Um im Katastrophenfall möglichst gezielt reagieren zu können, haben Forscher der Universität Hamburg nun ein spektakuläres Experiment begonnen: Sie haben ihre Heimatstadt als Modell in einem Windkanal nachgebaut, um zu simulieren, wie sich eine Schadstoffwolke in der Stadt ausbreiten würde. Heute wurde das Experiment der Öffentlichkeit vorgestellt.
"Keine Angst, wenn es jetzt ein bisschen nebelig wird. Das ist Theaternebel. Das ist vollkommen ungefährlich."
Bernd Leitl steht neben dem Windkanal der Universität Hamburg. Wotan, so heißt er, ist einer der größten seiner Art: 26 Meter lang, vier Meter breit, drei Meter hoch. Der Meteorologieprofessor zeigt durch das Seitenfenster des Windkanals. Zu sehen: unzählige Häuser mit roten Dächern und grauen Fassaden. Doch schnell erkennt man prominente Gebäude: Rathaus, Landungsbrücken, Michel, Elbphilharmonie – und die Cap San Diego, ein Museumsschiff im Hafen. Es ist die Innenstadt von Hamburg im Maßstab 1:350.
"Im vorliegenden Fall hat das eine Berliner Modellbaufirma für uns angefertigt. Das hat ein halbes Jahr gedauert."
Nicht weniger als 2000 Gebäude umfasst das Modell, zusammengedrängt auf einer Fläche von vier mal zehn Metern. Jetzt wird Bernd Leitl aktiv und bringt den Theaternebel ins Spiel:
"Den Nebel leiten wir durch Schläuche in das Modell rein. Im Freihafenbereich zwischen zwei großen Lagerhallen haben wir einen Schlauch ausgelegt. Dort kommt der Rauch raus."
Leitl hat Brandstifter gespielt. Die Halle im Hafen steht in Flammen, Rauch steigt empor, womöglich hochgiftig. Doch das reicht dem Forscher noch nicht.
"Ist noch unspektakulär, denn es weht ja noch kein Wind!"
Bernd Leitl schaltet einen riesigen Ventilator ein. Dieser bringt Bewegung in die Sache.
"Der Nebel wird über die Stadt transportiert. Er verdünnt sich aber auch ganz schnell sehr stark, sodass sie ihn kaum noch mit bloßem Auge erkennen können."
Deshalb greift Leitl zu einem Trick: Er schaltet das Deckenlicht aus und einen Laser ein. Plötzlich fühlt man sich wie in einer Diskothek: Der grüne Lichtfächer des Lasers beleuchtet den herumwabernden Nebel und macht dessen Turbulenzen und Verwirbelungen sichtbar, und zwar bis ins Detail.
"Die großen Gebäude führen zu Luftverwirbelungen, die zum Verdünnen der Luftschadstoffe und einem stärkeren Vermischen der Schadstoffe mit sauberer Luft führen. Das sehen Sie sehr deutlich, wenn sie sich die Nebelwolken über der Stadt anschauen. Dort ist viel mehr Bewegung als in höheren Luftschichten, wo die Luft eher gleichförmig transportiert wird."
Mit ihrem Hamburg-Modell im Windkanal simulieren die Forscher, wie sich eine Schadstoffwolke in der Stadt verteilen könnte – etwa wenn ein Chemietanker leckgeschlagen ist, ein Tanklaster brennt oder eine Lagerhalle in Flammen steht. Die Versuche helfen, eine neue Software zu entwickeln – eine Software, die den Einsatzkräften bei einer Katastrophe rasch und zuverlässig verraten soll, wohin die Schadstoffwolke zieht und wie stark sie sich ausbreitet.
"Unsere Vision ist, dass der Feuerwehrmann vor Ort einen Laptop hat, in dem seine Umgebung abgebildet und gespeichert ist",
sagt Bernhard Preuss vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe.
"Und wo er in kürzester Zeit die Ausbreitung vorausberechnen kann, um dann seine Maßnahmen exakt zu planen. Das ist für ihn selber wichtig, damit er nicht in die Schadstoffwolke hineinläuft. Aber auch welche Evakuierungen vorgenommen werden müssen und welche Maßnahmen sonst noch ergriffen werden müssen."
