Archiv


Kein Geld? Lehrer feuern!

In den USA gehen nach den Sommerferien viele Lehrer in die Arbeitslosigkeit statt zur Schule. Die Kassen für den Bildungsbereich sind leer und da das Lehrpersonal nicht beamtet ist, wird großspurig entlassen. Ein Bespiel für die drastische Kürzung ist der Bundesstaat North Carolina im Süden.

Von Gunnar Burkel |
    In dem Film "Bad Teachers" mit Cameron Diaz ist das Lehrerleben ein einziger Lacher. In der Realität haben US-Lehrer jedoch nichts zu lachen. Alle 50 Bundesstaaten habe dicke Schulden angehäuft. Und wo wird zuerst gekürzt? Bei der Bildung. Mindestens zweidrittel aller Schulbezirke in den gesamten USA sparen in diesem Bereich. Und nach der Erhöhung der Schuldengrenze durch den Kongress und den damit verbundenen Kürzungen wird es noch viel schlimmer werden.

    Die Leidtragenden sind die Kinder. Denn wenn gespart wird, dann zuerst bei den Lehrern und Lehrmitteln. In vielen Bundesstaaten wissen die Pauker bereits jetzt, dass sie nach den Sommerferien arbeitslos sind. In den USA gibt es keine beamteten Lehrer. Man wird eingestellt, wenn Geld da ist und gefeuert, wenn in der Kasse Ebbe ist.
    Wie schlimm die Situation ist, zeigt der Bundesstaat North Carolina, fünf Autostunden südlich von Washington. Der Staat hat Schulden in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar aufgetürmt und die konservativen Republikaner - die Mehrheit im Parlament von NC - haben die Axt geschliffen. Senator Phil Berger meinte vor ein paar Tagen knallhart:

    "'Wir haben den Wählern drei Versprechen gegeben: Erstens, die Steuern werden nicht erhöht. Zweitens, dass wir die Ausgaben kürzen und drittens, dass wir das Bildungswesen schützen."

    Aber mit der Nummer drei nehmen es die Republikaner nicht so genau. Alle öffentlichen Schulen des Staates wurden aufgefordert, Programme für Vorschulkinder einzustampfen, Lehrer zu feuern und alle Fortbildungsmaßnahmen für Lehrer zu streichen.

    Berger sieht darin nichts Schlimmes. Mit einem Zynismus ohne gleichen meinte er gegenüber amerikanischen Reportern, solche Einschnitte würden ja nun nicht den Himmel einstürzen lassen.

    "Es ist gut für den Haushalt und die Zukunft des Staates North Carolina."

    "Für die Zukunft?"
    Staunt die demokratische Gouverneurin Beverly Perdue.

    "Bei der Bildungspolitik rudern wir inzwischen mächtig zurück."

    Dabei war North Carolina mal Vorbild für viele andere US-Bundesstaaten. Die Schüler hatten bessere Noten und eine höhere High-School-Abschlussrate als die meisten anderen Bundesstaaten. Das Lehrerfortbildungsprogramm gehörte zu den Besten, dass die USA zu bieten haben. Es hilft ausgebrannten Lehrern, mental wieder aufzutanken.

    Aber allein dieses Programm wurde gerade von sechs Millionen Dollar im Jahr auf drei Millionen gestutzt. Jennifer Facciolini - Lehrerin des Jahres - kann das alles nicht mehr fassen.

    "Dieses Programm half uns. Es machte uns klar, warum wir Lehrer geworden sind."

    Es ist ein Job der Nerven kostet und nicht viel einbringt. Der Durchschnittsverdienst für Lehrer liegt in den USA bei umgerechnet zwischen 33.000 und knapp 40.000 Euro im Jahr. UPS-Paket-Ausfahrer haben schon ein höheres Einstiegsgehalt.

    Richard Schwartz ist einer der Direktoren des Programms.

    "Die Lehrer kommen mit neuen Ideen aus dem Trainingsprogramm zurück in die Schulen und das ist ungeheuer wichtig. Sie sind Vorbilder für andere."

    Das ist dem republikanischen Senator Tom Apodaca ziemlich wurscht.

    "Das rechtfertigt nicht, sechs Millionen Dollar für so was auszugeben."

    Konservative Politiker behaupten immer wieder, dass die Bürger keine höheren Steuern zahlen wollen und man deshalb unter anderem im Bildungsbereich kürzen muss. Dummes Zeug, sagen viele besorgte Eltern.

    "Ich zahle gerne mehr Steuern, wenn ich dafür gute Lehrer behalte und ein gutes Bildungssystem",

    erklärt Vaidehi Desai, Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern. Aber wer hört schon auf sie - die Politiker jedenfalls nicht.