Die Hütchenspieler am Busbahnhof von Valletta zocken auch am Sonntag. Ihre Heilige ist die "Lady", die Herzdame.
Nein, die Partnervermittlung spielt hier nicht Blinde Kuh, sondern hier sind maltesische Schlitzohren am Werk. Ihr Handwerkszeug sind drei gezinkte Karten, eine ist die Herzdame, und wo die gerade liegt, gilt es herauszufinden. Anders als im richtigen Leben, findet jeder die Herzdame, zumindest zu Anfang. Aber danach, dem richtigen Leben schon deutlich näher, werden die gefoppten Zocker geschröpft. Beträge zwischen fünf und 50 Euro wechseln unter den Augen der Polizei die Besitzer. Rein spielerisch, versteht sich.
Rund um den Tritonenbrunnen werden gerade die 50er und 60erJahre gegeben. Die Hauptdarsteller sind schrille Opas in gelb, rot und weiß. Sie heißen Rambo, Zorro oder Heiliger Georg. Manche tragen niedliche Mützchen gegen die Sonne, andere Schmuck aus gewienertem Chrom und Messing. Alle qualmen sie, alle quietschen sie, und wenn sie sich in Bewegung setzen, grollen und fauchen sie wie wütende Löwen in der Manege. Nur tappen sie nicht auf vier Pfoten dahin, sondern auf vier Rädern und mindestens einem Reserverad: Maltas 508 öffentliche Busse, meist Oldtimer, sind allein schon eine Reise wert! Eine Fahrt mit dem "Heiligen Georg", säkularer Name "Bus Nr. 66", kostet 50 Cent. Erst nach Saint Julians, und dann weiter nach Saint Pauls Bay, zur Paulus Bucht, wo alles begann.
Kinder in Sonntagsschuluniformen, alte Mütterchen, dösende Priester und soeben pleitegegangene Kartenspieler rumpeln auf 50 Jahre alten Kunststoffbänken durch die Vororte der maltesischen Hauptstadt. Der betagte British Leyland ist Eigentum des Chauffeurs. Sein Armaturenbrett, ausgestattet wie ein plüschiger, mobiler Altar, gibt eindrucksvoll Zeugnis davon ab, wie es im heimischen Wohnzimmer des Kraftfahrers aussehen muss: Unter einem Heiligenbild prangt ein Aufkleber mit den (Verkehrs)beruhigenden Worten "Jesus loves me". Im Bus nebenan regiert dagegen der Fußballgott: Juventus Turin auf Handtuch, Schal und Mütze. Der Leyland schnauft, die Türen stehen mangels Klimaanlage offen, während die Heizung unterm Sitz ganze Arbeit leistet. Kurz vor Saint Julians passieren wir eine Marienstatue: Alle Passagiere schließen die Augen und bekreuzigen sich. Der Fahrer auch, aber was soll's, Jesus fährt voran auf der Lebensbahn.
Keine fünf Minuten später ist alles urbane Leben vergessen, wir rollen durch eine hügelige, karge Landschaft - Saint Paul's Bay entgegen. Der Boden ist steinig, es gibt zwar Parzellen, die mit Steinwällen voneinander abgetrennt sind, aber wegen des Wassermangels wird kaum Landwirtschaft betrieben. Kein Wunder, denn in Malta regnet es nur 50 Tage im Jahr. An so einem stürmischen Regentag im Winter des Jahres 60 nach Christus ereignete sich hier ein Unfall mit Folgen. Folgen bis auf den heutigen Tag. Auf einer Sandbank zerschellte ein Schiff mit 276 Passagieren, das auch den Apostel Paulus eigentlich nach Rom bringen sollte.
"Nach unserer Rettung erfuhren wir, dass die Insel Malta hieß. Die Bewohner nahmen uns sehr freundlich auf. Sie luden uns alle ein und machten Feuer, denn es hatte angefangen zu regnen, und es war kalt."
So beschreibt Paulus im letzten Kapitel der Apostelgeschichte im Neuen Testament die Begegnung mit den Einheimischen nach seinem Schiffbruch in Malta vor 1950 Jahren. Drei Monate blieb er auf der Insel, die damals noch Melita hieß. Als Arzt heilte er Seuchen, als Prediger bekehrte er die maltesischen "Barbaren" zu Jesus Christus, und als er einen Schlangenbiss überlebte, erkoren ihn die Insulaner zum Inselheiligen. In der Bucht, in der der Apostel gestrandet war, reiht sich im Sommer Liegestuhl an Liegestuhl, das "Paulaner" Weißbier in den Kneipen und Diskos ist eher ein Zugeständnis an deutsche Touristen denn fromme Verehrung, aber dennoch ist das Städtchen inzwischen auch ein Treffpunkt christlicher "Pilger" aus aller Welt. Ein Wallfahrtsort sozusagen. Einer aus der Pilgergruppe am Strand der Paulusbucht ist Maler und Bildhauer aus dem Rheinland. Seinen richtigen Namen will er nicht preisgeben, er ist halt Künstler:
"El Shalom, ich bin El Shalom."
