Archiv


Kein Katastrophismus - oder doch?

Noltze: Dies und dann noch drittens die Nachricht vom wirtschaftlichen Misserfolg in Zusatzgeschäften wie der Vermarktung der Harry Potter Figur wirft die Frage auf, die ich Wolfgang Hörner stelle, dem Leiter der Verlagstochter Eichborn Berlin: Was soll werden aus dem Eichborn Verlag, Herr Hörner?

    Hörner: Der Eichborn-Verlag, auf den sich die Frage bezieht, wird natürlich weiter machen, wie bisher. Allerdings wird weiter gemacht mit dem schmerzlichen Verlust von Wolfgang Ferchl und Walter Moers. Wolfgang Ferchl und Walter Moers sind nun nicht gegangen, weil sie mit der Arbeit im Eichborn-Verlag selbst oder mit den Mitarbeitern unzufrieden gewesen wären, sondern deren Ausscheiden betraf die Angelegenheit Eichborn AG. Dazu gehörten eben die Tochterfirmen, und da gab es Strategiefragen. Die AG hat nun allerdings beschlossen, dass die Aktivitäten dieser Eichborn AG sich wieder auf das Kerngeschäft, nämlich den Verlag, beschränken sollten.

    Noltze: Hätte er dann nicht bleiben können?

    Hörner: Das ist natürlich eine Frage, die ich Ihnen nicht beantworten kann, weil ich die Vorgeschichte dieser Dinge weder kenne, noch weitergeben darf. Wir sind Wolfgang Ferchl allerdings insofern sehr zu Dank verpflichtet, als er selbst den Eichborn-Verlag so aufgestellt hat, dass die einzelnen Abteilungen sehr unabhängig agiert haben. Da gehen die Geschäfte so wie bisher weiter. Da halten uns die Autoren auch die Treue.

    Noltze: Sie erwarten nicht, dass Walter Moers noch andere Autoren nachfolgen werden?

    Hörner: Man steckt natürlich nie in den Autoren drin. Es wäre natürlich das Allerletzte, wenn wir irgend jemandem etwas vorschreiben wollten. Jeder Autor ist glaube ich bei einem Verlag, weil er dort von Personen betreut wird. Es gab noch mehr Leute, die auch mit ihm gekommen sind. Diese sind jetzt sicherlich in einem Gewissenskonflikt. Ich weiß nicht, was sie machen werden. Was immer sie tun, da wird es sein wie bei Walter Moers, es wird freundschaftlich sein. Auch sowohl mit Wolfgang Ferchl als auch mit Walter Moers sind wir weiterhin freundschaftlich verbunden. Beide wünschen auch uns alles Gute. Ich für meinen Bereich kann sagen, dass Autoren wie Roger Willemsen, wie Karen Duve, wie Sven Regener, wie Jenny Erpenbeck, wie Steffen Kopetzky, und wir alle zu dieser Mannschaft stehen.

    Noltze: Ist das verlegerische Prestigeobjekt des Eichborn-Verlags, die andere Bibliothek, auf die wir natürlich mit einem anderen Blick gucken als zum Beispiel auf Käptn Blaubär, im Bestand gesichert?

    Hörner: Da geht die Frage natürlich vor allem an Hans Magnus Enzensberger, aber der ja auch schon in der Öffentlichkeit signalisiert hat, dass er da überhaupt keinen Grund zur Panik sieht. Mit der Mannschaft hat er ja auch wunderbar zusammengearbeitet.

    Noltze: Ein Grund für die Eichborn-Krise ist ja sicher auch, dass die Rechte am Harry Potter-Merchandising zu teuer eingekauft worden sind. 10 Millionen soll das gekostet haben und ein großes Verlustgeschäft sein. Hat das Wolfgang Ferchl verhandelt?

    Hörner: Da kann ich Ihnen keine genaue Auskunft geben. Dies sind nämlich wieder AG-Angelegenheiten, in die jetzt die einzelnen Mitarbeiter des Verlages, selbst die dort Bücher machen, nicht mit einbezogen waren. Aber es war sicherlich nicht der Fehler von Wolfgang Ferchl, dass die Dinge so gelaufen sind, wie sie gelaufen sind.

    Noltze: Die Harry Potter-Recht kommen vom Carlsen-Verlag, der eben zu der Bonier-Gruppe gehört, zu der auch Piper gehört, dem Verlag zu dem Ferchl jetzt wechselt. Gibt es einen Zusammenhang?

    Hörner: Meines Wissens gibt es keinen Zusammenhang.

    Noltze: Seit 2000 ist Eichborn nun diese Aktiengesellschaft. Der Kurs stand schon schlecht. Inzwischen steht er unter einem Euro. Das heißt, das ganze Unternehmen wäre im Moment günstig zu haben.

    Hörner: Es ist natürlich ein Unternehmen, das sehr groß ist. Es gibt eine Firma die eine 30prozentige Beteiligung an der Eichborn AG hat, die im Insolvenzverfahren ist. Um diese 30 Prozent könnte man sich jetzt bewerben. Das ist also keine Mehrheit. Insofern können wir das ganz entspannt in die Zukunft blicken.

    Noltze: Habe ich mit dem künftigen Verlagschef von Eichborn telefoniert?

    Hörner: Eichborn ist ein Team, das ist mir sehr wichtig. Ich bin hier stellvertretend für das ganze Eichborn-Team. Ich hoffe, dass dieses Team als solches die Sachen reißen wird, und im Team sind mehrere Leute, die eben schon mehrere solcher Situationen mitgemacht haben und die jeweils geholfen, das es mit dem Unternehmen so weitergeht wie bisher.

    Link: mehr ...

    445.html