Bernardy:
Also bei mir ist so das Problem, dass ich eine ganz spezielle Ausbildung machen will. Ich würde gern mich auf Kinderheilkunde spezialisieren und da noch mal den speziellen Bereich Nierenerkrankungen wählen. Und dieser Fachbereich ist primär nur an Universitätskliniken vertreten, weil das so eine Zentrumsmedizin ist und das kann man auf dem Land nicht machen.
Thannhäuser:
Und bei mir spielen vor allem kulturelle Aspekte ein Rolle. Also ich finde es wichtig, dass man in seinem Umfeld, in dem man arbeitet und lebt, auch Kultur nutzen kann, sprich Kino oder Theater und das ist eben auf dem Land nicht dermaßen möglich.
In die Pampa gehen? Dorthin, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen? Auf nach Hintertupfingen? Nein, Carsten Thannhäuser und Claudia Bernardy haben anderes geplant: Die beiden Berliner Medizinstudenten wollen nach ihrer Ausbildung in der Stadt arbeiten.
Thannhäuser:
Für mich spielt noch eine große Rolle auch die fachliche Weiterbildung, die natürlich in Großstädten viele viel positiver zu bewerkstelligen ist und das wäre auf jeden Fall ein Grund für mich, in die Stadt zu gehen, als mich auf dem Land niederzulassen.
Bernardy:
Ich glaub, das Problem ist auch so ein bisschen, ob man sich überhaupt niederlassen will. Sind ja auch viele Leute, die sagen, die bleiben lieber im Krankenhaus und arbeiten lieber in einem Abhängig-Beschäftigten-Verhältnis, weil das halt sicherer ist und man muss sich nicht um die Finanzierung kümmern, wie finanzier ich meine Praxis, rentiert sich das oder wann zahlt sich das aus? Kann ich mit den Schulden überhaupt klar kommen. Das ist ja noch so ein ganz anderes Spektrum, was sich da auftut.
Die Finanzierung. Landärzte können sich immer wieder über frische Eier freuen oder über selbstgebackene Kuchen, die Patienten als Dankeschön mitbringen. Aber Geld kommt in eine Dorfpraxis meistens nicht so viel rein. Die Patienten-Gespräche dauerten einfach länger als in der City - berichtet Carsten Frege vom Ärzte-Verband Hartmannbund. Denn die Landbevölkerung verlange eine ganz individuelle Versorgung.
Hinzu kommt, dass in ländlichen Räumen Hausbesuchsdienste umfangreicher wahrgenommen werden müssen, weil die Mobilität, insbesondere von Älteren und chronisch Kranken natürlich eingeschränkt ist in solchen Flächengebieten. Das heißt, die einzelne Aufwendung für den Patienten muss zwangsläufig höher sein. Und das refinanziert sich nur zum Teil.
Kaum kulturelle Angebote, weniger Geld - es gibt noch einen Grund für die mangelnde Provinz-Passion der Absolventen: Das Image der Allgemeinmediziner. So rümpfen die hoch spezialisierten Professoren an den Unis gerne die Nase über die Hausärzte, die ja auf dem Land besonders gefragt sind.
Ja, das merkt man natürlich, wenn man in der Vorlesung sitzt und wenn Fälle beschrieben werden, wo dann der Verlauf der Krankheit so systematisch dargestellt worden ist, immer so nach dem Motto: ja, dann ging der Patient zum Hausarzt und dann wurde halt das nicht gesehen und das nicht gesehen und erst als er dann zu uns in die tolle Uniklinik gekommen ist, da haben wir endlich entdeckt, was der Hausarzt schon vor 10 Jahren hätte entdecken müssen.
Frege:
Bislang war die Ausbildung der Medizinstudenten so geregelt, dass die Allgemeinmedizin im Wesentlichen durch Vorlesungen Gestalt fand. Dass aber eine Ausbildung in den allgemeinmedizinischen Praxen nicht stattgefunden hat.
Die stiefmütterliche Behandlung der Allgemeinmedizin soll sich nun ändern. Und zwar durch eine neue Approbations- also Ausbildungs-Ordnung, die im letzten Herbst in Kraft trat.
Nun werden Medizinstudenten regelhaft in akademische Lehrpraxen, also in Praxen der Allgemeinmedizin gehen müssen und dort Praktikum in Allgemeinmedizin absolvieren.
Und noch etwas soll die Mediziner aufs Land locken. Ein neuer Facharzt-Titel: der Facharzt für Innere- u n d Allgemeinmedizin. So jedenfalls eine Empfehlung des Deutschen Ärztetages 2003.
Frege:
Hintergrund der Überlegungen auch des Deutschen Ärztetages mit der neuen Facharztbezeichnung "Innere- und Allgemeinmedizin" war natürlich auch, dass ein solcher Facharzt über ein größeres diagnostisches und therapeutisches Spektrum verfügen soll, als das vielleicht heute der Fall ist. Dies wird sich dann auch in der Honorarsituation dann so niederschlagen, als das Versorgung in umfangreicherer Art aus einer Hand gemacht werden kann.
