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"Keimzelle für den Zerfall der Werte"

Am Rande der "Urban Age"-Konferenz über die Zukunft der Städte hat der Geschäftsführer der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft in Berlin, Wolfgang Nowak, mehr Investitionen in die Infrastruktur der Städte gefordert. "Was die Städte am meisten bedroht, ist die riesige Kriminalität, hier ist Prävention notwendig", sagte Nowak.

    Der Verwahrlosung auch deutscher Städte müsse Einhalt geboten werden, denn sie sei die Keimzelle des Zerfalls der Werte und des gegenseitigen Respekts unter den Menschen. So sollte nach Auffassung Nowaks viel mehr in den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland investiert werden, um ihn sicherer zu machen.

    Als "erschreckende Beispiele" für die Verwahrlosung von Städten nannte Nowak Johannesburg und Mexiko-Stadt, wo ganze Viertel nicht mehr kontrollierbar und regierbar seien. In Mexiko-Stadt sei das bei über 40 Prozent des Stadtgebiets der Fall.

    Die Ursache für diese Entwicklung sieht Nowak in der Hoffnungslosigkeit der Landbevölkerung, die sich in den urbanen Gebieten eine bessere Zukunft erhoffe: "Die Menschen fliehen in die Städte, weil es auf dem Land keine Verdienstmöglichkeiten mehr gibt. So werden die Städte zu Orten der Hoffnung, gleichzeitig bilden sich um die Städte herum aber entsetzliche Slumringe", sagte Nowak.

    Bis zum Jahr 2020 würden weltweit mehr als 1,4 Milliarden Menschen in Slums leben. "Krankheitsherde entstehen, viele Enttäuschte gehen fundamentalistischen Sekten auf den Leim".

    Nowak sieht für die wachsenden Metropolen aber auch "Ansätze von Hoffnung, weil eine neue Form der Regierbarkeit entsteht": Viele kleine und lokale Zentren vor Ort versuchten, die Einstellung der Bevölkerung zu verändern, hin zu einer Änderung des Verhaltens und hin zu mehr Engagement jedes einzelnen für seine Stadt.
    Diese lokalen Initiativen müssten aber viel stärker unterstützt werden, denn oft würden sie dadurch erstickt, dass immer wieder massenhaft neue Einwanderer in die Städte kommen, sagte Nowak.