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Kein Krieg, kein Frieden

Keine Journalisten, warnt mich der Militärpolizist. Und mit finsterer Miene fügt er hinzu: Das hier ist ein strategischer Ort. Achtung, wir befinden uns im Grenzbezirk, ergänzt sein Kollege.

Ralph Sina |
    Nous sommes ici a la barrière...

    Stippvisite im Hafen von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, der drittgrößten Stadt Afrikas. 5,10 oder 12 Millionen, niemand weiß zu sagen, wie viele Kinois, wieviele Kinshasa-Bewohner es gibt in diesem faszinierenden Moloch am Kongofluss. Es herrscht das pure Chaos an diesem Nachmittag im Hafen von Kinshasa.

    Il fait chaud, il fait chaud!

    Es ist heiß, es ist heiß - raunt mir einer der Händler zu. Das bedeutet im Klartext: kauf mir bitte etwas zu trinken oder gib mir einfach einen Dollar. Früher war der Hafen von Kinshasa am Kongofluss ein blühender Handelsplatz. Jeden Tag legten hier Schiffe aus Kisangani an, aus dem Ostkongo, dem ehemaligen Brotkorb des Landes, lieferten Maniok, Kassava-Früchte und Fleisch aus der fruchtbaren Kivu-Provinz, die der vierjährige Kongo-Krieg in ein Inferno wie aus Dantes Vorhölle verwandelt hat. Der Kongostrom war immer die Nabelschnur der Millionenmetropole Kinshasa, die Pipeline ins überlebenswichtige Landesinnere. Doch der Kongo-Krieg hat die Nabelschnur durchschnitten, hat den zweitlängsten Fluss Afrikas über weite Strecken unbefahrbar gemacht. Riesige Flussabschnitte werden von Rebellengruppen kontrolliert. Jeder, der es überhaupt wagt, den Fluss zu passieren, muss sogenannte Steuern bezahlen. Und wer nicht bezahlt, wird erschossen. -- Seit über 100 Jahren werden die Menschen im Kongo wie Vieh behandelt, zuallererst von Belgiens Kolonialkönig Leopold.

    Ich, Leopolod der ll, König von Belgien, werde am Kongo einen unabhängigen Negerstaat schaffen.

    Millionen Kongolesen lässt Leopold II von seinen Handlangern auf der Suche nach Kautschuk abschlachten. Anschließend übereignet er sein ausgeblutetes Privatreich Kongo an die belgischen Kolonialherrscher.

    308 abgeschlagene Hände wurden dem belgischen District Commisioner Leon Faviez an einem einzigen Tag übergeben.

    Die Belgier liefern wiederum die Blaupause für die Ausplünderung durch den postkolonialen Despoten Mobutu Sese Seko. Drei Jahrzehnte residiert der größte Kleptokrat Afrikas nicht zuletzt dank intensiver Unterstützung der USA, des gesamten Westens und der Weltbank im Präsidentenpalast von Kinshasa. Der Ära Mobutu folgt dreijährige Terrorherrschaft des Diktators Laurent Desiree Kabila. Nach Kabilas Ermordung erbt dessen 30jähriger Sohn Joseph das Präsidentenamt, der seine Herrschaft vor allem auf die Unterstützung von Zimbabwe, Angola und Namibia stützt. Wirklich unabhängig war der Kongo bis heute nie. Die sogenannte Demokratische Republik ist ein von Kolonial- und Postkolonialherrschern zerfetzter Torso, der bis heute von mehreren rivalisierenden Mächten ausgesaugt, ausgebeutet und vergewaltigt wird.

    The conflict in Congo is very complex.

    Ein komplexer Konflikt, sagt Friedensarbeiter Simon Lawson. Kein klassischer Bürgerkrieg, kein Konflikt Rebellen contra Regierung, Gut gegen Böse: nichts, was sich plakativ in den Medien darstellen lässt.

    This is far from being a bipolar conflict.