Mit den Versuchen am Hamburger Windkanal wollen die Forscher die Computersimulationen überprüfen und zeigen, ob sie auch zuverlässig genug sind. Läuft alles nach Plan, könnten Ende nächsten Jahres die ersten Feuerwehrleute mit der neuen Software ausgerüstet werden.
"Keine Angst, wenn es jetzt ein bisschen nebelig wird. Das ist Theaternebel. Das ist vollkommen ungefährlich."
Bernd Leitl steht neben dem Windkanal der Universität Hamburg. Wotan, so heißt er, ist einer der größten seiner Art: 26 Meter lang, vier Meter breit, drei Meter hoch. Der Meteorologieprofessor zeigt durch das Seitenfenster des Windkanals. Zu sehen: unzählige Häuser mit roten Dächern und grauen Fassaden. Doch schnell erkennt man prominente Gebäude: Rathaus, Landungsbrücken, Michel, Elbphilharmonie – und die Cap San Diego, ein Museumsschiff im Hafen. Es ist die Innenstadt von Hamburg im Maßstab 1:350.
"Im vorliegenden Fall hat das eine Berliner Modellbaufirma für uns angefertigt. Das hat ein halbes Jahr gedauert."
Nicht weniger als 2000 Gebäude umfasst das Modell, zusammengedrängt auf einer Fläche von vier mal zehn Metern. Jetzt wird Bernd Leitl aktiv und bringt den Theaternebel ins Spiel:
"Den Nebel leiten wir durch Schläuche in das Modell rein. Im Freihafenbereich zwischen zwei großen Lagerhallen haben wir einen Schlauch ausgelegt. Dort kommt der Rauch raus."
Leitl hat Brandstifter gespielt. Die Halle im Hafen steht in Flammen, Rauch steigt empor, womöglich hochgiftig. Doch das reicht dem Forscher noch nicht.
"Ist noch unspektakulär, denn es weht ja noch kein Wind!"
Bernd Leitl schaltet einen riesigen Ventilator ein. Dieser bringt Bewegung in die Sache.
"Der Nebel wird über die Stadt transportiert. Er verdünnt sich aber auch ganz schnell sehr stark, sodass sie ihn kaum noch mit bloßem Auge erkennen können."
Deshalb greift Leitl zu einem Trick: Er schaltet das Deckenlicht aus und einen Laser ein. Plötzlich fühlt man sich wie in einer Diskothek: Der grüne Lichtfächer des Lasers beleuchtet den herumwabernden Nebel und macht dessen Turbulenzen und Verwirbelungen sichtbar, und zwar bis ins Detail.
"Die großen Gebäude führen zu Luftverwirbelungen, die zum Verdünnen der Luftschadstoffe und einem stärkeren Vermischen der Schadstoffe mit sauberer Luft führen. Das sehen Sie sehr deutlich, wenn sie sich die Nebelwolken über der Stadt anschauen. Dort ist viel mehr Bewegung als in höheren Luftschichten, wo die Luft eher gleichförmig transportiert wird."
Mit ihrem Hamburg-Modell im Windkanal simulieren die Forscher, wie sich eine Schadstoffwolke in der Stadt verteilen könnte – etwa wenn ein Chemietanker leckgeschlagen ist, ein Tanklaster brennt oder eine Lagerhalle in Flammen steht. Die Versuche helfen, eine neue Software zu entwickeln – eine Software, die den Einsatzkräften bei einer Katastrophe rasch und zuverlässig verraten soll, wohin die Schadstoffwolke zieht und wie stark sie sich ausbreitet.
"Unsere Vision ist, dass der Feuerwehrmann vor Ort einen Laptop hat, in dem seine Umgebung abgebildet und gespeichert ist",
sagt Bernhard Preuss vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe.
"Und wo er in kürzester Zeit die Ausbreitung vorausberechnen kann, um dann seine Maßnahmen exakt zu planen. Das ist für ihn selber wichtig, damit er nicht in die Schadstoffwolke hineinläuft. Aber auch welche Evakuierungen vorgenommen werden müssen und welche Maßnahmen sonst noch ergriffen werden müssen."
Mit den Versuchen am Hamburger Windkanal wollen die Forscher die Computersimulationen überprüfen und zeigen, ob sie auch zuverlässig genug sind. Läuft alles nach Plan, könnten Ende nächsten Jahres die ersten Feuerwehrleute mit der neuen Software ausgerüstet werden.