"Das ist ein richtig schönes altes BASF-Tonband, Lieden aus dem Dritten Reich, von Norbert Schutze. Unter anderem auch "Lilli Marleen". Und das kann ich jetzt mal anmachen..""
Die Originalaufnahme mit Lale Andersen aus dem Jahr 1939: Doktorand Oliver Kopf führt seine Schätze vor. Die so genannte Prieberg-Sammlung, mit Musik aus der Zeit des Nationalsozialismus. Weltweit einmalige Dokumente. Über Künstler und ihre Rolle im Dritten Reich. Oliver Kopf betreut sie. In Zukunft wird er die Kostbarkeiten aber bloß anhören können. Denn für die wissenschaftliche Bearbeitung fehlen der Uni Kiel die Mittel. Gerhard Fouquet, Prorektor der Universität:
"Es ist in der Tat kein Geld da. Und wir sind im Forschungsbereich zur Zeit nicht mehr konkurrenzfähig zu süddeutschen Universitäten. Und das ist im Grunde nur ein Symptom für das Problem: Ausfinanzierung von Forschung und Lehre!"
Mindestens 3.000 Euro bräuchten die Musikwissenschaftler für ihre Sammlung. Als Bezahlung für Betreuer Oliver Kopf. Die Hälfte, also 1500 Euro fehlen noch. Die Kieler Forscher haben im Moment gerade genug Geld, um ein Inhaltsverzeichnis der Prieberg-Sammlung zu schreiben.
Professor Bernd Sponheuer:
"So kann man sich das vorstellen. Man wird grob wissen, was enthalten ist, zum Beispiel in den einzelnen Archiv-Dokumenten. Aber das wird nicht ausreichen, um sich darin gut zurechtzufinden."
Ein ausführlicher Katalog, eine Datenbank fürs Internet: Alles unerschwinglich für die Uni Kiel. Der freudigen Nachricht über den Erwerb der Sammlung vor einem halben Jahr folgt nun die Ernüchterung. Andreas Speer, Philosophieprofessor an der Uni Köln, kann das gut nachvollziehen. Den Geisteswissenschaften fehlten in Deutschland schlicht die Haushaltsmittel. Und Geld aus Stiftungen bekomme man nicht:
"Stiftungen sind ja nun auch klug geworden. Für laufende Kosten, Haushaltsdefizite, bekommt man nirgendwo Gelder. Ob in Nordrhein-Westfalen, Bremen, auch in Bayern ist es nicht besser. Und wenn man die Forderungen des Wissenschaftsrates hört, dass wir die Zahl der Studierenden aufstocken wollen, dann frage ich mich, wie das mit den derzeitigen Haushaltsmitteln geleistet werden soll. "
Das stimme zwar, meint auch Hubertus Kohle, Professor für Kunstgeschichte an der Uni München. Aber:
"Wir könnten uns jetzt von morgens bis abends darüber ärgern, dass wir von der Uni das Geld nicht kriegen. Aber das wird auch nichts dran ändern. Die Unis sind einfach derart unterfinanziert, dass das letztlich nur zu Magengeschwüren führt!"
Besonders Professoren aus den historischen Wissenschaften würden zu oft klagen. Statt sich Neuem zu öffnen, so Hubertus Kohle:
"Es gibt eben eine ganze Menge unter uns, die beschäftigen sich nicht nur mit der Vergangenheit sondern sie versuchen auch, die Vergangenheit zu erhalten. Ich würde zum Beispiel immer sagen, dass wir uns intensiver um die Neuen Medien kümmern müssten. In diesem Bereich liegt das Geld zwar nicht auf der Strasse. Aber da ist es sehr viel einfacher, an solche Drittmittel heranzukommen."
Forschungsergebnisse, die im Internet veröffentlicht werden, E-Learning: All das werde zu wenig genutzt, so der Münchner Professor. Der Kieler Musikwissenschaftler Bernd Sponheuer hat die Hoffnung auf weitere Mittel von der Universität für die Sammlung "Musik aus der Nazizeit" jedenfalls aufgegeben. Er wird jetzt an Stiftungen schreiben. Um doch noch die fehlenden mindestens 1500 Euro aufzutreiben. Oder, wie er sagt, per Brief zusammenzubetteln:
"Ja, so könnte man das nennen. Bittbriefe, ja!"
