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Katholiken als Fernsehunternehmer

Die katholischen Diözesen Deutschlands planen seit längerer Zeit den Betrieb eines digitalen Fernsehsenders. Nach Ansicht des neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, könnte der Sender ein Mittel für eine "humane und intelligente Fortentwicklung unseres medialen Systems" sein.

Von Klaus Amann |
    Nun, machbar ist alles, auch ein katholischer Fernsehsender, wenn der Betreiber über die Finanzmittel verfügt und eine Lizenz bekommt. Die ersten Details dieser Machbarkeitsstudie sind zurzeit nicht zugänglich, und alle Akteure und Mitwisser in und außerhalb der katholischen Kirche geben sich bei diesem Projekt äußerst bedeckt.

    Bei der Abschlusspressekonferenz der Sitzung wurde deutlich: Die immensen Kosten und die zu erwartenden, eher dürftigen Einschaltquoten eines sogenannten Bischofkanals wirkten bei der internen Diskussion wohl ernüchternd. Hierzu Karl Kardinal Lehmann bei seinem letzten Auftritt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz:

    "Da ist keine Entscheidung bisher gefallen, so weit sind wir noch nicht. Wir wollen uns dafür also wirklich sehr gründlich rüsten. Wir haben auch in der Zwischenzeit gelernt, dass es ja auch noch andere Möglichkeiten gibt, wo wir stärker einsteigen, die weniger kostspielig sind."

    Nämlich das Internet: Und es braucht wohl kaum einer Studie, um zu wissen, welches Medium die jüngere Generation in erster Linie anspricht. Ein Fernsehsender mit pastoral eingefärbten Bildfolgen und Tönen erreicht wohl eher das fromme und bereits mit der Kirche fest verbundene Klientel. Doch das Projekt steht im Raum, und ist nicht mehr nur eine Idee, zumal unter aktiver Mitwirkung der Erzdiözesen längst ein großes Potenzial an katholischen, professionell qualifizierten Radio- und Fernsehmachern zur Verfügung steht.

    Diskussionen zu diesem Bischof-Kanal gibt es auch in den Reihen des öffentlichen-rechtlichen Fernsehens. Harald Kiefer, Redakteur im SWR-Fernsehen kritisierte beim Neujahrsempfang des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch dieses Projekt:

    "Wer würde eigentlich regelmäßig einen Fernsehsender einschalten, der von morgens bis abends nur über religiöse Themen berichtet - noch dazu ausschließlich aus dem Blickwinkel einer Konfession? Aus Sicht mancher Bischöfe mag ein eigenes Medium den Vorteil haben, unerwünschte Kritik und Kritiker ausblenden zu können. Aber: Kann man das wirklich wollen? Jedenfalls kann das nicht die Teilhabe an der gesellschaftlichen Diskussion sein, die Sie, Herr Erzbischof, meinen, in ihren Leitlinien."

    Und Erzbischof Robert Zollitsch - nunmehr auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, er lobte zwar die Qualität der öffentlichen-rechtlichen Programmangebote, meinte aber dann Blick vor allem auf die Programminhalte der privaten Fernsehunternehmen:

    "Die Herausforderung, vor der wir stehen, geht weit über die Frage nach einem eigenen Kirchenkanal hinaus. Es geht nicht primär um Besitzstandwahrung. Unser Aufgabe ist eine humane und intelligente Fortentwicklung unseres medialen Systems als Ganzes. Und da sehe ich den Hintergrund für unsere Diskussion in der Bischofskonferenz. Und für mich ist auch klar, wird dürfen das Feld nicht jenen überlassen, die nur ökonomische Aspekte im Blick haben und mit dem Verlangen vieler Menschen nach Abwechslung und Unterhaltung ihre Geschäfte machen."

    Ob die deutschen Bischöfe dieses Projekt also absegnen werden, ist noch offen. Nur dies ist ganz deutlich geworden: Mehr noch als sein Amtsvorgänger wird der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch sein Augenmerk auf das Mediengeschehen in Deutschland richten.