El Shalom interessiert sich nicht für die Landschaft Maltas, denn die ist trist und karg.
"Als solches überhaupt nicht, die Insel persönlich gar nicht, sondern einfach nur vom Evangelium her, weil hier ein Stück Evangelium passiert ist, ja. Ich war in Israel sehr oft, war in der Türkei, also zu den 'sieben Gemeinden', und jetzt geht's weiter nach Malta, weil hier eben Paulus gewesen. Und der ist hier gestrandet, damals unter dramatischen Folgen, hat hier das Evangelium verkündet, hat hier geheilt, und das ist ein Stück der Bibel, und darum interessiert mich Malta. Es ist ein Stück aus der Heilsgeschichte, aus dem Neuen Testament, und das ist hochinteressant. Wenn ich die Briefe von Paulus nehme: Also das ist Evangelium, das ist das Evangelium"
Nahezu alle 400.000 Malteser, 95 Prozent, praktizieren ihren katholischen Glauben regelmäßig. Die Gotteshäuser sind also, anders als bei uns, voll in Betrieb. Kirchensteuern sind unbekannt, Maltas Gläubige zahlen freiwillig einen Teil ihres Einkommens an ihre Ortsgemeinde. Kaum sind die Deutschen mit ihrem Bus entschwunden, trifft eine Gruppe englischer Pilger in der Saint Paul's Bay ein. Gesponsert von der britischen Zeitschrift "Prophecy Today", "Prophetie Heute". Malcolm, der junge Redakteur des "prophetischen Blattes", ist fast schon ein bisschen entrückt von dieser Welt und fühlt sich seinem Herrn auch schon im Diesseits ganz nah.
"Einige von uns machen eine Inselrundfahrt, und abends treffen wir uns alle mit einer christlichen Organisation, die nennt sich 'Die Geschäftsleute des vollen Evangeliums International'. Wir wollen im Gebet feststellen, was Gott mit Malta vorhat."
Ein Geheimnis, das selbst maltesische Theologen trotz inniger Gebete noch nicht gelüftet haben. Peter Serracino-Inglott, der frühere Rektor der Universität Malta, assistierte vor vielen Jahren dem Papst, als dieser bei der Versenkung einer überlebensgroßen Christusstatue in der Paulusbucht dem Ereignis seinen Segen gab. Als Taucher oder als Passagier eines speziellen U-Bootes kann man die Statue nun in 30 Metern Tiefe besichtigen. Die christliche Tauchstation hat aber auch einen noch "tieferen" Sinn, weiß "Father Peter":
"Der Meeresboden stellt den Platz dar, wo die Kräfte des Bösen versammelt sind. Bei der Idee, die Christus-Statue auf den Meeresboden hinab zu lassen, handelt es sich um einen symbolischen Akt. Er soll klarmachen: Der ganze Kosmos, die ganze natürliche Welt, eben auch die Orte des Bösen, werden umfasst von der Rettung durch Jesus, wie der heilige Paulus ja auch gesagt hat."
Gozo, so heißt die kleine Schwesterinsel Maltas, die eine halbe Stunde entfernt in den türkisen Fluten des Mittelmeeres döst. Hier vergeht die Zeit noch langsamer als in Malta, auch hier trifft man den Apostel an jeder Ecke, doch muss sich der Heilige die Verehrung mit einer Dame teilen. Sie ist rund 7000 Jahre alt und damit noch 5000 Jahre älter als die Jungfrau Maria.
"Ich bin die Göttin. Man wird mich viele Namen nennen: Anaistis, Astarte, Isis, Gaja, Demeter, JUNO. Ich bin so alt wie die ersten Menschen auf Erden. Ich bin das Leben, ich bin die Fruchtbarkeit. Ich bin die Fülle. Hier auf Gozo vor 7000 Jahren werde ich wieder einmal geboren und dies ist das Volk, das mich anbetete."
Vor sechs bis 7000 Jahren landeten die ersten Menschen auf dem maltesischen Archipel und bauten ihre Tempel für die Göttin der Fruchtbarkeit. Überall auf Gozo und Malta finden sich Spuren dieser "Venus von Malta". Dralle Körper, aus Stein gehauen, mit dicken Schenkeln, prallen Brüsten und runden Hüften. "Fat Lady", so nennen Archäologen die Göttin aus einer kargen Zeit, in der Fruchtbarkeit und Leibeskraft als göttliche Gaben galten. Der Volksglaube hat die göttliche Matriarchin dann ins Christliche übersetzt. Gozitanische Statuen und Bilder zeigen Josef mit dem Jesusknaben im Arm, während Maria als heimliche Göttin des Christentums ihre Hände frei hat für Segnungen und Wunderwerke. Manche Tempel haben weibliche Formen, andere wiederum sehen aus wie überdimensionale Kleeblätter. Doreen Sammut von der deutsch-maltesischen Gesellschaft erklärt die Tempelanlage von Gjantija hier auf Gozo:
"Das ist der große Tempel und der kleine Tempel. Kleeblatt, immer Kleeblatt, und immer mit denselben Merkmalen: Konkavfassade, Trylit-Eingang, Altäre, nierenförmige Nischen. Sie sehen aus wie die Kapelle in unseren Kirchen heutzutage, und es gibt immer sechs oder fünf oder drei Apsiden."
