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Katholiken in Polen
"Kaczynski hat ein taktisches Verhältnis zur Kirche"

Neue Regierungen bekommen üblicherweise eine 100-Tage-Frist, um sich erst einmal einzuarbeiten, bevor sie bewertet und kritisiert werden. Im Fall von Polen ist das anders, und das mag daran liegen, dass die nationalkonservative Regierung nach ihrem deutlichen Wahlsieg im Oktober gleich im Eiltempo Fakten geschaffen hat.

Ulrich Krökel im Gespräch mit Monika Dittrich |
    Demonstranten in Warschau mit europäischen und polnischen Fahnen
    Tausende Menschen demonstrieren in Polens Hauptstadt Warschau für die Freiheit der Medien (picture alliance / dpa / Leszek Szymanski)
    Mit der Neuordnung des Verfassungsgerichts etwa und einem ebenfalls höchst umstrittenen Mediengesetz. Kritiker halten beides für undemokratisch und möglicherweise nicht mit europäischem Recht vereinbar. Wie reagiert die einflussreiche katholische Kirche in Polen?
    In Polen gehen seit Wochen Zehntausende Regierungskritiker auf die Straße, in Deutschland wird über Sanktionen nachgedacht und die EU-Kommission will ein Verfahren eröffnen, um Polens Rechtsstaatlichkeit zu überprüfen. Ulrich Krökel hat mehrere Jahre in Warschau als Osteuropa-Korrespondent für verschiedene deutsche Zeitungen gearbeitet; er ist ein Kenner polnischer Politik.
    "Die regierende PiS-Partei ist nicht der verlängerte Arm der katholischen Kirche", ist Krökel überzeugt. Ebenso wenig lasse sich die Kirche von der Politik vereinnahmen. Der Widerspruch zeige sich etwa in der Flüchtlingspolitik: Während die nationalkonservative Regierung für ein "Polen katholischer Polen" eintrete, seien die Kirchen auf der Linie des Vatikans und forderten mehr Solidarität mit Flüchtlingen.