Archiv


Keine Öltransporte mehr im Wattenmeer

Das schleswig-holsteinische Wattenmeer ist seit 1985 Nationalpark. Trotzdem durfte der Energiekonzern RWE DEA zwei Jahre später auf der Plattform Mittelplate mit der Förderung von Öl beginnen. Das Öl wurde mit Spezialschiffen in den Hafen Brunsbüttel transportiert. Umweltschützer kritisierten das Verfahren immer, weil sie Unfälle im ökologisch sensiblen Watt befürchteten. Jetzt ist die Landstation Dieksand bei Friedrichskoog fertig, und das Öl wird nun durch eine unter dem Meeresboden verlegte Pipeline gepumpt.

Von Annette Eversberg |
    Kreischend fährt der Bohrmeißel tief in den Wattboden. 6000 Tonnen Öl werden pro Tag auf Mittelplate gefördert. Die Hälfte des Öls, das man fördern kann, haben die Ingenieure bereits jenseits des großen Salzstocks im Meer aus der Tiefe geholt. Etwas mehr als das Doppelte soll künftig noch gefördert werden. Der Aufwand für eine sichere Bohrinsel war seinerzeit groß. Große Sandmassen wurden bewegt. Dichte Spundwände verhindern, dass jemals ein Tropfen Öl ins Watt verdriften kann. Auch die Transportschiffe für das Öl hatten einen doppelten Boden. Und so viele Tanks, dass auch bei Beschädigung kein Öl aus dem Schiff auslaufen konnte. Dadurch ist bis heute ist alles gut gegangen. Doch sicherer als die Schiffe ist die Pipeline unter dem Meeresboden und die Verarbeitung des Öls an Land, betont Uwe Balasus-Lange, Leiter der Untertagetechnik des Betreibers RWE DEA.

    " Wir haben auf der Mittelplate nur eine Klärung des Öls, die nicht mehr so vollständig ist, wie sie vorher war. Und damit entfällt Prozesstechnik auf der Mittelplate und es entfallen eben auch die ca. 2000 Schiffsbewegungen im Wattenmeer jedes Jahr."

    Die Vorbereitung des Öls geschieht jetzt in der Landstation Dieksand bei Friedrichskoog an der Nordsee. Etwa achte Kilometer von der Mittelplate entfernt. Denn über die tief im Wattenmeer versenkte Pipeline wird das Öl aus den Bohrlöchern an die Oberfläche befördert. Auf einem riesigen Feld, von weitem kaum sichtbar, wird das im Wattenmeer geförderte Öl-Wassergemisch unterirdisch in ein System von Tanks gepumpt. Klaus Wiese ist Fördermeister auf Dieksand.

    " Sie haben hier jetzt das Prozessfeld 1, in dem Separatoren untergebracht sind. Separatoren sind Trennbehälter, in denen das Nassöl in die Wasser-, Gas-, und Ölphasen getrennt wird."

    Damit entfällt ein Gefahrenpunkt im Wattenmeer. Dass Öl bei der Verarbeitung austreten oder auch Wasser mit Ölresten vermischt einmal ins Meer gelangen könnte. Aber auch an Land gilt der Sicherheitsstandard bei der Ölförderung für Klaus Wiese weiter wie bisher.

    " Wir haben hier eine Auffangwanne unter dem Tank, in denen das Regenwasser aufgefangen wird. Sollte irgendwann eine Undichtigkeit aufkommen, dann dringt nichts ins Erdreich ein, sondern es wird in diesen Betonwannen aufgefangen. Und die Betonwannen sind überwacht, so dass nichts in die Umwelt eindringen kann."

    Das getrennte Öl wird zunächst ebenfalls auf Dieksand gelagert. Im Computerraum werden die Tanks überwacht.

    " Der Tank ist ein Doppelhüllentank. Sie haben eine äußere Hülle. Einen Ringraum von eineinhalb Metern und haben einen inneren Tank mit 5000 Kubikmeter Inhalt."

    Dazwischen befindet sich ein Vakuum, das über Sensoren kontrolliert wird.

    " Wir klicken hier mal auf das Feld. Sie haben hier eine Warnanzeige. Das Symbol geht hier unten in den Boden rein. Und hier ist ein weiteres Symbol, das aufleuchten würde, wenn Sie im Ringraum eine Undichtigkeit zum Tank hätten."

    Alle Pipelines auf der Station sind in einem geschlossenen System verbunden. Kein Geruch von Öl. Der Aufwand ist groß und teuer. Doch für den Betreiber DEA RWE hat sich die sichere Umwelttechnik auch wirtschaftlich gelohnt, erläutert Firmensprecher Derek Mösche.

    " Insbesondere die Norweger und Großbritannien interessieren die Umweltschutzanforderungen und auch die Technik. Es ist ja so, dass überall die Ölreserven zur Neigung gehen und nach weiteren Ölreserven gesucht wird und tendenziell in immer abgelegenere Umweltregionen vorgedrungen wird. Da gucken die Unternehmen schon doch, welche Projekte führend sind im Umweltschutz. Und da kommen viele Unternehmen und Länder sehr schnell auf Mittelplate. "