Also bei mir ist so das Problem, dass ich eine ganz spezielle Ausbildung machen will. Ich würde gern mich auf Kinderheilkunde spezialisieren und da noch mal den speziellen Bereich Nierenerkrankungen wählen. Und dieser Fachbereich ist primär nur an Universitätskliniken vertreten, weil das so eine Zentrumsmedizin ist und das kann man auf dem Land nicht machen.
Thannhäuser:
Und bei mir spielen vor allem kulturelle Aspekte ein Rolle. Also ich finde es wichtig, dass man in seinem Umfeld, in dem man arbeitet und lebt, auch Kultur nutzen kann, sprich Kino oder Theater und das ist eben auf dem Land nicht dermaßen möglich.
In die Pampa gehen? Dorthin, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen? Auf nach Hintertupfingen? Nein, Carsten Thannhäuser und Claudia Bernardy haben anderes geplant: Die beiden Berliner Medizinstudenten wollen nach ihrer Ausbildung in der Stadt arbeiten.
Thannhäuser:
Für mich spielt noch eine große Rolle auch die fachliche Weiterbildung, die natürlich in Großstädten viele viel positiver zu bewerkstelligen ist und das wäre auf jeden Fall ein Grund für mich, in die Stadt zu gehen, als mich auf dem Land niederzulassen.
Bernardy:
Ich glaub, das Problem ist auch so ein bisschen, ob man sich überhaupt niederlassen will. Sind ja auch viele Leute, die sagen, die bleiben lieber im Krankenhaus und arbeiten lieber in einem Abhängig-Beschäftigten-Verhältnis, weil das halt sicherer ist und man muss sich nicht um die Finanzierung kümmern, wie finanzier ich meine Praxis, rentiert sich das oder wann zahlt sich das aus? Kann ich mit den Schulden überhaupt klar kommen. Das ist ja noch so ein ganz anderes Spektrum, was sich da auftut.
Die Finanzierung. Landärzte können sich immer wieder über frische Eier freuen oder über selbstgebackene Kuchen, die Patienten als Dankeschön mitbringen. Aber Geld kommt in eine Dorfpraxis meistens nicht so viel rein. Die Patienten-Gespräche dauerten einfach länger als in der City - berichtet Carsten Frege vom Ärzte-Verband Hartmannbund. Denn die Landbevölkerung verlange eine ganz individuelle Versorgung.
Hinzu kommt, dass in ländlichen Räumen Hausbesuchsdienste umfangreicher wahrgenommen werden müssen, weil die Mobilität, insbesondere von Älteren und chronisch Kranken natürlich eingeschränkt ist in solchen Flächengebieten. Das heißt, die einzelne Aufwendung für den Patienten muss zwangsläufig höher sein. Und das refinanziert sich nur zum Teil.
Kaum kulturelle Angebote, weniger Geld - es gibt noch einen Grund für die mangelnde Provinz-Passion der Absolventen: Das Image der Allgemeinmediziner. So rümpfen die hoch spezialisierten Professoren an den Unis gerne die Nase über die Hausärzte, die ja auf dem Land besonders gefragt sind.
Ja, das merkt man natürlich, wenn man in der Vorlesung sitzt und wenn Fälle beschrieben werden, wo dann der Verlauf der Krankheit so systematisch dargestellt worden ist, immer so nach dem Motto: ja, dann ging der Patient zum Hausarzt und dann wurde halt das nicht gesehen und das nicht gesehen und erst als er dann zu uns in die tolle Uniklinik gekommen ist, da haben wir endlich entdeckt, was der Hausarzt schon vor 10 Jahren hätte entdecken müssen.
Frege:
Bislang war die Ausbildung der Medizinstudenten so geregelt, dass die Allgemeinmedizin im Wesentlichen durch Vorlesungen Gestalt fand. Dass aber eine Ausbildung in den allgemeinmedizinischen Praxen nicht stattgefunden hat.
Die stiefmütterliche Behandlung der Allgemeinmedizin soll sich nun ändern. Und zwar durch eine neue Approbations- also Ausbildungs-Ordnung, die im letzten Herbst in Kraft trat.
Nun werden Medizinstudenten regelhaft in akademische Lehrpraxen, also in Praxen der Allgemeinmedizin gehen müssen und dort Praktikum in Allgemeinmedizin absolvieren.
Und noch etwas soll die Mediziner aufs Land locken. Ein neuer Facharzt-Titel: der Facharzt für Innere- u n d Allgemeinmedizin. So jedenfalls eine Empfehlung des Deutschen Ärztetages 2003.
Frege:
Hintergrund der Überlegungen auch des Deutschen Ärztetages mit der neuen Facharztbezeichnung "Innere- und Allgemeinmedizin" war natürlich auch, dass ein solcher Facharzt über ein größeres diagnostisches und therapeutisches Spektrum verfügen soll, als das vielleicht heute der Fall ist. Dies wird sich dann auch in der Honorarsituation dann so niederschlagen, als das Versorgung in umfangreicherer Art aus einer Hand gemacht werden kann.