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Kaum Rettung in Sicht

Schon seit mehreren Jahren macht ein Pilz der Schwarzkiefer vor allem in Österreich und Süddeutschland zu schaffen. Mancherorts haben die Schäden bedrohliche Ausmaße angenommen. Einer der größten zusammenhängenden Schwarzkiefern-Bestände steht in Unterfranken, unweit von Würzburg. Ein Besuch vor Ort.

Von Christoph Kersting |
    Wir stehen hier an der Krone einer gefällten Schwarzkiefer, im Unterschied zur normalen Waldkiefer, die bei uns eigentlich jeder kennt, hat die Schwarzkiefer längere Nadeln, ist keine einheimische Baumart, sondern kommt aus dem Mittelmeerraum, ist also eine eingebürgerte Baumart. Und wenn man sich diese Krone ansieht: man sieht, hoppla, da sind einzelne Triebspitzen, also Nadeljahrgänge des letzten Jahres, die ganz braun sind. Und diese Braunfärbung kommt von einem Pilzbefall, Diplodia nennt man diesen Pilz, der diese ersten Nadeljahrgänge befällt, das Kanbium, das ist die Wachstumsschicht des Baumes, abtötet, und dann stirbt eben der Trieb ab.

    Waren es in früheren Jahren einzelne Bäume, die der Pilz befallen hatte, so beobachtet Forstamtsleiter Stephan Thierfelder seit dem letzten Sommer eine dramatische Zunahme befallener Schwarzkiefern im Raum Würzburg:

    Inzwischen ist es so, dass sowohl von der Gesamtfläche, wo der Pilz auftritt, sich ausgeweitet hat, wo man immer wieder einzelne Kronen sieht mit befallenen Triebspitzen, einzelne Kronen, die komplett braun sind, aber hier im Bereich des Gemeindewaldes Erlabrunn, da haben wir eine Fläche, wo es fast schon flächig Ausfälle gibt, wo der Bestand sich auflöst, wo der Boden freigelegt ist, wo man also sagt: Da geht es um den Fortbestand des Waldes.

    Und das Diplodia-Triebsterben ist kein regionales Problem. Vor allem Österreich mit seinen großen Kiefernbeständen ist betroffen. In Deutschland seien neben dem süddeutschen Raum vor allem die Schwarzkiefern-Bestände in Sachsen-Anhalt und Hamburg von dem Pilz bedroht, heißt es bei der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig. Dabei hat vor allem der extrem heiße Sommer des vergangenen Jahres zur Verbreitung von Diplodia beigetragen. In Einzelfällen kann der Pilz auch die weit verbreitete Waldkiefer befallen, etwa wenn die Bäume durch Hagelschlag beschädigt sind. Bleibt die Frage: Was kann man tun gegen das Absterben der Schwarzkiefern? – Stephan Thierfelder:

    Eine klassische Bekämpfung als solche scheidet aus. Wenn man Pilz hört, könnt`man sich ja überlegen, da gibt es doch bestimmt irgendein Fungizid, irgendeinen Wirkstoff, mit dem man vom Hubschrauber aus oder so den Pilz bekämpft. Gibt`s aber a) kein zugelassenes Mittel, und außerdem wäre das auch wenig erfolgreich, weil der Pilz, wie gesagt,überall mit seinen Sporen vertreten ist, man müsste dann wiederholt bekämpfen, und das wäre auch für das ganze Öko-System nicht sinnvoll. Die zweite Möglichkeit wäre, befallene Bäume auszuhauen. Das hätte allerdings zur Folge, dass man auch die leicht befallenen holen müsste, dann wäre der Bestand hier sehr stark aufgelichtet, und außerdem hätten wir dann weiterhin die Sporen in abgestorbenen Triebteilen am Boden, d.h. die Sporen wären weiterhin da und würden die restlichen Bäume infizieren. Für uns ist jetzt das Hauptaugenmerk darauf gelegt, dass an diesem schwierigen Standort eine neue Waldgeneration wieder hochkommt, d.h. wir haben jetzt hier einen Zaun, einen Kulturzaun hingestellt und hoffen, dass im Schutz dieses Kulturzaunes sich ein neuer Wald einstellt, und dieser Wald, der ist zum Teil schon da.

    Sollte sich der Pilz weiter ausbreiten, so droht die Schwarzkiefer nach und nach aus deutschen Wäldern zu verschwinden. Laut Braunschweiger Bundesanstalt ist auch ein Neuanbau eher unwahrscheinlich.