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Keine Lust auf Deutsch

Wer in Dänemark Deutsch unterrichtet, muss sich schon etwas einfallen lassen, um das hartnäckige Klischee vom humorlosen Deutschen zu widerlegen. Zwar lernt rund ein Drittel der Jugendlichen Deutsch als Fremdsprache, aber der Trend geht klar zum Englischen.

    An den Universitäten spielt Deutsch nur noch eine geringe Rolle, aber zumindest an den Handelsschulen sind Deutschkurse wieder im Aufschwung. An mancher "Folkeskole", wo die Schüler ab der siebten Klasse Deutsch lernen, unterrichten Deutsch-Lehrer ohne Fachausbildung. Jesper Jacobsen und Kirsten Birckner wollen es besser machen. Beide studieren Deutsch im 8. Semester an der Uni Kopenhagen. Sie wissen aber schon, dass sie in Zukunft wohl ein ungeliebtes Fach lehren werden. "Die Aussprache finden viele Dänen sehr hart und autoritär", sagt Jesper. "Aber das ist meiner Meinung nach ein Vorurteil, weil die deutsche Sprache auch sehr poetisch ist." Bei ihren künftigen Schülern wollen beide die Vorurteile entkräften. "Ich stelle mir vor, ich müsste Barrieren niederlegen", so Kirsten. "Man fährt durch Deutschland und mach den Urlaub dann in Frankreich", beschreibt sie die Stimmung in Dänemark.

    Das Deutsch-Studium dauert in der Regel acht Semester. Jeder wählt darin vier Schwerpunktfächer. Deutsch muss dabei in vier Semestern absolviert werden. Viel zu wenig Zeit, meint Dozentin Jette vom Holst Pedersen. Sie macht auch kein Hehl daraus, was viele Lehrer später erwartet: "Die Schüler sind nicht so motiviert mitzuarbeiten, wenn es um Deutsch geht." Wer Deutsch unterrichten will, müsse sich daher besonders engagieren und "kreativer, lustiger, weltoffener sein als die anderen Lehrer, die Englisch oder Französisch unterrichten."