Bis vor Kurzem hielt man die Pyramiden in Ägypten für die ältesten Bauwerke der Erde, die neuesten Forschungen aber beweisen, dass die geheimnisvollen Megalith-Tempel auf den maltesischen Inseln mindestens 500 bis 1000 Jahre älter sind. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die gigantischen Felsklötze vom Ghantija-Tempel auf kugelrunden Steinen bewegt worden sind, auf sogenannten "rolling stones", die vor der Erfindung des Rades gebräuchlich waren. Spekulationen schossen ins Kraut: Haben Außerirdische diese kolossalen Monumente errichtet? Waren es wirklich Riesen? Andere Wissenschaftler sprechen von ungewöhnlich kleinwüchsigen Bauherren. Father Peter kümmert solch Vordergründiges wenig. Für den Priester und Professor sind auch die vorchristlichen Tempel Stätten der Begegnung mit Gott.
"Ich denke, die Tempel sind ausgezeichnete meditative Orte. Eine Gelegenheit, Gott zu entdecken, Gott in sich selbst zu entdecken. Denn Gott wirkt ja eher im Innern des Menschen, als dass er transzendent ist. Er spricht in das Herz hinein. Es gibt ein maltesisches Wort dafür, es heißt 'Hemna' und ist sehr schwer zu übersetzen. Es meint eine Atmosphäre der Stille, die ich als 'geladene' Stille, als 'schwangere' Stille beschreiben möchte."
Valletta. In gelben Kalksandstein gehauene Historie. Eine monumentale mittelalterliche Festung, die in Berg- und Talstraßen den Norden Maltas dominiert. Großmeisterpalast und Saint John's Co-Cathedral, die Symbole Maltas, Zeichen einer trotzigen Entschlossenheit, die eigene exponierte Lage an den Reisewegen der Macht zu behaupten. 14.000 Burgherren, so viele Einwohner hat Valletta, erfüllen die einzige Hauptstadt der Welt, die vollständig unter Denkmalschutz steht, mit mediterranem Leben. Vorbei geht's an Mac Donalds Farm und Cartiers Chronometern. Hinterm Schaufenster trägt der blonde Engel Prada, aber die Versuchung des Konsumteufelchens geht ins Leere: Am Tag des Herrn, da ruht der Job im Shop. Im Café Cordina am Republic Square vergisst ein verliebtes Paar die Zeit bei einer Flasche Lacrima Vitae, dem besten Wein aus Malta. Hundert Meter weiter plaudert Blumenhändler George Tabona mit seinen Kundinnen. Er spricht in dieser polyfonen Mixtur aus Arabisch, Italienisch und Englisch davon, welchen Unterschied echte Osterglocken machen, die hier schon im Februar blühen. Und dass sie sind wie Musik, nur dass sie noch duften. Und dass sie gut harmonieren mit gelbem Sandstein und den grünen Holzbalkonen dort oben, von denen mit der Zeit zeitlos gewordene Menschen den Passanten hinterher schauen. Sich erinnernd, dass sie auch mal lebenswild und herzglühend auf der Republic Street Ausschau gehalten haben. Nach einer zärtlichen Geste, nach einem Blick, nach dem einen Augenblick, jenem entscheidenden, der ins Leben einschlägt, so zart wie der Blitz. Vielleicht.
An manchen Wochenenden scheint in Malta ein Bürgerkrieg ausgebrochen zu sein. Der Himmel über der Insel ist übersät mit Explosionen, die Luft ist erfüllt mit ohrenbetäubender Knallerei, und in das Inferno mischt sich das Geläut aller verfügbarer Kirchenglocken. Erschreckte Hunde flitzen um die Ecke und Wolken von Tauben knattern über die Piazza. Aber es ist bloß eine Festa, ein Feiertag zu Ehren des jeweiligen Dorfheiligen. Heute ist es "The Feast of Saint Paul's Shipwreck", der nationale Feiertag zum Andenken an den Schiffbruch des Inselheiligen Paulus, eine Festa, die alljährlich von allen Maltesern am 10. Februar mit Pauken und Trompeten und mit Leib und Seele begangen wird.
Der Band-March, christliche Marschmusik, wie sie nur in Malta zu hören ist, erfüllt die geschmückten Straßen von Valletta. Auf den charakteristischen Balkonen hoch oben über der riesigen Open-Air-Party hängen Menschentrauben. Jeder Ausguck ist mit farbenprächtigen Fahnen geschmückt, Tausende Girlanden mit dem berühmten Malterserkreuz spannen sich von einem Haus zum andern. Kübelweise schmeißt man Konfetti und wochenlang gehortetes Zeitungspapier, fein säuberlich in Streifen gerissen, hinunter ins Geschehen, wo es auf den Mützen der Musikanten oder im Trichter der Trompete oder Tuba landet.
