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Kedus Giorgis statt Borussia Dortmund

Während in Europa Bayern und Dortmund für Wirbel sorgen, ist auch in Afrika die Champions League in vollem Gange. In Äthiopien reichte Kedus Giorgis heute ein 0:0 gegen den ägyptischen Erstligisten Zamalek, um in die Endrunde der afrikanischen Champions League zu kommen

Von Benno Müchler |
    Fast ausverkauftes Haus. La Ola geht über die Ränge. 500 Birr, umgerechnet 20 Euro, kostete ein Platz auf der Tribüne. So teuer waren die Tickets noch nie beim äthiopischen Rekordmeister, Kedus Giorgis. Fan Wasyhun Endris ist euphorisch:

    "Wir werden auf jeden Fall gewinnen. Ich habe das letzte Spiel in Ägypten gesehen. Sie hätten schon dort beinahe alles klar gemacht. Aber sie haben ihre Chancen nicht genutzt. Deswegen gab's nur ein Unentschieden. Aber heute schlagen wir sie auf jeden Fall."

    Es wäre das erste Mal, dass Giorgis in die Endrunde der afrikanischen Champions League einzöge. Damit ist es das wichtigste Spiel in der Vereinsgeschichte. Doch es ist kein einfaches Spiel. An diesem Sonntag ist Fasika, das Osterfest der äthiopisch-orthodoxen Christen, zu der sich über 50 Prozent der Bevölkerung bekennen. Mehr als 50 Tage strenges Fasten stand davor. Und schon nach 1 Minute und 43 Sekunden steht es 0:1 für die Ägypter.

    "Die Erwartungen sind natürlich groß. Aber es wird'n sau schweres Spiel, weil man darf nicht vergessen, es ist immerhin Zamalek, einer der Spitzenclubs, nicht nur Ägyptens, sondern auch von ganz Afrika. Sie sind uns sicherlich von der Erfahrung her überlegen."

    …, sagt Michael Krüger. Der 58-Jährige Deutsche ist seit einem Jahr Trainer bei Kedus Giorgis. Krüger, der früher Alemannia Aachen trainierte und Eintracht Braunschweig in die 2. Bundesliga brachte, ist kein Unbekannter in Afrika. Er gewann bereits einmal mit einem ägyptischen Klub den afrikanischen Pokal der Pokalsieger und wurde in Sudan Meister. Krüger verfolgt mit Spannung die europäische Champions League. Überraschungen wie Dortmund gebe es auch zunehmend in Afrika.

    "Generell muss man sagen, dass sich der afrikanische Fußball natürlich in den letzten Jahren unglaublich entwickelt hat. Vor allem viele kleine Länder, die man vorher gar nicht auf dem Zettel hatte, haben sich enorm entwickelt. Andere große Nationen wie Kamerun oder selbst auch Ägypten stagnieren halt n' bisschen."

    Auch wenn Äthiopien als zweit-bevölkerungsreichstes Land Afrikas zu den großen Nationen gehört, war das Land seit Jahren ein Fußballzwerg. Das ändert sich jedoch gerade. Nach 31 Jahren nahm Äthiopien dieses Jahr erstmals wieder an der afrikanischen Kontinentalmeisterschaft teil und ist drauf und dran sich für die Fußball-Weltmeisterschaft zu qualifizieren.

    Und auch heute hätten die Äthiopier beinahe einmal mehr für eine Überraschung gesorgt. In Minute 14 glich Giorgis aus. Kurz vor der Pause gelang der Führungstreffer. Doch drei Minuten vor Spielende machte Zamalek das 2:2 und Giorgis war draußen. Fan Wasyhun ist

    "Ich bin sehr, sehr traurig."

    Mehr wollte er dann nicht mehr sagen.