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Keine Anklage gegen Armstrong

Die US-Staatsanwaltschaft hat die strafrechtlichen Ermittlungen gegen den ehemaligen Radrennfahrer Lance Armstrong eingestellt. Der Fall sei abgeschlossen und es werde keine Anklage wegen Betrugs und Missbrauch von Steuergeldern erhoben.

Von Jürgen Kalwa |
    ""It’s over. Federal prosecutors have dropped their two-year criminal investigation....”
    "Lance Armstrong will not face charges over doping....”
    "Prosecutors in Los Angeles said that they have closed a two-year criminal investigation of Lance Armstrong...”"

    Die Nachricht machte überall in den USA rasch die Runde. Denn sie zwar kurz und folgenschwer. Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles hat ihre strafrechtlichen Ermittlungen gegen Lance Armstrong und seinen ehemaligen Rennstall eingestellt. Er sei dankbar, erklärte der siebenfache Tour-de-France-Gewinner in einer schriftlichen Erklärung. Er freue sich, sein Leben als "Vater, Wettkämpfer und Advokat im Kampf gegen Krebs” fortzusetzen.

    Es klang kein Triumphgefühl bei dem 40-jährigen Radprofi durch, der anders als etwa der Fernsehkanal KXAN in seiner Heimatstadt Austin wusste: Die Ermittler hatten im Rahmen ihrer zweijährigen Recherchen und Vernehmungen durchaus jede Menge Indizien gefunden, um Anklage wegen Betrugs zu erheben. Trotzdem entschieden sie sich gegen einen Prozess mit zwölf Geschworenen. Denn die Hürden dort sind hoch: Es ist nicht leicht, einen Schuldspruch gegen einen Sympathieträger zu erwirken, der sich die besten Strafverteidiger Amerikas leisten kann.

    Die Behörde blieb in ihrer Pressemitteilung die Gründe für die Entscheidung schuldig. So muss die Öffentlichkeit weiter jenes Puzzle zusammensetzen, das unter anderem aus den Aussagen der ehemaligen Domestiken Floyd Landis und Tyler Hamilton besteht. Die beiden haben beschrieben, wie sich Armstrong gedopt hatte.
    Einen wichtigen Teil der Fahndungsarbeit erledigte Jeff Novitzky, der einstige Chefermittler im BALCO-Skandal, seit einigen Jahren bei der Lebens- und Arzneimittelaufsicht in Washington angestellt. Er reiste unter anderem nach Europa und befragte Martial Saugy, den Direktor des Dopinglabors, das 2001 bei der Tour de Suisse ein verdächtiges Testresultat für Armstrong ermittelt hatte. Diese Probe war von den Verbandsfunktionären ignoriert worden. Eine weitere Anschuldigung machte Betsy Andreu, die Frau des einstigen Armstrong-Mannschaftsgefährten Frankie Andreu. Sie hatte unter Eid ausgesagt, dass sie dabei war, als Armstrong die Einnahme von nichtzugelassenen Substanzen wie EPO, Testosteron und Anabolika zugab.

    Die amerikanische Anti-Dopingagentur will die Sache noch nicht ad acta legen. Sie erhofft sich Einsicht in die Ermittlungsunterlagen. "Unsere Untersuchungen der Dopingpraktiken im Radsport sind noch nicht beendet”, sagte Geschäftsführer Travis Tygart in einer schriftlichen Stellungnahme.