Die Wohnungen sind hell erleuchtet, die Türen stehen stolz weit geöffnet, alles blitzt vor Sauberkeit, heute darf jeder die Einrichtung bewundern. Eine Selbstverständlichkeit auch für den Pensionär Louis Azzopardi, der die Paulus-Festa schon zum 70. Mal feiert.
"Natürlich müssen auch unsere Häuser so hübsch wie möglich aussehen, die meisten Häuser werden zur Festa neu gestrichen. Und ich erinnere mich, als ich ein kleines Kind war, wurden wir neu eingekleidet, jedes Jahr, wenn die Festa vor der Tür stand. Das war ein Muss!"
Schon am frühen Abend wirft man sich in Schale und trifft sich mit Freunden und Verwandten auf dem festlich illuminierten Republic Square. Man steht an eine Ecke gelehnt und staunt. Hinreißende maltesische Schönheiten, wie man sie sonst selten zu Gesicht bekommt, flanieren auf der Republic Street wie auf dem Laufsteg des echten Lebens, verteilen sparsam und mädchenhaft verschmitzt ein kleines Lächeln und hinterlassen nur eine dezente Parfümwolke, die sich binnen Sekunden mit dem Weihrauch aus der Kirche des schiffbrüchigen Paulus mischt.
Die Fassade der Schiffbruchskirche erinnert fast an ein Etablissement aus dem Rotlichtviertel, sie blinkt mit Hunderten von Glühlampen wie ein Spielautomat für Riesen im Takt der detonierenden Donnerschläge unter dem nachtblauen Mittelmeerhimmel.
Im Innern wird der gesamte Kirchenschatz ausgestellt. Die Wände und Pfeiler sind mit rotem Damast behängt, das Silber glänzt frisch poliert, die Altäre sind mit Blumen beladen, und der Schutzpatron wird fast verdeckt von den vielen Sträußen, die von der städtischen Prominenz gestiftet wurden, was man den deutlich lesbaren Widmungskarten entnehmen kann. Natürlich ist heute der Kirchgang erste Bürgerpflicht.
Die Shipwreck-Church, selbst der Fußboden und der Altarraum, sind an diesem 10. Februar so überfüllt, dass die Priester kaum durchkommen. Man nimmt's mit Heiterkeit und winkt vergnügt zur Empore hinauf, wo vielleicht Bruder, Schwester oder Mama den nächsten Choral intonieren:
Bis auf die Straße steht man Schlange, um einen Blick auf die lebensgroße Paulusstatue zu werfen, die gleich auf acht starke Männerschultern gehievt wird und dann ihren Weg durch die Straßen von Valletta antritt. Dies ist der Höhepunkt des Jahres in Malta und garantiert auch nächstes Jahr. Es gibt zwar auch im Sommer noch 63 weitere Festas, aber keine ist so erregend und mitnehmend wie der nationale Feiertag Mitte Februar.
Im 16. Jahrhundert war die Festa ein kleines Dorffest, eine Wohltätigkeitsveranstaltung für die Armen der Gemeinde. Damals wie heute finanziert man die Festa überwiegend aus Spenden. Und wenn sie, wie die Paulusfesta, drei Tage dauert, dann muss jeder Insulaner schon ein paar Euro lockermachen, um den Erfolg zu garantieren. Und wer kein Geld beisteuern kann, der zeigt seine Großzügigkeit auf andere Weise:
"Durch freiwillige Arbeit. Frauen kommen täglich her, um die Kirche zu reinigen, um alles in Ordnung zu halten. Männer kommen nach der Arbeit vorbei, um die Einrichtung aufzupolieren, alles kostenlos. Und Jugendliche dekorieren die Kirche in ihrer Freizeit für den Gottesdienst. Je nachdem, was gerade gemacht werden muss. Wir haben wirklich sehr großzügige Menschen in Malta. Sie steuern nicht so sehr Geld bei, dafür aber viel praktische Arbeit, und die ist auch sehr kostbar."
Organisiert wird die Paulus-Festa jedes Jahr mit absoluter Hingabe von Father Alfred, dem Gemeindepfarrer der Shipwreck-Church. Es macht dem sehr diesseitigen Gottesmann sichtlich Spaß zu feiern, aber vielleicht legt er auch so viel Kreativität an den Tag, weil er sich eines Tages, wenn er seinem Schöpfer gegenübertritt, nicht von dem sagen lassen will: "Mein Sohn Alfred, was hast du aus unserer schönen Festa gemacht." Für Father Alfred besteht jedenfalls kein Zweifel daran, dass die Festa im Himmel weitergeht.
"Ich hoffe darauf. Ich habe mein Leben Gott geweiht. Also hoffe ich, dass ich Gott treffen werde und auch den Heiligen Paulus. Denn Paulus ist der größte der Apostel."
