Paola schiebt ihren Gepäckwagen durch das Terminal 4 auf dem Madrider Flughafen Barajas. Der Trolley ist vollbeladen mit Koffern und Taschen, und obendrauf sitzt Paolas kleine Tochter. Als der Check-in für den Flug IB 6741 nach Bogotá aufgerufen wird, kann die Kolumbianerin die Tränen nicht mehr zurückhalten: Paola verlässt Spanien - für immer.
" Es ist so hart, wenn deine Träume platzen. Und es ist noch viel härter, wenn du mit so viel Illusionen gekommen bist, und dann lassen sie dich alleine, und du musst dich ganz alleine mit deinem Kind durchschlagen. "
Die spanische Regierung indes weint Paola keine Träne nach - im Gegenteil: Gerade hat sie ein Programm aufgelegt, das Einwanderern ganz offiziell die Rückkehr in ihre Heimatländer schmackhaft machen soll. Arbeitsminister Celestino Corbacho:
" Die Regierung arbeitet an einem Plan, der als Basis dienen soll, um zur Rückkehr anzureizen und sie zu erleichtern. Das soll über die Auszahlung der Renten- und Sozialversicherungsbeiträge geschehen, die diese Personen bisher eingezahlt haben "
Eine Million Immigranten soll so überredet werden, Spanien zu verlassen - eine komplette Kehrtwende in der Einwanderungspolitik: Noch im Wahlkampf im vergangenen Frühjahr hatte Regierungschef José Luis Rodriguez Zapatero gebetsmühlenartig versichert, wie wichtig die 4,5 Millionen Einwanderer für das Land seien. Doch dann platzte die Immobilienblase, die Hauptsäule des Wirtschaftsbooms. Auf dem Bau werden reihenweise Leute entlassen, und die ersten, die fliegen, sind natürlich die Ausländer. Einer von ihnen ist Manuel aus Ecuador:
" Ich will zurück, aber ich habe kein Geld. Ich bin so verzweifelt, dass ich um Hilfe bitten muss - mal sehen, ob ich meine Familie schon mal nach Hause schicken kann. Ich muss hier noch Schulden bezahlen, und dann haue ich auch ab. "
Spanien, einst das gelobte Land der Einwanderer, zeigt ihnen plötzlich die kalte Schulter: Offiziell beteuert die Regierung, sie sehe Einwanderung als grundsätzlich positives Phänomen und empört sich über die restriktive Immigrationspolitik Italiens oder Frankreichs. Hinter den Kulissen allerdings verhandelt sie mit Paris über einen EU-weiten Einwanderungspakt. Dabei sollen die harten französischen Vorschläge, wie ein Integrationsvertrag für Ausländer, abgemildert werden. Genau den hatte Spaniens konservativer Oppositionschef Mariano Rajoy im Wahlkampf gefordert:
" Mit diesem Vertrag verpflichtet sich der Immigrant, die Gesetz zu erfüllen, die Gewohnheiten der Spanier zu respektieren, die Sprache zu lernen, und Steuern und Abgaben zu zahlen wie alle anderen auch. "
Auch wenn die legalen Einwanderer diese Auflagen ohnehin erfüllen: Mit der "Das-Boot-ist-voll"-Parole hatten die Konservativen gepunktet, denn sie hatten die Stimmung auf der Straße ziemlich präzise und lange vor der Regierung erfasst.
" Das gilt auch für die Ausländer. Wenn sie hier leben, müssen sie sich an unsere Gewohnheiten halten. "
Solche Töne sind relativ neu in Spanien, doch Wirtschaftskrise und Angst um die eigene Existenz haben der Aufnahmebereitschaft einen empfindlichen Dämpfer versetzt. Auch die Einwandererverbände notieren eine ablehnendere Haltung gegenüber Immigranten. Auffällig ist, dass sie sich weniger gegen die illegalen Flüchtlinge aus Afrika richtet, die nachts mit Booten auf den Kanaren landen - denn mit vielen von deren Herkunftsländern hat Spanien Rückführungsabkommen geschlossen. In den Blickpunkt rücken immer mehr die legalen Einwanderer, die schon längst Wurzeln im Land geschlagen haben. Da nutzt es wenig, dass Regierungschef Zapatero betont, für diese Immigranten gebe es doch längst einen Integrationsvertrag:
" Der Vertrag eines Einwanderers, der nach Spanien kommt, und der nur auf legale Weise kommen kann, ist unser Gesetzbuch. "
Das ist ebenso richtig wie realitätsfern. So bewerten große Teile der spanischen Öffentlichkeit den gerade gefassten umstrittenen EU-Beschluss zur Abschiebung illegaler Einwanderer als skandalöse Kriminalisierung. Das heißt aber nicht, dass sie weiter mit offenen Armen dastünden, wie das in den vergangenen Jahren der Fall war. Deswegen erntet der Rückkehr-Plan von Arbeitsminister Corbacho auch bei Migranten-Verbänden durchaus mehr Lob als Kritik: Rumänen zum Beispiel wird massiv bei der Suche nach Arbeit in ihrem Heimatland geholfen. Auch die ecuadorianische Einwanderer-Organisation Rumiñahui findet die Idee vernünftig. Eine echte Lösung sei sie aber nicht, meint Sprecher Vladimir Paspuel
" Man kann noch so hohe Mauern errichten, um die Migration zu stoppen. Angesichts der herrschenden Armut wird sie aber weitergehen, solange die großen Industrieländer sich nicht entscheiden, die Herkunftsländer ökonomisch wachsen zu lassen. "
Die spanische Rückkehr-Prämie alleine reicht dafür nicht aus.
