Blumenthal: Herr Mrasek, mit welchen Ergebnissen gehen die Experten in Kopenhagen auseinander?
Mrasek: Ja, sie gehen mit der Erkenntnis auseinander und publizieren das mittlerweile auch, dass das Problem, das Klimaproblem, noch drängender geworden ist. Wir kennen die Emissionstrends, die wir immer noch haben: die weltweiten CO2- oder Treibhausgasemissionen steigen weiterhin. Eigentlich sollten sie ja sinken, denn wir haben die Industrieländer, die Verpflichtungen nach dem Kyoto-Protokoll eingegangen sind. Andererseits gibt es auch Schwellenländer wie China und Indien, die zwar noch einen sehr geringen Pro-Kopf-Verbrauch haben, aber auch sehr, sehr stark insgesamt bei den Emissionen zulegen. Also, es gibt einen Trend weiterhin steigender, ungebremst steigender Emissionen. Auf der anderen Seite sind die Helfershelfer, die wir haben, das sind die so genannten natürlichen Senken, Wälder oder der Ozean, generell die terrestrische Biosphäre, offensichtlich auch dabei, ihre Fähigkeit ein bisschen einzubüßen, CO2 aufzunehmen. Nicht alles CO2, das wir unmittelbar in die Atmosphäre emittieren, bleibt ja dort, sondern ein Teil, ungefähr die Hälfte, geht sowohl in die Landvegetation wie auch in den Ozean. Hier wird berichtet, dass es Hinweise darauf gibt, dass zum Beispiel der Ozean gebietsweise in seiner Fähigkeit nachlässt CO2 zu speichern. Es gibt auch aktuelle Studien, die hier zitiert werden, dass zum Beispiel der Amazonas-Regenwald - eigentlich, wenn er intakt ist, eine CO2-Senke, also, die viel CO2 schluckt - wenn er zu trocken wird und Bäume sterben, dann sogar zu einer CO2-Quelle wird. Wir hatten, oder ich hatte tatsächlich heute Gelegenheit, mit australischen Wissenschaftlern zu sprechen, die sind verantwortlich für das so genannte global carbon project, also das weltweite Kohlenstoffprojekt. Das ist ein internationales Forschungsprojekt, in dem genau Buch geführt wird über den Kohlenstoff-Kreislauf, über Emissionen und dergleichen. Diese Wissenschaftler waren heute so freundlich, vorläufige Zahlen für 2018 nennen, obwohl die noch nicht veröffentlicht sind. Demnach sind auch im letzten Jahr die CO2-Emissionen um 2,3 ppm gewachsen. Dieses 2,3 ist eine kleine Zahl, das scheint jedenfalls eine kleine Zahl zu sein. Das gibt den Anteil an, den das Molekül CO2 an der Gesamtzahl von Teilchen in der Atmosphäre hat. Und das ist ein höherer Anstieg als im Mittel der ganzen Dekade. Und das war völlig überraschend, sagen die Forscher, denn man muss unterstellen, wir haben eine Finanzkrise, dadurch sollte der Energieverbrauch eigentlich reduziert werden. Das sollte eigentlich auch zu geringeren CO2-Emissionen führen. Außerdem war 2008 ein vergleichsweise kühles Jahr. Im Pazifik herrschten so genannte La-Nina-Bedingungen, die sind mit einer allgemeinen Abkühlung verbunden oder zumindest mit einer nicht so starken Erwärmung. Und dann ist das so, dass diese Senken eigentlich weniger CO2 abgeben, oder mehr CO2 schlucken sollten, lassen Sie mich das so formulieren. Insofern sehr überraschend. Und die Konsequenz, und die Folgerung, die man daraus schließen kann: Es gibt Stimmen, die sagen schon, wenn die Finanzkrise kommt, müssen wir uns vielleicht nicht mehr so viel kümmern, oder wir haben eine Verschnaufpause. Nein, im Gegenteil, aus irgendeinem Grund legen diese Emission weiter ungebremst so. Einmal, weil die Emissionen der Industrie- und Schwellenländer überproportional stark steigen, oder, weil die Senken eben, wie schon angesprochen, in ihrer Fähigkeiten nachlassen, CO2 einzuspeichern. Das weiß man im Moment noch nicht, aber auch der absolut aktuelle Trend für 2008 ist, was die CO2-Konzentration und die Zunahme in der Atmosphäre anbelangt, leider eher pessimistisch zu sehen.
Blumenthal: Ganz kurze Nachfrage: gibt es schon Erklärungen für diese überraschenden Zahlen, für diesen Anstieg und diese Entwicklungen?
Mrasek: Gibt es im Moment nicht. Aber die Vermutung ist, wie gesagt, dass die Industrie- und Schwellenländer doch viel stärker in ihren Emissionen zugenommen haben als man hätte annehmen können. Oder dass dieses Nachlassen der Senken in ihrer Fähigkeit, CO2 zu schlucken, also des Meeres und der Landoberfläche, der Wälder, vielleicht schon schneller abnimmt als man vermutet hat. Also diese Tendenz ist bereits erkennbar, der Trend, dass die Senken nicht mehr so effektiv CO2 schlucken, was da genau abläuft, das bleibt einer Veröffentlichung des Jahres vorbehalten, wenn dieses global carbon project die detaillierten Ergebnisse vorstellen möchte.