    Simon Lawson koordiniert die Kongo-Aktivitäten der Hilfsorganisation search for common ground. Als ersten afrikanischen Weltkrieg hat die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright den Kongo-Konflikt bezeichnet. Ein dramatischer Titel, der die Welt aufrütteln sollte. Doch die Welt hat sich für diesen ersten internationalen Großkonflikt in Afrika nie interessiert. Sieben afrikanische Staaten, drei Rebellengruppen und mehrere Stammesmilizen waren zeitweise in diesen Krieg verwickelt. Über zwei Millionen Menschen starben an den Folgen des Kongo-Krieges. Hundertausende wurden vertrieben. Ganze Dörfer in Schutt und Asche gelegt. Doch der Kongo-Krieg ist ein Krieg, der kaum Fernsehbilder produziert. Der Dschungel schluckt die Toten. In der Kongo-Hauptstadt Kinshasa, erscheint der Kongo-Krieg fast unwirklich. Die Kämpfe sind über 1.000 Kilometer weit entfernt. Der Kongo ist 88 mal so groß wie seine ehemalige Kolonialmacht Belgien, ist ein Riesenland von der Fläche Westeuropas. Nur die Flüchtlingsfamilien, die auf den Bürgersteigen von Kinshasa campieren, lassen das Elend erahnen draußen im Kongo-Dschungel, und Kinder wie Gelord.

    Oui, ma mère, elle est mort. Oui, mille... avec mon pere.

    Mein Vater und meine Mutter sind tot, sagt Gelord. Gelords Eltern wurden von ruandischen Besatzungssoldaten ermordet, die in sein Kongodorf kamen, die mordeten, plünderten, alle Häuser in Brand steckten. Auch die Hütte seiner Eltern. Tapfer verteidigt der 6jährige seinen Platz im Zentrum von Kinshasa. Hier kommen manchmal Ausländer vorbei, die einen kongolesischen Franc oder Dollar spenden. Jeden Tag spült der Kongo-Krieg Wellen von Flüchtlingskindern nach Kinshasa. Und jeden Tag produziert die kongolesische Hauptstadt selber Tausende neuer Straßenkinder.

    Die Mehrzahl der Familien in Städten wie Kinshasa hat massive Probleme zu überleben: Es gibt keine Arbeit, die Menschen müssen hier wirklich kämpfen, um einmal am Tag etwas zu essen zu bekommen.

    95 Prozent der Erwachsenen in der Kongo-Hauptstadt haben keinen Job, so die Schätzung der in Kinshasa stationierten Hilfsorganisation search for common ground. Und selbst die wenigen, die Arbeit haben, werden oft monatelang nicht bezahlt. Die Verelendung der Kinois trifft vor allem die Kinder, so die Beobachtung von Simon Lawson.

    Immer mehr Kinder werden der Hexerei bezichtigt. Sie werden für das gesamte Elend ihrer Familien verantwortlich gemacht. Und von ihren Eltern auf die Straße gejagt. Schätzungsweise 30.000 Straßenkinder in Kinshasa sind Opfer dieses Hexenwahns.

    Eltern stigmatisieren ihre eigenen Kinder als verhext und besessen, um sie ohne Gewissensbisse für immer fortjagen zu können: Dieses Symptom einer innerlich völlig zerstörten Gesellschaft ist in den letzten Monaten nicht nur in Kinshasa zu beobachten, sondern in fast allen kongolesischen Großstädten. Die über ein Jahrhundert dauernde Auszehrung des Landes hat die Familienstrukturen restlos zerstört.