Nein, die Partnervermittlung spielt hier nicht Blinde Kuh, sondern hier sind maltesische Schlitzohren am Werk. Ihr Handwerkszeug sind drei gezinkte Karten, eine ist die Herzdame, und wo die gerade liegt, gilt es herauszufinden. Anders als im richtigen Leben, findet jeder die Herzdame, zumindest zu Anfang. Aber danach, dem richtigen Leben schon deutlich näher, werden die gefoppten Zocker geschröpft. Beträge zwischen fünf und 50 Euro wechseln unter den Augen der Polizei die Besitzer. Rein spielerisch, versteht sich.
Rund um den Tritonenbrunnen werden gerade die 50er und 60erJahre gegeben. Die Hauptdarsteller sind schrille Opas in gelb, rot und weiß. Sie heißen Rambo, Zorro oder Heiliger Georg. Manche tragen niedliche Mützchen gegen die Sonne, andere Schmuck aus gewienertem Chrom und Messing. Alle qualmen sie, alle quietschen sie, und wenn sie sich in Bewegung setzen, grollen und fauchen sie wie wütende Löwen in der Manege. Nur tappen sie nicht auf vier Pfoten dahin, sondern auf vier Rädern und mindestens einem Reserverad: Maltas 508 öffentliche Busse, meist Oldtimer, sind allein schon eine Reise wert! Eine Fahrt mit dem "Heiligen Georg", säkularer Name "Bus Nr. 66", kostet 50 Cent. Erst nach Saint Julians, und dann weiter nach Saint Pauls Bay, zur Paulus Bucht, wo alles begann.
Kinder in Sonntagsschuluniformen, alte Mütterchen, dösende Priester und soeben pleitegegangene Kartenspieler rumpeln auf 50 Jahre alten Kunststoffbänken durch die Vororte der maltesischen Hauptstadt. Der betagte British Leyland ist Eigentum des Chauffeurs. Sein Armaturenbrett, ausgestattet wie ein plüschiger, mobiler Altar, gibt eindrucksvoll Zeugnis davon ab, wie es im heimischen Wohnzimmer des Kraftfahrers aussehen muss: Unter einem Heiligenbild prangt ein Aufkleber mit den (Verkehrs)beruhigenden Worten "Jesus loves me". Im Bus nebenan regiert dagegen der Fußballgott: Juventus Turin auf Handtuch, Schal und Mütze. Der Leyland schnauft, die Türen stehen mangels Klimaanlage offen, während die Heizung unterm Sitz ganze Arbeit leistet. Kurz vor Saint Julians passieren wir eine Marienstatue: Alle Passagiere schließen die Augen und bekreuzigen sich. Der Fahrer auch, aber was soll's, Jesus fährt voran auf der Lebensbahn.
Keine fünf Minuten später ist alles urbane Leben vergessen, wir rollen durch eine hügelige, karge Landschaft - Saint Paul's Bay entgegen. Der Boden ist steinig, es gibt zwar Parzellen, die mit Steinwällen voneinander abgetrennt sind, aber wegen des Wassermangels wird kaum Landwirtschaft betrieben. Kein Wunder, denn in Malta regnet es nur 50 Tage im Jahr. An so einem stürmischen Regentag im Winter des Jahres 60 nach Christus ereignete sich hier ein Unfall mit Folgen. Folgen bis auf den heutigen Tag. Auf einer Sandbank zerschellte ein Schiff mit 276 Passagieren, das auch den Apostel Paulus eigentlich nach Rom bringen sollte.
"Nach unserer Rettung erfuhren wir, dass die Insel Malta hieß. Die Bewohner nahmen uns sehr freundlich auf. Sie luden uns alle ein und machten Feuer, denn es hatte angefangen zu regnen, und es war kalt."
So beschreibt Paulus im letzten Kapitel der Apostelgeschichte im Neuen Testament die Begegnung mit den Einheimischen nach seinem Schiffbruch in Malta vor 1950 Jahren. Drei Monate blieb er auf der Insel, die damals noch Melita hieß. Als Arzt heilte er Seuchen, als Prediger bekehrte er die maltesischen "Barbaren" zu Jesus Christus, und als er einen Schlangenbiss überlebte, erkoren ihn die Insulaner zum Inselheiligen. In der Bucht, in der der Apostel gestrandet war, reiht sich im Sommer Liegestuhl an Liegestuhl, das "Paulaner" Weißbier in den Kneipen und Diskos ist eher ein Zugeständnis an deutsche Touristen denn fromme Verehrung, aber dennoch ist das Städtchen inzwischen auch ein Treffpunkt christlicher "Pilger" aus aller Welt. Ein Wallfahrtsort sozusagen. Einer aus der Pilgergruppe am Strand der Paulusbucht ist Maler und Bildhauer aus dem Rheinland. Seinen richtigen Namen will er nicht preisgeben, er ist halt Künstler:
"El Shalom, ich bin El Shalom."
