Ein mit Bunstiften auf Papier gekritzeltes Segelschiff hängt an der Wand der der Beratungsstelle des Mütter-Netzwerks in Madrid - daneben das Poster einer schwangeren Frau, die sich liebevoll über den Bauch streichelt. Hier berät Esperanza Puente junge Frauen, die ungewollt schwanger geworden sind. 1500 waren es im letzten Jahr. Vor einem Schwangerschaftsabbruch warnt Esperanza Puente aus eigener Erfahrung:
"Niemand erklärte mir vor 13 Jahren, was genau passiert, wie mein Kind sterben wird, welche seelischen und körperlichen Schäden ich haben könnte. Abtreibungen können zu schweren Verletzungen in der Gebärmutter führen, zu Verhaltensstörungen, Angstzuständen, Schuldgefühlen oder Magersucht. Einige Frauen wollen danach nie mehr sexuelle Beziehungen haben, andere werden sexuell besonders freizügig, zu Alkoholikerinnen, oder sie werden drogenabhängig."
Trotz des geschilderten Schreckensszenarios beteuert Esperanza Puente, die Frauen sollten selbst entscheiden, ob sie ihr Kind austragen wollen oder nicht. Wer sich dafür entscheidet, könne in Frauenhäusern gebären und dort anschließend bis zu 18 Monaten leben. Esperanza Puente hält nichts vom Schwangerschaftsabbruch, aber auch nichts von moderner Verhütung.
"Aus gesundheitlichen Gründen raten wir zu natürlichen Verhütungsmethoden. Es gibt immer mehr schädliche Mittel, aber über die Temperaturmethode redet niemand. Und dann gibt es noch die Keuschheit. Darüber muss man reden. Die Leute haben das Recht, alle Möglichkeiten zur Verhütung zu kennen."
Im Madrider Nachtleben im Modeviertel Antón Martín hört kaum jemand auf solche Ratschläge. An der Kneipentheke wird heftig geflirtet. Das muss nichts heißen, sagt der 21-jährige Antonio, der auch Berlin gut kennt. Die jungen Spaniern seien nicht freizügiger als junge Deutsche, aber auch Empfehlungen zur Enthaltsamkeit hätten kaum Erfolg, sagt er:
"Ab 16 oder 17 wird Sex zu einem wichtigen Thema, dann ist man sogar fast besessen davon. Wer dann nicht richtig informiert ist, bekommt natürlich ein Problem. Aber ehrlich gesagt, mir hat auch noch niemand gesagt, ich solle es nicht machen."
Raquel neben ihm nickt. Solche Empfehlungen seien weit weg von den jungen Leuten. In dem Alter entdecke man sich ganz neu. Sexualität sei etwas Schönes, warum solle man darauf verzichten, fragt sie.
Im gleichen Stadtteil liegt das "Centro Joven", ein Jugendzentrum der spanischen Vereinigung für Familienplanung. Am Wochenende war es immer besonders voll, erklärt dort die Frauenärztin Concepción Martín. Für junge Frauen, die die Pille danach benötigen, war das "Centro Joven" eine bekannte Anlaufstelle. Doch die Subventionen für den Dienst wurden gestrichen. An den Wochenenden ist das Zentrum jetzt geschlossen. Dabei könne die "Pille danach" viele Abtreibungen vermeiden, erklärt Concpeción Martín:
"Viele sehen darin eine Abtreibungspille. Für viele ist die Eizelle sofort nach ihrer Befruchtung menschliches Leben und hat eine Seele. Die Wissenschaft sagt hingegen ganz klar: Es ist ein Verhütungsmittel für den Notfall. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge könnte damit die Hälfte der Schwangerschaftsabbrüche verhindert werden. Aber hier in Madrid weigern sich die Krankenhäuser sogar, vergewaltigten Frauen das Medikament zu verschreiben."
Das Centro Joven verschreibt nicht nur die "Pille danach". Es führt auch normale gynäkologische Untersuchungen durch, verschreibt auch Hormonpräperate zur Empfängnisverhütung oder erklärt den Gebrauch von Präservativen. Wer solchen Anlaufstellen die Mittel kürze und statt dessen die bei jungen Frauen besonders unsichere Temperaturmethode oder gar Enthaltsamkeit empfehle, brauche sich über die vielen Abtreibungen nicht zu wundern, sagt Concepción Martín:
"Wir wollen nicht, dass die Leute alle abtreiben. Das wäre absurd. Frauen, die ihr Kind austragen möchten, haben wir auch schon an das Mütter-Netzwerk weitergeleitet. Es stimmt auch, es gibt viel zu wenig Hilfen für Mütter in solchen Notlagen. Es stimmt aber genauso, dass es eine schwere Hypothek für die Zukunft einer 16-Jährigen ist, ein Kind zu bekommen. Selbst 16-Jährige ohne finanzielle Probleme wollen darum abtreiben. Sie sollten sich frei dafür entscheiden können."
