Im Industriehafen von Poti bessert Dschambur Tsotsoria die Strasse aus. Seit 18 Jahren schon arbeitet er hier, hat den Niedergang des Landes in den neunziger Jahren erlebt und, wie es in den letzten Jahren langsam wieder bergauf ging mit dem Hafen von Poti. Dann kam der 8. August. Tsotsoria war gerade auf dem Kran.
"Erst habe ich gedacht, irgendetwas im Hafen sei explodiert. Alles war voller Rauch, man konnte nichts mehr sehen."
Erst später begriff Tsotsoria, dass das ein Luftangriff der russischen Armee war. Acht Schiffe der georgischen Marine und der Küstenwache wurden von den Russen versenkt. Mauern und Gebäude sind von Granatsplittern durchlöchert. Der Hafen liegt seitdem so gut wie lahm. Von knapp zwei Dutzend Kränen bewegen sich gerade mal zwei. Erschwerend kommt hinzu, dass der Hafen von Poti von den Russen kontrolliert wird. Gut zwei Kilometer entfernt haben sie sich eingegraben, nach georgischen Angaben sind es etwa hundert Soldaten, genau weiß das niemand. Von Normalität kann keine Rede sein. Tsotsoria:
"Die Russen sind ja mehrfach hier gewesen und haben den Hafen geplündert. Amerikanische Autos haben sie auch mitgenommen. Wir haben keine Ahnung, wann sie abziehen. Je eher, desto besser. Vorbei ist das keineswegs. Wir haben jede Nacht Angst, dass wieder etwas passiert."
Chef des Industriehafens ist der Brite Alan Middleton. Der Hafen gehört zu 49 Prozent dem georgischen Staat, zu 51 Prozent einer Firma aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Eigentümer prüfen gerade, ob sie Russland wegen der Schäden vor einem internationalen Gericht verklagen können. Absehbar war so etwas für Middleton nicht.
"Ganz sicher nicht. Das stand nicht in der Stellenausschreibung. Georgien galt als stabiles Land. Poti hat sich in den letzten vier bis fünf Jahren wirtschaftlich sehr positiv entwickelt, die Kapazitäten des Hafens sind nahezu ausgereizt, und wir planen, im Norden von Poti einen neuen Hafen zu bauen - genau dort, wo die Russen sich gerade niedergelassen haben."
Im Hafen der Küstenwache geht unterdessen ein Mann mit Fotoapparat über den Kai. Lascha Zarginawa arbeitet für eine Lokalzeitung in Poti und versucht, die Zerstörungen zu dokumentieren. Einmal haben die Russen ihn schon seinen Fotoapparat abgenommen, jetzt hat er einen neuen. Er steuert auf ein weißes Schiff der Küstenwache zu. Es liegt mit dem Heck auf Grund. Rettungswesten treiben im öligen Wasser. Aufgerissene Medikamentenpackungen liegen herum.
Die Russen haben mitgenommen, was nicht niet und nagelfest war. Und sie kommen immer wieder. Das Wachpersonal ergreift die Flucht, sobald sich die Soldaten nähern. Lascha Zarginawa schaut besorgt auf den Ölfilm im Hafenwasser.
"Die Regierung von Poti hat keinen Handlungsspielraum, denn die Stadt ist so gut wie besetzt. Die Stadtverwaltung versucht jetzt, die Versorgung der Bevölkerung mit Energie, Lebensmitteln, Medikamenten aufrecht zu erhalten. Mehr können sie nicht tun. Denn die Russen können machen, was sie wollen."
Widerstand gibt es kaum. Zwar sind ein paar hundert Bewohner von Poti vor wenigen Tagen zu dem russischen Posten vor die Stadt gezogen, um zu protestieren, aber die Russen haben sich davon nicht beeindrucken lassen. In der Stadt kocht das Leben unterdessen auf Sparflamme. Viele Cafes sind geschlossen. Auch im Restaurant von Ina Nanubaschwili sitzen nur drei Männer am Tresen.
Ina Nanubaschwili ist Russin, sie lebt seit mehr als 30 Jahren in Poti. Sie habe nie Probleme mit den Georgiern gehabt, betont sie, auch jetzt nicht, nach der Besatzung. Ihr bereitet etwas anderes Sorge:
"Ich miete dieses Restaurant, und ich kann die Miete schon jetzt nicht mehr bezahlen. Natürlich werde ich schließen. Was bleibt mir sonst übrig? In diesen schweren Zeiten geht niemand ins Restaurant. Da denkt doch jeder ans Überleben."
Auch der Journalist Lascha Zarginawa sorgt sich. Nie sei den Georgiern vom großen Nachbarn Russland so klar gemacht worden, wie verwundbar sie seien.
