Archiv


Kein deutsches Hulu?

RTL Deutschland und die ProSiebenSat.1 Media AG wollten gemeinsam ihre Fernsehinhalte im Netz zur Verfügung stellen, werbefinanziert und offen für andere, auch öffentlich-rechtliche TV-Anbieter. Aber dem Bundeskartellamt ist das Konzept zu einseitig. Jetzt wollen die Sender nachbessern.

Von Bettina Schmieding |
    500 Millionen Dollar will Hulu in diesem Jahr verdienen. Die Online Videoplattform ist in den USA ein großer Erfolg. Kein Wunder, bietet sie den Zuschauern doch etwas, was das normale Fernsehen nicht bietet: Unabhängigkeit von festen Sendezeiten.

    Fernsehen, immer, überall und kostenlos, mit diesem Konzept hat Hulu schon mehr als dreißig Millionen US-Amerikaner überzeugt. Und immer mehr sind sogar bereit, ein Abonnement bei Hulu zu kaufen. 225 TV-Sender liefern ihre aktuellen Fernsehserien zu, darunter auch große Networks wie ABC und CBS. Hulu verdient sein Geld zurzeit vor allem mit den Werbespots, die innerhalb der Sendungen ausgestrahlt werden. Fünfzig bis siebzig Prozent dieser Werbeeinnahmen gehen direkt an die zuliefernden Sender. Großartige Idee, finden auch die deutschen Privatsender.

    Mit Fernsehen alleine können Fernsehsender im Internetzeitalter nicht mehr punkten. Die Mediengruppe ProSiebenSat.1 hat vor drei Monaten die Online-Videothek Maxdome komplett übernommen. ARD und ZDF stellen ihre Inhalte in eigenen Mediatheken zur Verfügung und auch RTL versucht, die Verwertungskette für ihre Produkte im Internet zu verlängern. Bevor Hulu uns den deutschen Markt wegschnappt, machen wir das lieber selber, haben RTL und ProSiebenSat.1 gedacht und eine gemeinsame Online Videoplattform konzipiert. Die hatte noch nicht einmal einen Namen, als das Bundeskartellamt in der vergangenen Woche die Bremse zog und den Sendern eine Abmahnung schickte.

    "Sie sind nur offen für Fernsehsender, aber sie sind darüber hinaus eben nicht offen. Wir wollen verhindern, dass hier für kleinere Anbieter für die Zukunft Türen zugeschlagen werden."

    An welche kleineren Anbieter Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamtes, denkt, das verrät er nicht. Aber es stellt sich tatsächlich die Frage, welche Chancen ein Internetdienst wie Zattoo mit seinem Online-Fernsehen haben könnte, wenn die beiden privaten TV-Dickschiffe RTL und ProSiebenSat.1 in Zukunft im Internet gemeinsame Sache machen. Doch die Gefahr kommt nach Ansicht von Jürgen Brautmeier aus einer ganz anderen Richtung

    "Wenn die, die solche Fernsehprogramme veranstalten, es nicht selber machen dürfen, dann freuen sich die, die von außen kommen, die nicht Fernsehveranstalter sind, wie zum Beispiel Youtube oder Google oder Hulu, denn dann machen sie es."

    Jürgen Brautmeier sagt, es störe ihn, dass das Bundeskartellamt wieder einmal nur die wirtschaftliche Seite gesehen habe. Als Chef der nordrhein-westfälischen Landesmedienanstalt sorgt er sich naturgemäß um die Vielfaltsicherung im deutschen Rundfunk. Und die stehe in direkter Abhängigkeit zu den Refinanzierungsmöglichkeiten der Privatsender, sagt Brautmeier. Und das meint natürlich auch RTL-Sprecher Christian Körner:

    "Und wenn man weiter denkt, stellt man fest, dass es für Zuschauer doch deutlich einfacher und attraktiver ist, anstelle sich fünf, sechs, sieben Plattformen anzuschauen und zu gucken, ob ich bei der ZDF Mediathek, bei RTL Now oder bei ProSieben oder Sat.1 einzeln nachzuschauen, auf eine einzige Plattform zu gehen, wo ich weiß, dort finde ich Fernsehinhalte, die im deutschen oder österreichischen Fernsehen laufen, die ich verpasst habe und ich habe hier die Chance auf einer einzigen Website mich für einen Sender oder auch für mehrere zu entscheiden und dort nachzuschauen das jeweilige Programm, was ich verpasst habe."

    Das Bundeskartellamt gibt den Sendern noch zwei Wochen Zeit nachzubessern. Was sie auf den Tisch legen werden, ist noch nicht klar. Aber es muss ihnen rasch etwas einfallen, wollen sie das Fernsehen im Internet nicht der Konkurrenz aus den USA überlassen.