" Es ist so hart, wenn deine Träume platzen. Und es ist noch viel härter, wenn du mit so viel Illusionen gekommen bist, und dann lassen sie dich alleine, und du musst dich ganz alleine mit deinem Kind durchschlagen. "
Die spanische Regierung indes weint Paola keine Träne nach - im Gegenteil: Gerade hat sie ein Programm aufgelegt, das Einwanderern ganz offiziell die Rückkehr in ihre Heimatländer schmackhaft machen soll. Arbeitsminister Celestino Corbacho:
" Die Regierung arbeitet an einem Plan, der als Basis dienen soll, um zur Rückkehr anzureizen und sie zu erleichtern. Das soll über die Auszahlung der Renten- und Sozialversicherungsbeiträge geschehen, die diese Personen bisher eingezahlt haben "
Eine Million Immigranten soll so überredet werden, Spanien zu verlassen - eine komplette Kehrtwende in der Einwanderungspolitik: Noch im Wahlkampf im vergangenen Frühjahr hatte Regierungschef José Luis Rodriguez Zapatero gebetsmühlenartig versichert, wie wichtig die 4,5 Millionen Einwanderer für das Land seien. Doch dann platzte die Immobilienblase, die Hauptsäule des Wirtschaftsbooms. Auf dem Bau werden reihenweise Leute entlassen, und die ersten, die fliegen, sind natürlich die Ausländer. Einer von ihnen ist Manuel aus Ecuador:
" Ich will zurück, aber ich habe kein Geld. Ich bin so verzweifelt, dass ich um Hilfe bitten muss - mal sehen, ob ich meine Familie schon mal nach Hause schicken kann. Ich muss hier noch Schulden bezahlen, und dann haue ich auch ab. "
Spanien, einst das gelobte Land der Einwanderer, zeigt ihnen plötzlich die kalte Schulter: Offiziell beteuert die Regierung, sie sehe Einwanderung als grundsätzlich positives Phänomen und empört sich über die restriktive Immigrationspolitik Italiens oder Frankreichs. Hinter den Kulissen allerdings verhandelt sie mit Paris über einen EU-weiten Einwanderungspakt. Dabei sollen die harten französischen Vorschläge, wie ein Integrationsvertrag für Ausländer, abgemildert werden. Genau den hatte Spaniens konservativer Oppositionschef Mariano Rajoy im Wahlkampf gefordert:
" Mit diesem Vertrag verpflichtet sich der Immigrant, die Gesetz zu erfüllen, die Gewohnheiten der Spanier zu respektieren, die Sprache zu lernen, und Steuern und Abgaben zu zahlen wie alle anderen auch. "
Auch wenn die legalen Einwanderer diese Auflagen ohnehin erfüllen: Mit der "Das-Boot-ist-voll"-Parole hatten die Konservativen gepunktet, denn sie hatten die Stimmung auf der Straße ziemlich präzise und lange vor der Regierung erfasst.
" Das gilt auch für die Ausländer. Wenn sie hier leben, müssen sie sich an unsere Gewohnheiten halten. "
Solche Töne sind relativ neu in Spanien, doch Wirtschaftskrise und Angst um die eigene Existenz haben der Aufnahmebereitschaft einen empfindlichen Dämpfer versetzt. Auch die Einwandererverbände notieren eine ablehnendere Haltung gegenüber Immigranten. Auffällig ist, dass sie sich weniger gegen die illegalen Flüchtlinge aus Afrika richtet, die nachts mit Booten auf den Kanaren landen - denn mit vielen von deren Herkunftsländern hat Spanien Rückführungsabkommen geschlossen. In den Blickpunkt rücken immer mehr die legalen Einwanderer, die schon längst Wurzeln im Land geschlagen haben. Da nutzt es wenig, dass Regierungschef Zapatero betont, für diese Immigranten gebe es doch längst einen Integrationsvertrag:
" Der Vertrag eines Einwanderers, der nach Spanien kommt, und der nur auf legale Weise kommen kann, ist unser Gesetzbuch. "
Das ist ebenso richtig wie realitätsfern. So bewerten große Teile der spanischen Öffentlichkeit den gerade gefassten umstrittenen EU-Beschluss zur Abschiebung illegaler Einwanderer als skandalöse Kriminalisierung. Das heißt aber nicht, dass sie weiter mit offenen Armen dastünden, wie das in den vergangenen Jahren der Fall war. Deswegen erntet der Rückkehr-Plan von Arbeitsminister Corbacho auch bei Migranten-Verbänden durchaus mehr Lob als Kritik: Rumänen zum Beispiel wird massiv bei der Suche nach Arbeit in ihrem Heimatland geholfen. Auch die ecuadorianische Einwanderer-Organisation Rumiñahui findet die Idee vernünftig. Eine echte Lösung sei sie aber nicht, meint Sprecher Vladimir Paspuel
" Man kann noch so hohe Mauern errichten, um die Migration zu stoppen. Angesichts der herrschenden Armut wird sie aber weitergehen, solange die großen Industrieländer sich nicht entscheiden, die Herkunftsländer ökonomisch wachsen zu lassen. "
Die spanische Rückkehr-Prämie alleine reicht dafür nicht aus.