"Die materiellen Schäden sind schlimm, aber die moralischen sind noch schlimmer. In den Neunzigern konnten die Leute aus Abchasien wenigstens noch zu uns nach Georgien fliehen. Jetzt aber können wir nirgendwo mehr Schutz suchen, weil die russischen Soldaten jederzeit überall auf georgisches Gebiet vordringen können. So sieht das heute aus."
"Erst habe ich gedacht, irgendetwas im Hafen sei explodiert. Alles war voller Rauch, man konnte nichts mehr sehen."
Erst später begriff Tsotsoria, dass das ein Luftangriff der russischen Armee war. Acht Schiffe der georgischen Marine und der Küstenwache wurden von den Russen versenkt. Mauern und Gebäude sind von Granatsplittern durchlöchert. Der Hafen liegt seitdem so gut wie lahm. Von knapp zwei Dutzend Kränen bewegen sich gerade mal zwei. Erschwerend kommt hinzu, dass der Hafen von Poti von den Russen kontrolliert wird. Gut zwei Kilometer entfernt haben sie sich eingegraben, nach georgischen Angaben sind es etwa hundert Soldaten, genau weiß das niemand. Von Normalität kann keine Rede sein. Tsotsoria:
"Die Russen sind ja mehrfach hier gewesen und haben den Hafen geplündert. Amerikanische Autos haben sie auch mitgenommen. Wir haben keine Ahnung, wann sie abziehen. Je eher, desto besser. Vorbei ist das keineswegs. Wir haben jede Nacht Angst, dass wieder etwas passiert."
Chef des Industriehafens ist der Brite Alan Middleton. Der Hafen gehört zu 49 Prozent dem georgischen Staat, zu 51 Prozent einer Firma aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Eigentümer prüfen gerade, ob sie Russland wegen der Schäden vor einem internationalen Gericht verklagen können. Absehbar war so etwas für Middleton nicht.
"Ganz sicher nicht. Das stand nicht in der Stellenausschreibung. Georgien galt als stabiles Land. Poti hat sich in den letzten vier bis fünf Jahren wirtschaftlich sehr positiv entwickelt, die Kapazitäten des Hafens sind nahezu ausgereizt, und wir planen, im Norden von Poti einen neuen Hafen zu bauen - genau dort, wo die Russen sich gerade niedergelassen haben."
Im Hafen der Küstenwache geht unterdessen ein Mann mit Fotoapparat über den Kai. Lascha Zarginawa arbeitet für eine Lokalzeitung in Poti und versucht, die Zerstörungen zu dokumentieren. Einmal haben die Russen ihn schon seinen Fotoapparat abgenommen, jetzt hat er einen neuen. Er steuert auf ein weißes Schiff der Küstenwache zu. Es liegt mit dem Heck auf Grund. Rettungswesten treiben im öligen Wasser. Aufgerissene Medikamentenpackungen liegen herum.
Die Russen haben mitgenommen, was nicht niet und nagelfest war. Und sie kommen immer wieder. Das Wachpersonal ergreift die Flucht, sobald sich die Soldaten nähern. Lascha Zarginawa schaut besorgt auf den Ölfilm im Hafenwasser.
"Die Regierung von Poti hat keinen Handlungsspielraum, denn die Stadt ist so gut wie besetzt. Die Stadtverwaltung versucht jetzt, die Versorgung der Bevölkerung mit Energie, Lebensmitteln, Medikamenten aufrecht zu erhalten. Mehr können sie nicht tun. Denn die Russen können machen, was sie wollen."
Widerstand gibt es kaum. Zwar sind ein paar hundert Bewohner von Poti vor wenigen Tagen zu dem russischen Posten vor die Stadt gezogen, um zu protestieren, aber die Russen haben sich davon nicht beeindrucken lassen. In der Stadt kocht das Leben unterdessen auf Sparflamme. Viele Cafes sind geschlossen. Auch im Restaurant von Ina Nanubaschwili sitzen nur drei Männer am Tresen.
Ina Nanubaschwili ist Russin, sie lebt seit mehr als 30 Jahren in Poti. Sie habe nie Probleme mit den Georgiern gehabt, betont sie, auch jetzt nicht, nach der Besatzung. Ihr bereitet etwas anderes Sorge:
"Ich miete dieses Restaurant, und ich kann die Miete schon jetzt nicht mehr bezahlen. Natürlich werde ich schließen. Was bleibt mir sonst übrig? In diesen schweren Zeiten geht niemand ins Restaurant. Da denkt doch jeder ans Überleben."
Auch der Journalist Lascha Zarginawa sorgt sich. Nie sei den Georgiern vom großen Nachbarn Russland so klar gemacht worden, wie verwundbar sie seien.
"Die materiellen Schäden sind schlimm, aber die moralischen sind noch schlimmer. In den Neunzigern konnten die Leute aus Abchasien wenigstens noch zu uns nach Georgien fliehen. Jetzt aber können wir nirgendwo mehr Schutz suchen, weil die russischen Soldaten jederzeit überall auf georgisches Gebiet vordringen können. So sieht das heute aus."