Mittwoch, 15. Mai 2024

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Kassieren mit High-Tech

Technik. - Seit Dienstag ist es klar: Ab 31. August müssen Lkws auf den Autobahnen in Deutschland Maut bezahlen - jedenfalls, wenn sie schwerer sind als zwölf Tonnen. Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass die Abgabe nicht ganz so hoch ausfallen soll, wie ursprünglich geplant, nämlich durchschnittlich nur 12,4 statt 15 Cent pro Kilometer. Seit einigen Wochen laufen auch die technischen Vorbereitungen, und da geht es um eine Weltpremiere: Zum ersten Mal soll nämlich eine Straßengebühr durch ein satellitengestütztes System automatisch erfasst werden, ohne dass der Verkehrsfluss dadurch behindert wird. Wie das funktioniert, kann man derzeit auf der Messe "Transport und Logistik" in München sehen, die morgen zu Ende geht.

23.05.2003
    Seit Anfang Mai rüsten die ersten Spediteure ihre Brummis für die kommende Autobahnmaut. Bis zum Start am 31. August sollen in 150.000 Fahrzeuge so genannte "On Board Units" eingebaut sein. Diese Geräte sind höchstens so groß wie ein Autoradio. Was sie können, dazu sagt Vera Klück von der Berliner Firma Toll Collect:

    Auf dem Fahrzeuggerät ist das deutsche Autobahnnetz gespeichert und das Gerät erkennt automatisch durch Satellitenordnung, wann es eine Autobahn befährt und wann es wieder abfährt, und so schaltet es sich ein und bemißt ganz präzise die fällige Straßennutzungsgebühr. Sobald das Gerät eingeschaltet ist, wird die eingebaute GPS-Ortung aktiv. GPS ist das Globale Satellitenortungssystem, bei dem von Satelliten aus der genaue Standort bestimmt werden kann. Das Mauterfassungsgerät vergleicht diese Position laufend mit seiner digitalen Straßenkarte. Sobald der Laster auf eine mautpflichtige Autobahn fährt, meldet ihn das Gerät bei einem zentralen Rechner der Berliner Firma an, die vom Bund mit dem Kassieren der Maut beauftragt ist. Vera Klück führt vor, dass der Fahrer vor dem Losfahren eigentlich nicht viel tun muss.

    So, das ist der PIN, mit dem man das anstellt, dann gibt man sein Gewicht an, über zwölf Tonnen oder unter zwölf Tonnen. Unter zwölf Tonnen braucht man keine Maut zu zahlen, wenn man über oder bei zwölf Tonnen liegt, gibt man seine Achszahl, vier, drei, OK, neue Tour und jetzt fährt man los.

    Die Mauterfassungsgeräte bleiben im Besitz des Bundes - der Spediteur bezahlt nur den Einbau. Zum Start des Mautsystems wird der Bedarf an Geräten allerdings bei weitem nicht gedeckt sein. Deshalb und weil sich der Einbau auch nicht bei jedem Fahrzeug lohnt, gibt es noch die Möglichkeit, mautpflichtige Fahrten vorher anzumelden - übers Internet oder manuell an Tankstellen. Das kann der Fahrer natürlich auch sein lassen, und er kann auch versuchen, die Maut zu prellen, indem er das eingebaute Gerät nicht einschaltet. Doch das Risiko, dass er dabei erwischt wird, ist ziemlich hoch. Denn in regelmäßigen Abständen werden durch Kameras alle Kennzeichen von Lkws auf den Autobahnen erfasst.

    Es gibt einmal Kontrollbrücken auf den Autobahnen, die jetzt gerade alle errichtet werden überall auf den Autobahnen, oder es gibt die mobile Kontrolle vom Bundesamt für Güterverkehr, die mit ihren Vitos über die Autobahn fahren und Preller erfassen, weil sie das Kennzeichen überprüfen, und das geht an unsere Rechenzentrale, und wenn der Preller nicht erfaßt ist, eingebucht ist, ist er halt ein Mautpreller.

    ... und muss ein Bußgeld bezahlen, das bei etwa 350 Euro beginnt und bis auf 20.000 Euro ansteigen soll, wenn sich ein Spediteur wiederholt um die Maut zu drücken versucht. Da kann es sich lohnen, in ein Navigationssystem zu investieren, das die Streckenberechnung nicht nur auf Entfernung, Baustellen und Staus hin optimiert, sondern auch was die Maut angeht. Alexander Röhricht von der Firma Navigon in Hamburg:

    In einigen Gebieten lohnt sich das sicherlich. Bei ländlichen Gebieten, wenn man zum Beispiel eine Strecke hat in Norddeutschland, das ist dann halt Peine bei Hannover und möchte dann nach Kiel, da gibt es sehr gut ausgebaute Bundesstraßen, die zum Teil sogar vierspurig sind, da kann man das sehr gut umleiten und viel Geld sparen.

    Nämlich bis zu zehn Prozent der Transportkosten - so viel kann die Maut ausmachen, behaupten die Spediteure. Navigationssysteme, die eine Kostenberechnung vornehmen, zeigen aber, dass dieser Wert durchschnittlich eher bei fünf Prozent liegen dürfte. Die Lkw-Halter stöhnen auch, weil sie nun noch ein Gerät mehr in ihre Fahrzeuge einbauen sollen - neben Funk, Mobiltelefon, GPS und Navigationssystem. Das ist natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss, sagt Birgit Labus von Siemens VDO, einem der beiden Hersteller der Mauterfassungsgeräte:

    Im Moment ist es sicherlich so: Die Maut ist jetzt für den 31. August eine Nachrüstlösung. Aber sicherlich werden wir bald in Zukunft gucken, wie kann man eine Erstausrüstungslösung finden, daß das Mautgerät wie auch immer wo integriert beim Kauf des LKWs mit drin sitzt, das ist ganz klar, das wird so sein.