    Szenenwechsel: Mit einer kleinen Propellermaschine fliegen wir von Kinshasa Richtung Norden, in die Dschungelstadt Gbadolite. Hier empfing einst Mobutu, der ehemalige Herrscher des ehemaligen Zaire, noch seine Staatsgäste aus aller Welt. Zum Beispiel George Bush, den Vater des amtierenden US-Präsidenten. Ähnlich wie Laurent Kabila liebte auch Mobutu Wasserspiele und gigantische Springbrunnen. Aus dem französischen Versailles reisten einst hochbezahlte Experten ins kongolesische Gbadolite, um riesige Brunnen zu installieren. Und abends schossen im Takt zu Händels Wassermusik bunt illuminierte Fontänen in den Himmel über Gbadolite. Doch die Brunnen und Fontänen sind längst zerschmettert. Und auf dem Boulevard Mobutu Sese Seko von Gbadolite geben heute ausländische Truppen einen etwas anderen Ton an: 500 ugandische Soldaten haben sich zur Abschiedsvorstellung auf dem Mobutu-Boulevard versammelt. 2500 Kilometer tief sind die Besatzungs-Truppen von Uganda aus hierher in den Kongodschungel eingedrungenen. In den ehemaligen Mobutupalästen bezogen sie ihr Hauptquartier. Doch jetzt bläst die Militärkapelle zum Abschied. Uganda zieht unter dem Druck der internationalen Geldgeber seine Truppen aus dem Kongo ab.

    Me? I'm Mohammed...

    Mohammed ist erleichtert. Vier Jahre hat der Ugander im Kongo-Dschungel gekämpft. Damit seine Befehlshaber das Land in Ruhe ausplündern konnten. Allen voran Generalleutnant Salim Saleh, der Bruder des ugandischen Präsidenten, Tropenholz und Diamanten Coltan, Kobald und Gold. Uganda und sein Rivale Ruanda plünderten den Kongo ähnlich brutal wie einst Belgiens Kolonialkönig Leopold II. Raus aus dem Kongo, das ist das einzige, was für ihn zählt.

    Wissen Sie, wenn man so lange von der Familie getrennt ist, dann fehlt der Frau doch der Mann im Haus.

    In Gbadolite fällt den ugandischen Besatzern der Abschied leicht. Schließlich halten hier ja weiterhin ihre kongolesischen Marionetten die Stellung, die von Uganda trainierten und finanzierten Kämpfer der sogenannten "Bewegung zur Befreiung des Kongo". Ein besonders schneidiger Major dieser Uganda-Statthalter präsentiert sich stolz auf dem Moboutu Boulevard von Gbadolite.

    I'm Major Tipewabo Bitakuya...

    Ja, das sei schon ein trauriger Tag, an dem die ugandischen Brüder den Kongo verlassen, sagt der Kongo-Rebell.

    You know, we have been with them four years

    Wissen Sie, wir waren hier mit den Ugandern vier Jahre zusammen, um den Kongo zu befreien. Die Ugander sind mittlerweile unsere Brüder. Und wenn sie jetzt gehen, bin ich natürlich sehr traurig. Wir haben schließlich zusammen gegessen, getrunken, zusammen campiert und gekämpft.

    So when they go, I must feel very bad, very bad. To eat, to drink, to sleep, to fight with them!

    Doch der Kongorebell ist sich sicher, dass er seine ugandischen Kampfgenossen schon bald wieder sehen wird. Und zwar in der Hauptstadt Kinshasa.

    Yes, I hope, we are Africans. We hope we meet in Kinshasa!

    Die Macht im Riesenreich Kongo zu erringen, ganze Teile der Kongo-Schatzkammer zu annektieren, das ist seit sechs Jahren der unerfüllte Traum der ostkongolesischen Nachbarn Uganda und Ruanda. Die beiden Armenhäuser drangen in das Rohstoff-Eldorado Kongo ein, als dieses Eldorado nach Zaire hieß. Ruandische und ugandische Armeen vertrieben vor fünf Jahren Mobutu. Kurze Zeit später versuchten sie, auch dessen Nachfolger Kabila aus dem Kongo zu verjagen. Um selber die Macht im Kongo zu übernehmen, marschierten ruandische Truppen sogar in die Außenbezirke des 3000 Kilometer entfernten Kinshasa ein. Und nur die Übermacht der herbeieilenden Kabila-Alliierten aus Zimbabwe, Angola und Namibia zwang die ruandischen und ugandischen Invasoren zum Rückzug aus der Kongo-Hauptstadt. Der Kongo war kurz davor,ein Protektorat der Eroberer Uganda und Ruanda zu werden. Zwar haben beide Länder mittlerweile mit dem kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila einen Friedensvertrag unterzeichnet, die meisten ugandischen und ruandischen Soldaten haben den Kongo verlassen. Doch Musseveni und Kagame, die Präsidenten Ugandas und Ruandas kontrollieren mit Hilfe sogenannter kongolesischer Rebellen noch immer über zwei Drittel des riesigen Landes.