Mrasek: Ja, sie gehen mit der Erkenntnis auseinander und publizieren das mittlerweile auch, dass das Problem, das Klimaproblem, noch drängender geworden ist. Wir kennen die Emissionstrends, die wir immer noch haben: die weltweiten CO2- oder Treibhausgasemissionen steigen weiterhin. Eigentlich sollten sie ja sinken, denn wir haben die Industrieländer, die Verpflichtungen nach dem Kyoto-Protokoll eingegangen sind. Andererseits gibt es auch Schwellenländer wie China und Indien, die zwar noch einen sehr geringen Pro-Kopf-Verbrauch haben, aber auch sehr, sehr stark insgesamt bei den Emissionen zulegen. Also, es gibt einen Trend weiterhin steigender, ungebremst steigender Emissionen. Auf der anderen Seite sind die Helfershelfer, die wir haben, das sind die so genannten natürlichen Senken, Wälder oder der Ozean, generell die terrestrische Biosphäre, offensichtlich auch dabei, ihre Fähigkeit ein bisschen einzubüßen, CO2 aufzunehmen. Nicht alles CO2, das wir unmittelbar in die Atmosphäre emittieren, bleibt ja dort, sondern ein Teil, ungefähr die Hälfte, geht sowohl in die Landvegetation wie auch in den Ozean. Hier wird berichtet, dass es Hinweise darauf gibt, dass zum Beispiel der Ozean gebietsweise in seiner Fähigkeit nachlässt CO2 zu speichern. Es gibt auch aktuelle Studien, die hier zitiert werden, dass zum Beispiel der Amazonas-Regenwald - eigentlich, wenn er intakt ist, eine CO2-Senke, also, die viel CO2 schluckt - wenn er zu trocken wird und Bäume sterben, dann sogar zu einer CO2-Quelle wird. Wir hatten, oder ich hatte tatsächlich heute Gelegenheit, mit australischen Wissenschaftlern zu sprechen, die sind verantwortlich für das so genannte global carbon project, also das weltweite Kohlenstoffprojekt. Das ist ein internationales Forschungsprojekt, in dem genau Buch geführt wird über den Kohlenstoff-Kreislauf, über Emissionen und dergleichen. Diese Wissenschaftler waren heute so freundlich, vorläufige Zahlen für 2018 nennen, obwohl die noch nicht veröffentlicht sind. Demnach sind auch im letzten Jahr die CO2-Emissionen um 2,3 ppm gewachsen. Dieses 2,3 ist eine kleine Zahl, das scheint jedenfalls eine kleine Zahl zu sein. Das gibt den Anteil an, den das Molekül CO2 an der Gesamtzahl von Teilchen in der Atmosphäre hat. Und das ist ein höherer Anstieg als im Mittel der ganzen Dekade. Und das war völlig überraschend, sagen die Forscher, denn man muss unterstellen, wir haben eine Finanzkrise, dadurch sollte der Energieverbrauch eigentlich reduziert werden. Das sollte eigentlich auch zu geringeren CO2-Emissionen führen. Außerdem war 2008 ein vergleichsweise kühles Jahr. Im Pazifik herrschten so genannte La-Nina-Bedingungen, die sind mit einer allgemeinen Abkühlung verbunden oder zumindest mit einer nicht so starken Erwärmung. Und dann ist das so, dass diese Senken eigentlich weniger CO2 abgeben, oder mehr CO2 schlucken sollten, lassen Sie mich das so formulieren. Insofern sehr überraschend. Und die Konsequenz, und die Folgerung, die man daraus schließen kann: Es gibt Stimmen, die sagen schon, wenn die Finanzkrise kommt, müssen wir uns vielleicht nicht mehr so viel kümmern, oder wir haben eine Verschnaufpause. Nein, im Gegenteil, aus irgendeinem Grund legen diese Emission weiter ungebremst so. Einmal, weil die Emissionen der Industrie- und Schwellenländer überproportional stark steigen, oder, weil die Senken eben, wie schon angesprochen, in ihrer Fähigkeiten nachlassen, CO2 einzuspeichern. Das weiß man im Moment noch nicht, aber auch der absolut aktuelle Trend für 2008 ist, was die CO2-Konzentration und die Zunahme in der Atmosphäre anbelangt, leider eher pessimistisch zu sehen.
Blumenthal: Ganz kurze Nachfrage: gibt es schon Erklärungen für diese überraschenden Zahlen, für diesen Anstieg und diese Entwicklungen?
Mrasek: Gibt es im Moment nicht. Aber die Vermutung ist, wie gesagt, dass die Industrie- und Schwellenländer doch viel stärker in ihren Emissionen zugenommen haben als man hätte annehmen können. Oder dass dieses Nachlassen der Senken in ihrer Fähigkeit, CO2 zu schlucken, also des Meeres und der Landoberfläche, der Wälder, vielleicht schon schneller abnimmt als man vermutet hat. Also diese Tendenz ist bereits erkennbar, der Trend, dass die Senken nicht mehr so effektiv CO2 schlucken, was da genau abläuft, das bleibt einer Veröffentlichung des Jahres vorbehalten, wenn dieses global carbon project die detaillierten Ergebnisse vorstellen möchte.