El Shalom interessiert sich nicht für die Landschaft Maltas, denn die ist trist und karg.
"Als solches überhaupt nicht, die Insel persönlich gar nicht, sondern einfach nur vom Evangelium her, weil hier ein Stück Evangelium passiert ist, ja. Ich war in Israel sehr oft, war in der Türkei, also zu den 'sieben Gemeinden', und jetzt geht's weiter nach Malta, weil hier eben Paulus gewesen. Und der ist hier gestrandet, damals unter dramatischen Folgen, hat hier das Evangelium verkündet, hat hier geheilt, und das ist ein Stück der Bibel, und darum interessiert mich Malta. Es ist ein Stück aus der Heilsgeschichte, aus dem Neuen Testament, und das ist hochinteressant. Wenn ich die Briefe von Paulus nehme: Also das ist Evangelium, das ist das Evangelium"
Nahezu alle 400.000 Malteser, 95 Prozent, praktizieren ihren katholischen Glauben regelmäßig. Die Gotteshäuser sind also, anders als bei uns, voll in Betrieb. Kirchensteuern sind unbekannt, Maltas Gläubige zahlen freiwillig einen Teil ihres Einkommens an ihre Ortsgemeinde. Kaum sind die Deutschen mit ihrem Bus entschwunden, trifft eine Gruppe englischer Pilger in der Saint Paul's Bay ein. Gesponsert von der britischen Zeitschrift "Prophecy Today", "Prophetie Heute". Malcolm, der junge Redakteur des "prophetischen Blattes", ist fast schon ein bisschen entrückt von dieser Welt und fühlt sich seinem Herrn auch schon im Diesseits ganz nah.
"Einige von uns machen eine Inselrundfahrt, und abends treffen wir uns alle mit einer christlichen Organisation, die nennt sich 'Die Geschäftsleute des vollen Evangeliums International'. Wir wollen im Gebet feststellen, was Gott mit Malta vorhat."
Ein Geheimnis, das selbst maltesische Theologen trotz inniger Gebete noch nicht gelüftet haben. Peter Serracino-Inglott, der frühere Rektor der Universität Malta, assistierte vor vielen Jahren dem Papst, als dieser bei der Versenkung einer überlebensgroßen Christusstatue in der Paulusbucht dem Ereignis seinen Segen gab. Als Taucher oder als Passagier eines speziellen U-Bootes kann man die Statue nun in 30 Metern Tiefe besichtigen. Die christliche Tauchstation hat aber auch einen noch "tieferen" Sinn, weiß "Father Peter":
"Der Meeresboden stellt den Platz dar, wo die Kräfte des Bösen versammelt sind. Bei der Idee, die Christus-Statue auf den Meeresboden hinab zu lassen, handelt es sich um einen symbolischen Akt. Er soll klarmachen: Der ganze Kosmos, die ganze natürliche Welt, eben auch die Orte des Bösen, werden umfasst von der Rettung durch Jesus, wie der heilige Paulus ja auch gesagt hat."
Gozo, so heißt die kleine Schwesterinsel Maltas, die eine halbe Stunde entfernt in den türkisen Fluten des Mittelmeeres döst. Hier vergeht die Zeit noch langsamer als in Malta, auch hier trifft man den Apostel an jeder Ecke, doch muss sich der Heilige die Verehrung mit einer Dame teilen. Sie ist rund 7000 Jahre alt und damit noch 5000 Jahre älter als die Jungfrau Maria.
"Ich bin die Göttin. Man wird mich viele Namen nennen: Anaistis, Astarte, Isis, Gaja, Demeter, JUNO. Ich bin so alt wie die ersten Menschen auf Erden. Ich bin das Leben, ich bin die Fruchtbarkeit. Ich bin die Fülle. Hier auf Gozo vor 7000 Jahren werde ich wieder einmal geboren und dies ist das Volk, das mich anbetete."
Vor sechs bis 7000 Jahren landeten die ersten Menschen auf dem maltesischen Archipel und bauten ihre Tempel für die Göttin der Fruchtbarkeit. Überall auf Gozo und Malta finden sich Spuren dieser "Venus von Malta". Dralle Körper, aus Stein gehauen, mit dicken Schenkeln, prallen Brüsten und runden Hüften. "Fat Lady", so nennen Archäologen die Göttin aus einer kargen Zeit, in der Fruchtbarkeit und Leibeskraft als göttliche Gaben galten. Der Volksglaube hat die göttliche Matriarchin dann ins Christliche übersetzt. Gozitanische Statuen und Bilder zeigen Josef mit dem Jesusknaben im Arm, während Maria als heimliche Göttin des Christentums ihre Hände frei hat für Segnungen und Wunderwerke. Manche Tempel haben weibliche Formen, andere wiederum sehen aus wie überdimensionale Kleeblätter. Doreen Sammut von der deutsch-maltesischen Gesellschaft erklärt die Tempelanlage von Gjantija hier auf Gozo:
"Das ist der große Tempel und der kleine Tempel. Kleeblatt, immer Kleeblatt, und immer mit denselben Merkmalen: Konkavfassade, Trylit-Eingang, Altäre, nierenförmige Nischen. Sie sehen aus wie die Kapelle in unseren Kirchen heutzutage, und es gibt immer sechs oder fünf oder drei Apsiden."
