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Katzenhaarallergie
Impfung soll Tiere für Menschen verträglich machen

Schweizer Forscher machen allergiegeplagten Katzenliebhabern Hoffnung. Die Wissenschaftler entwickeln einen Impfstoff gegen die Katzenhaarallergie. Gespritzt werden soll er jedoch nicht den Menschen, sondern den Tieren. Erste Versuche liefen erfolgreich.

Von Dietrich Karl Mäurer | 27.08.2019
Vier kleine Katzen in einem Garten
Katzen streicheln ohne Reue auch für Allergiker - eine Impfung soll es möglich machen (picture alliance/dpa/Patrick Pleul)
Seit bald 10.000 Jahren werden Katzen als Haustiere gehalten - als Freund, Spielgefährte oder als Mäusefänger. Doch etwa zehn Prozent der Menschen reagieren auf Katzen allergisch. Die Allergie äußert sich ganz unterschiedlich, weiß der Immunologe Martin Bachmann von der Universität Bern:
"Es kann leichtes Jucken in der Nase und Tränen in den Augen sein, aber es kann auch im Prinzip lebensbedrohendes Asthma sein."
So unterschiedlich wie die Symptome sind auch die Versuche, die allergischen Reaktionen zu bekämpfen:
"Bis jetzt macht man es mit Kortison oder mit Antihistaminika, das ist aber alles nur symptomatisch, das heißt man behandelt nur die Symptome und die Krankheit selbst wird damit nicht behandelt."
Ein Protein verursacht die Allergie
Ursache der Katzenhaarallergie sind allerdings nicht - wie man meinen möchte - die Haare, sondern ein körpereigenes Protein der Tiere namens 'Fel d 1'. Es kommt in Körperflüssigkeiten der Katzen vor, erklärt Martin Bachmann:
"Hauptsächlich im Speichel. Und wenn sich die Katze säubert mit der Zunge, dann klebt eben das Allergen aus dem Speichel auf den Haaren. So kommt es aus der Katze heraus."
Die Universität Zürich und ein extra gegründetes Tochterunternehmen, dessen Leiter Martin Bachmann ist, forschen seit Jahren im Kampf gegen die Allergie. Dabei setzen sie nicht etwa beim allergiegeplagten Menschen an, sondern bei den Katzen. Sie versuchen:
"das Ausstoßen dieser Allergene zu verhindern. Und das machen wir indem wir diese Katzen immunisieren gegen das Allergen, damit Antikörper im Körper der Katze diese Allergene binden und diese Allergene gar nicht mehr aus der Katze rauskommen."
Sprich, die Katzen werden mit einem Wirkstoff geimpft, einfach unter die Haut. Ganz ähnlich wie bei einer Grippeschutzimpfung bewirkt das Mittel die Bildung von Antikörpern.
"Also wir nehmen das Allergen und wir machen, dass es ausschaut wie ein Virus und dann denkt das Immunsystem der Katze, dass es ein Virus ist und macht entsprechend eine starke Immunantwort dagegen, vor allem Antikörper gegen eben auch das 'Fel d 1', dieses Allergen der Katze."
Tiere werden mehr gestreichelt
Eine Forschungsgruppe der Uni Zürich hat den Impfstoff getestet. Das Mittel sei verträglich und sicher. Auch halte die Impfung eine Weile an. Etwa 70 Tiere wurden bereits geimpft - erzählt Martin Bachmann - mit einem Doppeleffekt:
"Es gibt zwei Aspekte. Einerseits werden die allergischen Symptome beim Menschen reduziert und wir konnten auch zeigen, dass die Katze, wenn man sie immunisiert hat, der Besitzer sie mehr streichelt, dass es mehr Interaktion gibt zwischen dem Besitzer und der Katze. Also es ist gut für die Katze und für den Menschen."
Bleibt die Frage, ob das Protein bei den Katzen nicht eine Funktion hat, die nach der Impfung nicht mehr erfüllt wird. Immunologe Martin Bachmann sagt:
"Ehrlich gesagt weiß man nicht, was dieses Allergen 'Fel d 1' in der Katze macht. Und wir haben eine spezielle Studie gemacht, um zu sehen, ob die Katzen irgendwelche Probleme haben, wenn man sie immunisiert und wir haben bis jetzt nichts gefunden. Es gibt Katzen, die praktisch kein 'Fel d 1' natürlicherweise haben und die haben auch keine Probleme."
In weniger als drei Jahren soll der Impfstoff auf den Markt kommen. Dann dürfen auch Allergiker ihren Lieblingen ganz nah sein. Angedacht ist übrigens auch ein Impfstoff für Hunde. Dessen Entwicklung sei allerdings etwas komplizierter.