Der irische Osteraufstand dauerte etwa drei Wochen lang. Er forderte über 500 Menschenleben und 2500 Verletzte. Die Rebellen hatten keine demokratische Rechtfertigung für ihr Tun, ja, sie wussten vorweg, dass ihr Vorhaben scheitern musste, weil eine Waffenlieferung aus Deutschland den Briten in die Hände gefallen war. Das Ganze war als trotziges, blutiges Fanal angelegt. Die offizielle Lesart klingt anders, denn vor 90 Jahren wurde auch der irische Staat geboren:
"Die Rebellion belebte Irlands Forderung nach Unabhängigkeit aufs Neue,"
sagt der irische Senator Martin Mansergh.
"Und wir wissen nicht, ob es später eine friedlichere Chance gegeben hätte."
Mansergh ist nicht nur Historiker, er beriet auch mehrere irische Premierminister in der Nordirlandpolitik. Er weiß deshalb besser als viele andere, dass nicht nur der irische Staat Anspruch auf die Rebellen von 1916 erhebt.
Gerry Adams, Präsident der Sinn-Féin-Partei und ehemaliger Kommandant der Irisch-Republikanischen Armee, beschreibt den Osteraufstand als Herausforderung an die britische Supermacht. Adams lobt den Mut, die Entschlossenheit und den Freiheitswillen der Rebellen – trotz ihrer mangelhaften Planung und Ausrüstung.
Nicht nur für Adams liegen die Parallelen auf der Hand: Wer die Aufständischen von 1916 zu Helden macht, kann die IRA, die 1970 in Nordirland aus demselben Gedankengut heraus zu neuem Leben erwachte, nur schwer verurteilen. Doch jetzt, wo diese IRA sich auf friedfertige Methoden verpflichtet und abgerüstet hat, will die irische Regierung diesen Abgrenzungsversuch wagen. Premierminister Bertie Ahern verkündete seinem Parteitag schon letztes Jahr, er wolle zum Jubiläum die vor 36 Jahren eingemottete Militärparade erstmals wieder abhalten: Das irische Volk müsste den Geist von 1916 wieder beanspruchen, denn der sei nicht das Eigentum jener, die republikanische Ideale missbrauchten und entwerteten.
Damit waren die heutige IRA und Sinn Féin gemeint, eine Partei, die inzwischen auch in der Republik Irland erfolgreich um Stimmen wirbt, oftmals auf Kosten von Aherns Regierungspartei. Doch Adams, der so lange auf militärische Mittel setzte, hatte für den Vorschlag Aherns nur Spott übrig.
""Ist eine Militärparade wirklich das beste Mittel, dieser Idealisten zu gedenken?","
fragte Adams rhetorisch und winkte ab.
35 Jahre lang wütete die IRA in Nordirland im Namen einer imaginären irischen Nation, unter Berufung auf die Rebellen von 1916. Jene waren nachträglich legitimiert worden, denn die Unterhauswahl von 1918 bescherte der damaligen Sinn-Féin-Partei eine überwältigende Mehrheit. Und auch die heutige Sinn Féin ist inzwischen zur größten Repräsentantin der nordirischen Nationalisten geworden. Doch der Aufmarsch von Soldaten vor der Dubliner Hauptpost, dem Hauptquartier der Osterrebellen, soll jegliches Missverständnis beenden, wer denn genau heute auf den Schultern der damaligen Rebellen steht: Denn pikanterweise nennen sich sowohl die IRA als auch die irische Armee auf irisch "Oglaigh na hEirenann". Es gibt nur eine Organisation dieses Namens, sagt Premierminister Ahern, die offizielle Armee, und das sind die Rechtsnachfolger der Rebellen.
So geht es letztlich am Sonntag sowohl um das staatliche Gewaltmonopol als auch um handfeste parteipolitische Interessen. Ob die Auferstehung der Militärparade den besten Weg zu diesem verständlichen Ziel darstellt, wird bezweifelt, zum Beispiel vom Publizisten Eoghan Harris. Die Verherrlichung von Revolverhelden sei ein Irrweg, meint er, nicht zuletzt, weil 150.000 Iren damals in den Reihen der britischen Armee für das Selbstbestimmungsrecht kleiner Völker kämpften.