Bis vor Kurzem hielt man die Pyramiden in Ägypten für die ältesten Bauwerke der Erde, die neuesten Forschungen aber beweisen, dass die geheimnisvollen Megalith-Tempel auf den maltesischen Inseln mindestens 500 bis 1000 Jahre älter sind. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die gigantischen Felsklötze vom Ghantija-Tempel auf kugelrunden Steinen bewegt worden sind, auf sogenannten "rolling stones", die vor der Erfindung des Rades gebräuchlich waren. Spekulationen schossen ins Kraut: Haben Außerirdische diese kolossalen Monumente errichtet? Waren es wirklich Riesen? Andere Wissenschaftler sprechen von ungewöhnlich kleinwüchsigen Bauherren. Father Peter kümmert solch Vordergründiges wenig. Für den Priester und Professor sind auch die vorchristlichen Tempel Stätten der Begegnung mit Gott.
"Ich denke, die Tempel sind ausgezeichnete meditative Orte. Eine Gelegenheit, Gott zu entdecken, Gott in sich selbst zu entdecken. Denn Gott wirkt ja eher im Innern des Menschen, als dass er transzendent ist. Er spricht in das Herz hinein. Es gibt ein maltesisches Wort dafür, es heißt 'Hemna' und ist sehr schwer zu übersetzen. Es meint eine Atmosphäre der Stille, die ich als 'geladene' Stille, als 'schwangere' Stille beschreiben möchte."
Valletta. In gelben Kalksandstein gehauene Historie. Eine monumentale mittelalterliche Festung, die in Berg- und Talstraßen den Norden Maltas dominiert. Großmeisterpalast und Saint John's Co-Cathedral, die Symbole Maltas, Zeichen einer trotzigen Entschlossenheit, die eigene exponierte Lage an den Reisewegen der Macht zu behaupten. 14.000 Burgherren, so viele Einwohner hat Valletta, erfüllen die einzige Hauptstadt der Welt, die vollständig unter Denkmalschutz steht, mit mediterranem Leben. Vorbei geht's an Mac Donalds Farm und Cartiers Chronometern. Hinterm Schaufenster trägt der blonde Engel Prada, aber die Versuchung des Konsumteufelchens geht ins Leere: Am Tag des Herrn, da ruht der Job im Shop. Im Café Cordina am Republic Square vergisst ein verliebtes Paar die Zeit bei einer Flasche Lacrima Vitae, dem besten Wein aus Malta. Hundert Meter weiter plaudert Blumenhändler George Tabona mit seinen Kundinnen. Er spricht in dieser polyfonen Mixtur aus Arabisch, Italienisch und Englisch davon, welchen Unterschied echte Osterglocken machen, die hier schon im Februar blühen. Und dass sie sind wie Musik, nur dass sie noch duften. Und dass sie gut harmonieren mit gelbem Sandstein und den grünen Holzbalkonen dort oben, von denen mit der Zeit zeitlos gewordene Menschen den Passanten hinterher schauen. Sich erinnernd, dass sie auch mal lebenswild und herzglühend auf der Republic Street Ausschau gehalten haben. Nach einer zärtlichen Geste, nach einem Blick, nach dem einen Augenblick, jenem entscheidenden, der ins Leben einschlägt, so zart wie der Blitz. Vielleicht.
An manchen Wochenenden scheint in Malta ein Bürgerkrieg ausgebrochen zu sein. Der Himmel über der Insel ist übersät mit Explosionen, die Luft ist erfüllt mit ohrenbetäubender Knallerei, und in das Inferno mischt sich das Geläut aller verfügbarer Kirchenglocken. Erschreckte Hunde flitzen um die Ecke und Wolken von Tauben knattern über die Piazza. Aber es ist bloß eine Festa, ein Feiertag zu Ehren des jeweiligen Dorfheiligen. Heute ist es "The Feast of Saint Paul's Shipwreck", der nationale Feiertag zum Andenken an den Schiffbruch des Inselheiligen Paulus, eine Festa, die alljährlich von allen Maltesern am 10. Februar mit Pauken und Trompeten und mit Leib und Seele begangen wird.
Der Band-March, christliche Marschmusik, wie sie nur in Malta zu hören ist, erfüllt die geschmückten Straßen von Valletta. Auf den charakteristischen Balkonen hoch oben über der riesigen Open-Air-Party hängen Menschentrauben. Jeder Ausguck ist mit farbenprächtigen Fahnen geschmückt, Tausende Girlanden mit dem berühmten Malterserkreuz spannen sich von einem Haus zum andern. Kübelweise schmeißt man Konfetti und wochenlang gehortetes Zeitungspapier, fein säuberlich in Streifen gerissen, hinunter ins Geschehen, wo es auf den Mützen der Musikanten oder im Trichter der Trompete oder Tuba landet.