"Niemand erklärte mir vor 13 Jahren, was genau passiert, wie mein Kind sterben wird, welche seelischen und körperlichen Schäden ich haben könnte. Abtreibungen können zu schweren Verletzungen in der Gebärmutter führen, zu Verhaltensstörungen, Angstzuständen, Schuldgefühlen oder Magersucht. Einige Frauen wollen danach nie mehr sexuelle Beziehungen haben, andere werden sexuell besonders freizügig, zu Alkoholikerinnen, oder sie werden drogenabhängig."
Trotz des geschilderten Schreckensszenarios beteuert Esperanza Puente, die Frauen sollten selbst entscheiden, ob sie ihr Kind austragen wollen oder nicht. Wer sich dafür entscheidet, könne in Frauenhäusern gebären und dort anschließend bis zu 18 Monaten leben. Esperanza Puente hält nichts vom Schwangerschaftsabbruch, aber auch nichts von moderner Verhütung.
"Aus gesundheitlichen Gründen raten wir zu natürlichen Verhütungsmethoden. Es gibt immer mehr schädliche Mittel, aber über die Temperaturmethode redet niemand. Und dann gibt es noch die Keuschheit. Darüber muss man reden. Die Leute haben das Recht, alle Möglichkeiten zur Verhütung zu kennen."
Im Madrider Nachtleben im Modeviertel Antón Martín hört kaum jemand auf solche Ratschläge. An der Kneipentheke wird heftig geflirtet. Das muss nichts heißen, sagt der 21-jährige Antonio, der auch Berlin gut kennt. Die jungen Spaniern seien nicht freizügiger als junge Deutsche, aber auch Empfehlungen zur Enthaltsamkeit hätten kaum Erfolg, sagt er:
"Ab 16 oder 17 wird Sex zu einem wichtigen Thema, dann ist man sogar fast besessen davon. Wer dann nicht richtig informiert ist, bekommt natürlich ein Problem. Aber ehrlich gesagt, mir hat auch noch niemand gesagt, ich solle es nicht machen."
Raquel neben ihm nickt. Solche Empfehlungen seien weit weg von den jungen Leuten. In dem Alter entdecke man sich ganz neu. Sexualität sei etwas Schönes, warum solle man darauf verzichten, fragt sie.
Im gleichen Stadtteil liegt das "Centro Joven", ein Jugendzentrum der spanischen Vereinigung für Familienplanung. Am Wochenende war es immer besonders voll, erklärt dort die Frauenärztin Concepción Martín. Für junge Frauen, die die Pille danach benötigen, war das "Centro Joven" eine bekannte Anlaufstelle. Doch die Subventionen für den Dienst wurden gestrichen. An den Wochenenden ist das Zentrum jetzt geschlossen. Dabei könne die "Pille danach" viele Abtreibungen vermeiden, erklärt Concpeción Martín:
"Viele sehen darin eine Abtreibungspille. Für viele ist die Eizelle sofort nach ihrer Befruchtung menschliches Leben und hat eine Seele. Die Wissenschaft sagt hingegen ganz klar: Es ist ein Verhütungsmittel für den Notfall. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge könnte damit die Hälfte der Schwangerschaftsabbrüche verhindert werden. Aber hier in Madrid weigern sich die Krankenhäuser sogar, vergewaltigten Frauen das Medikament zu verschreiben."
Das Centro Joven verschreibt nicht nur die "Pille danach". Es führt auch normale gynäkologische Untersuchungen durch, verschreibt auch Hormonpräperate zur Empfängnisverhütung oder erklärt den Gebrauch von Präservativen. Wer solchen Anlaufstellen die Mittel kürze und statt dessen die bei jungen Frauen besonders unsichere Temperaturmethode oder gar Enthaltsamkeit empfehle, brauche sich über die vielen Abtreibungen nicht zu wundern, sagt Concepción Martín:
"Wir wollen nicht, dass die Leute alle abtreiben. Das wäre absurd. Frauen, die ihr Kind austragen möchten, haben wir auch schon an das Mütter-Netzwerk weitergeleitet. Es stimmt auch, es gibt viel zu wenig Hilfen für Mütter in solchen Notlagen. Es stimmt aber genauso, dass es eine schwere Hypothek für die Zukunft einer 16-Jährigen ist, ein Kind zu bekommen. Selbst 16-Jährige ohne finanzielle Probleme wollen darum abtreiben. Sie sollten sich frei dafür entscheiden können."