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Kein Schöpfer, kein Nichts

Hätte der Wissenschaftsphilosoph Paul Feyerabend recht, wäre die Wissenschaft nur die "jüngste, aggressivste und dogmatischste religiöse Institution" und ihre Theorien nicht wahrer und bedeutsamer als katholische Messen oder indianische Regentänze. Wenn überhaupt, dann läßt sich der Feyerabendschen These in den hochspekulativen Bereichen der Naturwissenschaft etwas abgewinnen. In der Kosmologie zum Beispiel.

Bernd Schuh | 16.04.2001
    Woraus das Universum besteht, wie es entstand und sich entwickelte, ist notgedrungen nur durch indirekte Beobachtungen erschließbar. Doch gerade der interessanteste Moment, der eigentliche "Schöpfungsakt", die ersten aberwinzig kurzen Sekundenbruchteile, entziehen sich den Forschern. Und das bietet Raum für Spekulationen. Entstand unser Kosmos tatsächlich in einem gigantischen Urknall? Diese Theorie hat sich immerhin zur Standardtheorie entwickelt. Doch es gibt andere Stimmen, etwa die des inzwischen emeritierten Kosmologen Wolf Priester. Seit mehr als zehn Jahren vertritt Priester eine eigene Version vom Werden des Universums, hartnäckig, sachlich - und nicht ohne Erfolg.