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Holocaust-Vorwurf
Kein Verfahren wegen Volksverhetzung gegen Abbas in Deutschland

Der Holocaust-Vorwurf von Palästinenserpräsident Abbas gegen Israel bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzler Scholz hat zunächst keine strafrechtlichen Konsequenzen. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin erklärte, es werde kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

    Die beiden stehen nebeneinander an Renderpulten. Abbas spricht; Scholz hört ihm zu. Dahinter eine Bundesflagge.
    Abbas und Scholz bei der damaligen Pressekonferenz. (picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm)
    Zwar habe Abbas nach Auffassung der Behörde den Straftatbestand der Volksverhetzung verwirklicht. Er genieße aber Immunität, so dass ein Prozesshindernis bestehe. Mit dieser Einschätzung bestätigte die Generalstaatsanwaltschaft nach eigenen Angaben eine Entscheidung der Berliner Staatsanwaltschaft im Ergebnis.
    Es habe zwei Strafanzeigen gegeben, teilte die Generalstaatsanwaltschaft weiter mit. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen eingestellt, weil sie keinen Anfangsverdacht der Volksverhetzung sah. Dagegen wurden wiederum Beschwerden bei der Generalstaatsanwaltschaft eingelegt. Diese erklärte nun, dass die Beschwerden Erfolg hatten, soweit es um die strafrechtliche Einordnung der Äußerungen gehe. Nach Einschätzung der Generalstaatsanwaltschaft verharmlosten sie den Holocaust und bagatellisierten Quantität und Qualität der Gräueltaten der Nationalsozialisten.

    Weitere rechtliche Schritte gegen Abbas möglich

    Nach Auffassung der Behörde könnten die beiden Anzeigeerstatter noch ein Klageerzwingungsverfahren beginnen. Demnach könnten sie eine Entscheidung des Kammergerichts dazu einholen, ob doch noch ein Ermittlungsverfahren gegen Abbas eingeleitet werden müsse.
    Abbas hatte im August 2022 auf Einladung der Bundesregierung Deutschland besucht. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Scholz im Kanzleramt hatte er Israel vielfachen "Holocaust" an den Palästinensern vorgeworfen und damit Empörung ausgelöst. "Israel hat seit 1947 bis zum heutigen Tag 50 Massaker in 50 palästinensischen Orten begangen", sagte Abbas wörtlich und fügte hinzu: "50 Massaker, 50 Holocausts."
    Diese Nachricht wurde am 11.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.