    Es müssen einige Leute furchtbar reich damit werden,...

    ...sagt Karl-Heinz Albers, einer der wichtigsten Coltan-Händler im Ostkongo.

    Bis das Material bei uns landet, haben schon andere an dem gleichen Kilo ihr Geld gehabt. Schauen Sie sich den ganzen Kongo-Krieg an. Ob es Kobald ist, ob Gold - wo läuft das hin? Das läuft über die verschiedenen Militärstationen. Darüber finanzieren die sich.

    Ein UN-Report nennt die Gewinnler des Kongo-Krieges beim Namen: Die Armeechefs Ruandas und Ugandas zum Beispiel. Außerdem enge Gefolgsleute von Robert Mugabe, dem Despoten Zimbabwes.

    We did not go to Kongo to plunder the richness, as it was said.

    Wir wollten nicht den Kongo plündern, sagen die Angreifer Ruanda und Uganda. Sagen Kabilas Alliierte Zimbabwe, Namibia und Angola. Doch genau das war ihr Ziel. Aber auch zahlreiche international renommierte Unternehmen profitieren von dem Massenmord im Zentrum Afrikas: der südafrikanische Diamantenkonzern de Beers wird ebenso von den UN-Ermittlern genannt wie die britische Barclays-Bank. Auch drei deutsche Firmen tauchen auf der Liste der 85 internationalen Konzerne auf, die laut UN-Report im Kongo gegen die ethischen Richtlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD verstoßen. Darunter eine Tochter des Leverkusener Pharma- und Chemieriesen Bayer. Und zwar die in Goslar ansässige Firma H.C.Stark, der weltweit führende Produzent von Tantalpulver, das aus dem Coltanerz des Kongo gewonnen wird. Tantal wird benötigt, um Handies, Computer und Videokameras zu produzieren. An vielen Weihnachtsgeschenken klebt das Blut des Kongo-Krieges. Diesen ersten internationalen Krieg Afrikas zu beenden, ist das wichtigste Ziel des kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila. Die Truppen, die dieses Land überfallen haben, müssen es wieder verlassen, forderte Kabila bei seinem Staatsbesuch in Berlin. Beendet diesen Krieg, den niemand braucht und für den niemand das kämpferische Potential hat.

    Wars we don't need, wars, nobody has the potential to fight.

    Kurze Zeit später setzte sich Kabila junior mit seinen Kriegsgegnern Uganda und Ruanda an den Verhandlungstisch. Mittlerweile haben die meisten ausländischen Truppen den Kongo verlassen. Im Gegensatz zu seinem Vater ließ Joseph Kabila gleich nach seinem Amtsantritt vor zwei Jahren 5000 UN-Blauhelm-Soldaten und Beobachter ins Land. Und als die Vereinten Nationen in ihrem Kongo-Report gleich drei mächtige Kabila-Minister der Plünderung der Diamant-Minen bezichtigten, da zögerte der jüngste Präsident Afrikas nicht lange: Kabila feuerte alle drei. Darunter auch den scheinbar allmächtigen Chef des kongolesischen Sicherheitsdienstes. Joseph Kabila hat auf der internationalen Bühne einen wichtigen Durchbruch erreicht: Weltbank und Währungsfond, die sich bereits unter Mobutu aus dem Kongo verabschiedet hatten, sind wieder nach Kinshasa zurükgekehrt. Der Kongo ist nicht mehr international isoliert und geächtet, Schulden werden erlassen, und es fließen neue Kredite - zum Beispiel der Europäischen Union. Die Straße von Kinshasa zum Atlantikhafen Matadi wird gerade unter Aufsicht deutscher Ingenieure repariert. Fünf Mobilfunkgesellschaften haben sich in Kinshasa etabliert. Und zum ersten Mal sendet ein politisch unabhängiger Radiosender landesweit auf der Kurzwelle.