Die Originalaufnahme mit Lale Andersen aus dem Jahr 1939: Doktorand Oliver Kopf führt seine Schätze vor. Die so genannte Prieberg-Sammlung, mit Musik aus der Zeit des Nationalsozialismus. Weltweit einmalige Dokumente. Über Künstler und ihre Rolle im Dritten Reich. Oliver Kopf betreut sie. In Zukunft wird er die Kostbarkeiten aber bloß anhören können. Denn für die wissenschaftliche Bearbeitung fehlen der Uni Kiel die Mittel. Gerhard Fouquet, Prorektor der Universität:
"Es ist in der Tat kein Geld da. Und wir sind im Forschungsbereich zur Zeit nicht mehr konkurrenzfähig zu süddeutschen Universitäten. Und das ist im Grunde nur ein Symptom für das Problem: Ausfinanzierung von Forschung und Lehre!"
Mindestens 3.000 Euro bräuchten die Musikwissenschaftler für ihre Sammlung. Als Bezahlung für Betreuer Oliver Kopf. Die Hälfte, also 1500 Euro fehlen noch. Die Kieler Forscher haben im Moment gerade genug Geld, um ein Inhaltsverzeichnis der Prieberg-Sammlung zu schreiben.
Professor Bernd Sponheuer:
"So kann man sich das vorstellen. Man wird grob wissen, was enthalten ist, zum Beispiel in den einzelnen Archiv-Dokumenten. Aber das wird nicht ausreichen, um sich darin gut zurechtzufinden."
Ein ausführlicher Katalog, eine Datenbank fürs Internet: Alles unerschwinglich für die Uni Kiel. Der freudigen Nachricht über den Erwerb der Sammlung vor einem halben Jahr folgt nun die Ernüchterung. Andreas Speer, Philosophieprofessor an der Uni Köln, kann das gut nachvollziehen. Den Geisteswissenschaften fehlten in Deutschland schlicht die Haushaltsmittel. Und Geld aus Stiftungen bekomme man nicht:
"Stiftungen sind ja nun auch klug geworden. Für laufende Kosten, Haushaltsdefizite, bekommt man nirgendwo Gelder. Ob in Nordrhein-Westfalen, Bremen, auch in Bayern ist es nicht besser. Und wenn man die Forderungen des Wissenschaftsrates hört, dass wir die Zahl der Studierenden aufstocken wollen, dann frage ich mich, wie das mit den derzeitigen Haushaltsmitteln geleistet werden soll. "
Das stimme zwar, meint auch Hubertus Kohle, Professor für Kunstgeschichte an der Uni München. Aber:
"Wir könnten uns jetzt von morgens bis abends darüber ärgern, dass wir von der Uni das Geld nicht kriegen. Aber das wird auch nichts dran ändern. Die Unis sind einfach derart unterfinanziert, dass das letztlich nur zu Magengeschwüren führt!"
Besonders Professoren aus den historischen Wissenschaften würden zu oft klagen. Statt sich Neuem zu öffnen, so Hubertus Kohle:
"Es gibt eben eine ganze Menge unter uns, die beschäftigen sich nicht nur mit der Vergangenheit sondern sie versuchen auch, die Vergangenheit zu erhalten. Ich würde zum Beispiel immer sagen, dass wir uns intensiver um die Neuen Medien kümmern müssten. In diesem Bereich liegt das Geld zwar nicht auf der Strasse. Aber da ist es sehr viel einfacher, an solche Drittmittel heranzukommen."
Forschungsergebnisse, die im Internet veröffentlicht werden, E-Learning: All das werde zu wenig genutzt, so der Münchner Professor. Der Kieler Musikwissenschaftler Bernd Sponheuer hat die Hoffnung auf weitere Mittel von der Universität für die Sammlung "Musik aus der Nazizeit" jedenfalls aufgegeben. Er wird jetzt an Stiftungen schreiben. Um doch noch die fehlenden mindestens 1500 Euro aufzutreiben. Oder, wie er sagt, per Brief zusammenzubetteln:
"Ja, so könnte man das nennen. Bittbriefe, ja!"