Die Wohnungen sind hell erleuchtet, die Türen stehen stolz weit geöffnet, alles blitzt vor Sauberkeit, heute darf jeder die Einrichtung bewundern. Eine Selbstverständlichkeit auch für den Pensionär Louis Azzopardi, der die Paulus-Festa schon zum 70. Mal feiert.
"Natürlich müssen auch unsere Häuser so hübsch wie möglich aussehen, die meisten Häuser werden zur Festa neu gestrichen. Und ich erinnere mich, als ich ein kleines Kind war, wurden wir neu eingekleidet, jedes Jahr, wenn die Festa vor der Tür stand. Das war ein Muss!"
Schon am frühen Abend wirft man sich in Schale und trifft sich mit Freunden und Verwandten auf dem festlich illuminierten Republic Square. Man steht an eine Ecke gelehnt und staunt. Hinreißende maltesische Schönheiten, wie man sie sonst selten zu Gesicht bekommt, flanieren auf der Republic Street wie auf dem Laufsteg des echten Lebens, verteilen sparsam und mädchenhaft verschmitzt ein kleines Lächeln und hinterlassen nur eine dezente Parfümwolke, die sich binnen Sekunden mit dem Weihrauch aus der Kirche des schiffbrüchigen Paulus mischt.
Die Fassade der Schiffbruchskirche erinnert fast an ein Etablissement aus dem Rotlichtviertel, sie blinkt mit Hunderten von Glühlampen wie ein Spielautomat für Riesen im Takt der detonierenden Donnerschläge unter dem nachtblauen Mittelmeerhimmel.
Im Innern wird der gesamte Kirchenschatz ausgestellt. Die Wände und Pfeiler sind mit rotem Damast behängt, das Silber glänzt frisch poliert, die Altäre sind mit Blumen beladen, und der Schutzpatron wird fast verdeckt von den vielen Sträußen, die von der städtischen Prominenz gestiftet wurden, was man den deutlich lesbaren Widmungskarten entnehmen kann. Natürlich ist heute der Kirchgang erste Bürgerpflicht.
Die Shipwreck-Church, selbst der Fußboden und der Altarraum, sind an diesem 10. Februar so überfüllt, dass die Priester kaum durchkommen. Man nimmt's mit Heiterkeit und winkt vergnügt zur Empore hinauf, wo vielleicht Bruder, Schwester oder Mama den nächsten Choral intonieren:
Bis auf die Straße steht man Schlange, um einen Blick auf die lebensgroße Paulusstatue zu werfen, die gleich auf acht starke Männerschultern gehievt wird und dann ihren Weg durch die Straßen von Valletta antritt. Dies ist der Höhepunkt des Jahres in Malta und garantiert auch nächstes Jahr. Es gibt zwar auch im Sommer noch 63 weitere Festas, aber keine ist so erregend und mitnehmend wie der nationale Feiertag Mitte Februar.
Im 16. Jahrhundert war die Festa ein kleines Dorffest, eine Wohltätigkeitsveranstaltung für die Armen der Gemeinde. Damals wie heute finanziert man die Festa überwiegend aus Spenden. Und wenn sie, wie die Paulusfesta, drei Tage dauert, dann muss jeder Insulaner schon ein paar Euro lockermachen, um den Erfolg zu garantieren. Und wer kein Geld beisteuern kann, der zeigt seine Großzügigkeit auf andere Weise:
"Durch freiwillige Arbeit. Frauen kommen täglich her, um die Kirche zu reinigen, um alles in Ordnung zu halten. Männer kommen nach der Arbeit vorbei, um die Einrichtung aufzupolieren, alles kostenlos. Und Jugendliche dekorieren die Kirche in ihrer Freizeit für den Gottesdienst. Je nachdem, was gerade gemacht werden muss. Wir haben wirklich sehr großzügige Menschen in Malta. Sie steuern nicht so sehr Geld bei, dafür aber viel praktische Arbeit, und die ist auch sehr kostbar."
Organisiert wird die Paulus-Festa jedes Jahr mit absoluter Hingabe von Father Alfred, dem Gemeindepfarrer der Shipwreck-Church. Es macht dem sehr diesseitigen Gottesmann sichtlich Spaß zu feiern, aber vielleicht legt er auch so viel Kreativität an den Tag, weil er sich eines Tages, wenn er seinem Schöpfer gegenübertritt, nicht von dem sagen lassen will: "Mein Sohn Alfred, was hast du aus unserer schönen Festa gemacht." Für Father Alfred besteht jedenfalls kein Zweifel daran, dass die Festa im Himmel weitergeht.
"Ich hoffe darauf. Ich habe mein Leben Gott geweiht. Also hoffe ich, dass ich Gott treffen werde und auch den Heiligen Paulus. Denn Paulus ist der größte der Apostel."