Bukarest, die Neugeborenen-Abteilung des Caritas-Krankenhauses. Nach dem verheerenden Brand in der Geburtsklinik Giulesti, dem bisher sechs Neugeborene zum Opfer fielen, wurden einige Säuglinge hierher verlegt. Nun sind die Krankenschwestern besonders aufmerksam. Auch Dr. Bogdan Jansen inspiziert die Station jetzt öfter als sonst, der 52-Jährige ist Chirurg und Verwaltungschef des Krankenhauses. Zwar ist mit den Winzlingen alles in Ordnung – doch das beruhigt Jansen nicht. Gebäude und Infrastruktur des Caritas-Krankenhauses sind seit Jahrzehnten nicht repariert worden. Auch hier, sagt Bogdan Jansen, könne jederzeit irgendein Unfall passieren.
Bogdan Jansen gehört zur Minderheit der Ärzte in Rumänien, die offen über die katastrophalen Zustände im Gesundheitswesen des Landes sprechen. Dabei sind die für niemanden ein Geheimnis. Rumänien ist das EU-Land, in dem der Staat am wenigsten für Gesundheit ausgibt. Ärzte und medizinisches Personal erhalten miserable Löhne, Patienten zahlen Schmiergelder, um behandelt zu werden. Wegen der hohen Arbeitsbelastung und der schlechten Bezahlung sind in den letzten Jahren mehrere Zehntausend Ärzte ins westliche Ausland abgewandert, darunter viele auch nach Deutschland.
Vom drastischen Medizinermangel ist auch das Bukarester Caritas-Krankenhaus betroffen. Bogdan Jansen sagt, es fehle vor allem an Radiologen, Neonatologen, Spezialisten für Intensivtherapie und Labormedizinern. Die meisten Ärzte im Caritas-Krankenhaus seien chronisch überarbeitet. Mehr noch:
"Wegen des allgemeinen Finanzmangels im Gesundheitswesen kann die Krankenkasse unsere Rechnungen nicht rechtzeitig begleichen. Deshalb werden wir bald zahlungsunfähig sein."
Kein Wunder, dass Katastrophen im rumänischen Gesundheitswesen an der Tagesordnung sind. Immer wieder trifft es auch Kinder. Erst kürzlich starb im südrumänischen Oltenita ein achtjähriger Junge. Er war mit einer Platzwunde am Knie ins Krankenhaus gekommen und hatte eine Antibiotika-Spritze erhalten.
Der Geiger Mihai Neniţă spielt für seine zehn Monate alte Tochter Ariana. Er und seine Freundin Alexandra Draguşin hätten ihr Kind vor kurzem im Krankenhaus fast verloren. Ariana war Anfang August nach einer Virus-Infektion mit Durchfall und hohem Fieber in eine Bukarester Klinik eingeliefert worden. Schon kurz darauf begannen die Eltern, um das Leben ihrer Kleinen zu fürchten. Eine Krankenschwester verabreichte dem Mädchen ein Antibiotikum zur falschen Zeit, bei einer Infusion wurde eine abgebrochene Kanüle benutzt, und einmal hatte eine Krankenschwester Luft im Infusionsschlauch nicht bemerkt. Die Eltern verließen das Krankenhaus vorzeitig, Alexandra Draguşin zittert noch immer, wenn sie über die Torturen ihrer Tochter im Spital erzählt.
"Das Schlimmste war, wie sie das Kind behandelt haben, völlig desinteressiert und ohne irgendeine medizinische Regel einzuhalten."
Zurück bei Bogdan Jansen im Caritas-Krankenhaus. Der Chirurg kann empörte Patienten und Eltern gut verstehen. Er findet, dass die Mitglieder seiner Zunft auch öffentlich endlich über das Desaster im Gesundheitswesen reden sollten.
"Es hat keinen Sinn, dass wir uns selbst belügen und die Dinge unter den Teppich kehren. Das Gesundheitswesen in Rumänien ist völlig heruntergekommen, und leider haben wir bisher keine Wende zum Positiven geschafft."
Bogdan Jansen gehört zur Minderheit der Ärzte in Rumänien, die offen über die katastrophalen Zustände im Gesundheitswesen des Landes sprechen. Dabei sind die für niemanden ein Geheimnis. Rumänien ist das EU-Land, in dem der Staat am wenigsten für Gesundheit ausgibt. Ärzte und medizinisches Personal erhalten miserable Löhne, Patienten zahlen Schmiergelder, um behandelt zu werden. Wegen der hohen Arbeitsbelastung und der schlechten Bezahlung sind in den letzten Jahren mehrere Zehntausend Ärzte ins westliche Ausland abgewandert, darunter viele auch nach Deutschland.
Vom drastischen Medizinermangel ist auch das Bukarester Caritas-Krankenhaus betroffen. Bogdan Jansen sagt, es fehle vor allem an Radiologen, Neonatologen, Spezialisten für Intensivtherapie und Labormedizinern. Die meisten Ärzte im Caritas-Krankenhaus seien chronisch überarbeitet. Mehr noch:
"Wegen des allgemeinen Finanzmangels im Gesundheitswesen kann die Krankenkasse unsere Rechnungen nicht rechtzeitig begleichen. Deshalb werden wir bald zahlungsunfähig sein."
Kein Wunder, dass Katastrophen im rumänischen Gesundheitswesen an der Tagesordnung sind. Immer wieder trifft es auch Kinder. Erst kürzlich starb im südrumänischen Oltenita ein achtjähriger Junge. Er war mit einer Platzwunde am Knie ins Krankenhaus gekommen und hatte eine Antibiotika-Spritze erhalten.
Der Geiger Mihai Neniţă spielt für seine zehn Monate alte Tochter Ariana. Er und seine Freundin Alexandra Draguşin hätten ihr Kind vor kurzem im Krankenhaus fast verloren. Ariana war Anfang August nach einer Virus-Infektion mit Durchfall und hohem Fieber in eine Bukarester Klinik eingeliefert worden. Schon kurz darauf begannen die Eltern, um das Leben ihrer Kleinen zu fürchten. Eine Krankenschwester verabreichte dem Mädchen ein Antibiotikum zur falschen Zeit, bei einer Infusion wurde eine abgebrochene Kanüle benutzt, und einmal hatte eine Krankenschwester Luft im Infusionsschlauch nicht bemerkt. Die Eltern verließen das Krankenhaus vorzeitig, Alexandra Draguşin zittert noch immer, wenn sie über die Torturen ihrer Tochter im Spital erzählt.
"Das Schlimmste war, wie sie das Kind behandelt haben, völlig desinteressiert und ohne irgendeine medizinische Regel einzuhalten."
Zurück bei Bogdan Jansen im Caritas-Krankenhaus. Der Chirurg kann empörte Patienten und Eltern gut verstehen. Er findet, dass die Mitglieder seiner Zunft auch öffentlich endlich über das Desaster im Gesundheitswesen reden sollten.
"Es hat keinen Sinn, dass wir uns selbst belügen und die Dinge unter den Teppich kehren. Das Gesundheitswesen in Rumänien ist völlig heruntergekommen, und leider haben wir bisher keine Wende zum Positiven geschafft."