Bertie Ahern scheint das inzwischen auch begriffen zu haben. Am letzten Sonntag rief er das neue, bunte, wohlhabende und hektische Irland zu einer gemeinsamen Suche nach kollektiven Werten auf, zur Entwicklung von Bürgersinn und zur Definition einer zeitgemäßen Identität. Das hätte er vielleicht von Anfang an tun sollen.
"Die Rebellion belebte Irlands Forderung nach Unabhängigkeit aufs Neue,"
sagt der irische Senator Martin Mansergh.
"Und wir wissen nicht, ob es später eine friedlichere Chance gegeben hätte."
Mansergh ist nicht nur Historiker, er beriet auch mehrere irische Premierminister in der Nordirlandpolitik. Er weiß deshalb besser als viele andere, dass nicht nur der irische Staat Anspruch auf die Rebellen von 1916 erhebt.
Gerry Adams, Präsident der Sinn-Féin-Partei und ehemaliger Kommandant der Irisch-Republikanischen Armee, beschreibt den Osteraufstand als Herausforderung an die britische Supermacht. Adams lobt den Mut, die Entschlossenheit und den Freiheitswillen der Rebellen – trotz ihrer mangelhaften Planung und Ausrüstung.
Nicht nur für Adams liegen die Parallelen auf der Hand: Wer die Aufständischen von 1916 zu Helden macht, kann die IRA, die 1970 in Nordirland aus demselben Gedankengut heraus zu neuem Leben erwachte, nur schwer verurteilen. Doch jetzt, wo diese IRA sich auf friedfertige Methoden verpflichtet und abgerüstet hat, will die irische Regierung diesen Abgrenzungsversuch wagen. Premierminister Bertie Ahern verkündete seinem Parteitag schon letztes Jahr, er wolle zum Jubiläum die vor 36 Jahren eingemottete Militärparade erstmals wieder abhalten: Das irische Volk müsste den Geist von 1916 wieder beanspruchen, denn der sei nicht das Eigentum jener, die republikanische Ideale missbrauchten und entwerteten.
Damit waren die heutige IRA und Sinn Féin gemeint, eine Partei, die inzwischen auch in der Republik Irland erfolgreich um Stimmen wirbt, oftmals auf Kosten von Aherns Regierungspartei. Doch Adams, der so lange auf militärische Mittel setzte, hatte für den Vorschlag Aherns nur Spott übrig.
""Ist eine Militärparade wirklich das beste Mittel, dieser Idealisten zu gedenken?","
fragte Adams rhetorisch und winkte ab.
35 Jahre lang wütete die IRA in Nordirland im Namen einer imaginären irischen Nation, unter Berufung auf die Rebellen von 1916. Jene waren nachträglich legitimiert worden, denn die Unterhauswahl von 1918 bescherte der damaligen Sinn-Féin-Partei eine überwältigende Mehrheit. Und auch die heutige Sinn Féin ist inzwischen zur größten Repräsentantin der nordirischen Nationalisten geworden. Doch der Aufmarsch von Soldaten vor der Dubliner Hauptpost, dem Hauptquartier der Osterrebellen, soll jegliches Missverständnis beenden, wer denn genau heute auf den Schultern der damaligen Rebellen steht: Denn pikanterweise nennen sich sowohl die IRA als auch die irische Armee auf irisch "Oglaigh na hEirenann". Es gibt nur eine Organisation dieses Namens, sagt Premierminister Ahern, die offizielle Armee, und das sind die Rechtsnachfolger der Rebellen.
So geht es letztlich am Sonntag sowohl um das staatliche Gewaltmonopol als auch um handfeste parteipolitische Interessen. Ob die Auferstehung der Militärparade den besten Weg zu diesem verständlichen Ziel darstellt, wird bezweifelt, zum Beispiel vom Publizisten Eoghan Harris. Die Verherrlichung von Revolverhelden sei ein Irrweg, meint er, nicht zuletzt, weil 150.000 Iren damals in den Reihen der britischen Armee für das Selbstbestimmungsrecht kleiner Völker kämpften.
Bertie Ahern scheint das inzwischen auch begriffen zu haben. Am letzten Sonntag rief er das neue, bunte, wohlhabende und hektische Irland zu einer gemeinsamen Suche nach kollektiven Werten auf, zur Entwicklung von Bürgersinn und zur Definition einer zeitgemäßen Identität. Das hätte er vielleicht von Anfang an tun sollen.