    Radio Okapi, das Radio der Vereinten Nationen im Kongo, berichtet über den Dialog zwischen Kabila-Regierung, der Opposition und den Kongorebellen. Über den Versuch, eine Übergangsregierung zu bilden und Soldaten zu entwaffnen.

    Der Radiosender hat an allen Standorten der UN-Truppen im Kongo unabhängige Journalisten engagiert. Radio Okapi versucht, Familien, die der Kongo-Krieg auseinandergerissen hat, wieder zusamenzuführen. Harald Goerg, der früher für die Tagesschau in Hamburg arbeitete und jetzt den Kongosender managt, über die Ziele des UN-Radios:

    Bei Okapi ist alles mit dem Hintergrund, die Leute zusammenzubringen. Deswegen kann man im Programm sagen: "Ich habe meinen Sohn 20 Jahre nicht gesehen." Übers Radio kann man dann sagen: "Mich gibt's noch, ich habe eine Adresse, Tel...." Familienzusammenführung, ja.

    Ein UN-Sender wie Radio Okapi wäre unter dem ermordeten Laurent Kabila völlig undenkbar gewesen. Kein Zweifel: Joseph Kabila hat den Kongo für neue Impulse geöffnet. Und auf den Diplomatenparties in Kinshasa wird der Staatschef dafür heftig gelobt. Wer mag wohl hinter dem jungen Präsidenten stehen? Wer gibt dem 3l-jährigen Kabila die Macht - rätseln die westlichen Geheimdienste. Doch die Menschen im Kongo interessieren diese Spekulationen nicht. Sie hungern. Sie haben keine Arbeit. Und sie sind verzweifelt, weil der Krieg im Kongo weitergeht. Denn in das Machtvakuum der abziehenden ausländischen Truppen stoßen Kongorebellen und selbsternannte Kriegsfürsten, Stammeskrieger und hochgerüstete Verbrecherbanden. Der Kongo droht ein zweites Somalia zu werden: die sogenannte Zentral-Regierung beherrscht allenfalls noch die Hauptstadt. Der Rest des Landes wird von marodierenden Banden geplündert. Die Bevölkerung wird zur Geisel der warlords, der Kriegsfürsten. Schon flehen die Vereinten Nationen Uganda an, einen Teil der Besatzungstruppen doch bitte wieder in den Ost-Kongo zurückzuschicken. Man muss sich das vorstellen: Die Vereinten Nationen bitten einen militärischen Aggressor, der ein Land überfallen und geplündert hat, sich doch, bitte schön, erneut seiner Beute zu bemächtigen. Weil die 8700 UN-Blauhelm-Soldaten und Beobachter im Kongo leider nicht in der Lage sind, die Menschen zu schützen. Jean Ziegler:

    Wir sind jetzt an einem Scheidepunkt dieses Jahrhunderts. Jetzt verschwinden die Nationalstaaten in Afrika.

    Für den Schweizer Soziologen und Afrikaforscher Jean Ziegler ist der Zerfall des Kongo geradezu ein Akt der Befreiung.

    Jetzt stehen die Menschen auf, zerschlagen die Zwangsjacke der Nationalstaaten. Die Auferstehung wird gelingen.

    Doch die Kongolesen wollen ihren Nationalstaat nicht zerschlagen. Ganz im Gegenteil: Sie kämpfen für den Erhalt ihrer Republik, hoffen auf eine handlungsfähige Zentralregierung. Und sie wünschen sich nur eines: dass sie endlich friedlich im Kongo leben können. Und dass in den Freiluftkneipen der Kongo-Hauptstadt Kinshasa wieder die Musik den Ton angibt.