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Keine neuen Maßnahmen zur Konjunkturförderung in den USA geplant

Gestern Abend hat sich die US-Notenbank zur Lage der US-Wirtschaft und zur Situation in Europa geäußert. Beschlüsse aber wurden nicht gefasst. Heute findet die Sitzung der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main statt. Reaktionen dazu von unserem Korrespondenten in Washington Marcus Pindur.

Von Marcus Pindur |
    Die Märkte starrten gebannt auf die Federal Reserve Bank, und sie sahen, dass sie nichts sahen. Trotz anhaltend hoher Arbeitslosenzahlen und schwachen Wachstums verzichtet die US-Notenbank vorerst auf eine neue Konjunkturspritze.

    Nach der Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed in Washington hieß es jedoch, sie werde bei Bedarf zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um der Wirtschaft mehr Schwung zu verleihen. Einige Experten hatten gefordert, es sei Zeit für eine weitere Runde des sogenannten Quantitative Easing, der monetären Lockerung. Dabei würde die Fed massiv zentralbankfähige Wertpapiere von Geschäftsbanken aufkaufen und so die Geldmenge erweitern.

    John Carpino von Meridien Equity Partners hält das jedoch für verfrüht.

    "Ben Bernanke steht einiges an Munition zur Verfügung, aber er muss sie jetzt noch nicht einsetzen. Er wird sich weiter bedeckt halten bis die Situation ein Einschreiten erfordert. Im Moment ist das noch nicht nötig - in den nächsten Monaten kann noch eine Menge passieren."

    Wenn etwas passiert, dann ist das Instrument der Wahl in der Tat eine neue Runde des Quantitative Easing, die nunmehr Dritte seit dem Crash 2008, deshalb im Finanzjargon QE3 genannt. Denn den Leitzins kann die Fed kaum mehr senken, den beließen die Notenbanker bei null bis 0,25 Prozent. Und dabei soll es auch bis 2014 bleiben.

    Eine Erweiterung der Geldmenge sehen die meisten Experten nicht in nächster Zeit, allenfalls bis Ende des Jahres. Es sei denn, so Joe Brusuelas, Volkswirt bei Bloomberg:

    "Ich glaube wenn es ein Problem in Europa gibt, dann wird die Fed handeln, egal wann. Wenn die Krise in Europa sich zuspitzt, wenn Spanien zum Beispiel ernsthafte Probleme bekommt, dann werden sie nicht einmal bis zur nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses warten. So ernst ist das Problem."

    Aber auch in den USA drohen Untiefen. Die Investitionsrate verlangsamt sich, die Beschäftigung lahmt, die Sparquote steigt, der Konsum stagniert. Und dann droht Ende des Jahres die sogenannte Fiskalklippe, das Aufeinandertreffen von Steuererhöhungen und Budgetkürzungen. Das würde eine weitere Rezession auslösen - falls die Parteien im amerikanischen Kongress sich nicht vorher auf etwas anderes einigen können. Diese Unsicherheit belastet das Wachstum in den USA weiterhin.