begeistert von dem Projekt, auch wenn es eine Menge Organisation verlangt: :

    Weil die Kinder, sie sehen ja selber auf dem Bauernhof sind, und mit der Erde in Berührung kommen, das ist ja bei Stadkindern nicht möglich und wir können das begleiten, wir werden hierher kommen und gucken, wie die Pflanze wächst und dann steht da ein Stoppschild, dann muss die Kartoffel ruhen, und im Herbst werden wir ernten und ich denke, dass das den Kindern viel bringt, weil das handlungorientiertes Lernen ist.

    Zu verdanken hat die Schule ihren Acker dem großen Engagement der Eltern: Sie sammelten Geld, fragten bei verschiedenen Bauern an und fanden schließlich einen, der sich bereits durch die Organisation von Kindergeburtstagen auf seinem Hof ein Zubrot verdiente. Kartoffelbauer Ebbigmann wurde als Fachmann für Kartoffeln engagiert. Er bereitete den Boden maschinell vor und achtet jetzt darauf, dass der Anbau streng ökologisch erfolgt: Die Kinder sollen lernen, dass bei Lebensmitteln nicht Masse, sondern Klasse zählt:

    Die Kleinen schmecken immer besser als die, die man vom Supermarkt kennt, unsere Großeltern haben immer gesagt, eine Kleine schmeckt besser als eine Große, weil sie wächst genauso lange, nur sie hat in ihrer kleinen Knolle viele Inhaltsstoffe und ist langsamer gewachsen und schmeckt besser.

    Ob das wirklich stimmt, können die Kinder ausprobieren, wenn geerntet wird: Dann werden die Kinder auch genau darauf schauen, ob ihre Mutterkartoffeln, übrigens Marke Sieglinde, vier, 10 oder sogar 15 neue Kartoffeln hervorgebracht haben. Damit alle die Erde möglichst gründlich absuchen, bekommt die Klasse mit den meisten Kartoffeln einen Extra-Preis. Und dann gibt es ein zünftiges Kartoffelfest mit Lagerfeuer, Stockbrot und Folienkartoffeln oder was es sonst noch so gibt: David jedenfalls freut sich schon heute darauf:

    Dass wir die selber essen dürfen ...