"Sie stellen sich ja bei jemandem, der sich mit der Thematik nicht tiefer beschäftigt, dar, als wären sie die Guten, sie wären voll auf unserer Seite, sie würden mit uns kämpfen, und wenn das nicht jemand tiefer beleuchtet und sich vielleicht von diesen schnellen Floskeln beeindrucken lässt, dann denkt der, wow, die sind ja wirklich toll."
Jörg Kalitowitsch steht vor dem Bahnhof in Leverkusen-Opladen um ein Zeichen zu setzen. Gegen die Teilnahme von Pro Köln am diesjährigen Christopher Street Day – kurz CSD - Anfang Juli. Jörg Kalitowitsch - Chef-Organisator des CSD - ist immer noch verärgert, wenn er daran denkt – selbst wenn die rechte Partei, die wegen ihrer Minderheiten feindlichen Politik vom Landesverfassungsschutz beobachtet wird, ihre Anmeldung jetzt wieder zurückgezogen hat. Der Vorsitzende von Pro Köln und Pro NRW, Markus Beisicht kann die Aufregung nicht verstehen – dass seine Kölner Ratsfraktion mitlaufen wolle, müsse doch eine demokratische Selbstverständlichkeit sein:
"Und zudem hatten wir den Ansatz gehabt, dort eine eigene Duftmarke zu setzen, in Richtung Islamkritik, wollten da eigenen Akzent setzen und haben auf eine positive Resonanz gehofft."
Islamkritik, so ist es auf der Internetseite von Pro Köln zu lesen, meint hier: "Gegen die Bedrohung oder sogar körperliche Angriffe auf Homosexuelle, die sich heute vor allem vor zugewanderten islamistischen Fanatikern in unseren Großstädten fürchten müssen." Doch diese Duftmarke wollten die Organisatoren der CSD-Parade auf ihrer Veranstaltung nicht riechen. Und: Sie wollten sich nicht von der rechtsextremistischen Bewegung vereinnahmen lassen. Dass sich Pro Köln nun ausgerechnet für die Rechte von Homosexuellen einsetzen will, das wollen Jörg Kalitowitsch und seine Mitstreiter erst recht nicht glauben. Zumal der Landesverfassungsschutz NRW in seinem aktuellen Bericht über die Partei schreibt:
"Neben den abwertenden Äußerungen zu ethnischen Minderheiten agitiert 'pro Köln e.V.' auch gegen sexuelle Minderheiten. Homosexuelle werden subtil verächtlich gemacht und durch diffamierende Formulierungen herabgesetzt.
"Nein, ich glaube, das war ein Plan, der war auch durchdacht, weil deren Strategie sehr offensichtlich ist. Sie versuchen mit Provokationen für sich Öffentlichkeit zu erreichen, das ist sehr schwer für sie, weil sie mit ihren Themen nicht landen können. Lange, lange Zeit war ihr großes Thema die Verhinderung der Großmoschee, die steht mittlerweile, und natürlich sind die auf Themensuche."
Pascal Siemens, Pressesprecher vom Kölner Lesben und Schwulentag e.V., kurz KLuST, der den CSD veranstaltet. Die Anmeldung von Pro Köln stellte die Organisatoren vor ein kaum lösbares Problem. Einfach ausschließen konnte man die Partei nicht. Denn der CSD ist bei der Stadt als öffentliche Demonstration angemeldet – ein Ausschluss somit rechtlich nicht zulässig. In den folgenden Wochen wurde intern, aber auch im Netz hitzig diskutiert, wie man mit der Anmeldung umgehen solle. Anfang Juni dann beschloss der KLuST, die Partei trotzdem auszuschließen. Um ein Zeichen zu setzen, wie Pascal Siemens erklärt. Pro Köln wiederum kündigte daraufhin an, sich in die Parade einzuklagen, entschied sich letztlich aber dagegen. Laut Markus Beisicht auch deshalb, weil die Veranstalter den Wagen der Partei ganz ans Ende der Parade platzieren wollten – direkt hinter den Müllwagen. Das Ziel, für die eigenen Inhalte zu werben, sei eh schon erreicht, meint Beisicht. Und die angebliche "Homophobie im Islam" soll den Rechten unter Homosexuellen neue Wähler bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr bringen.
"Wir haben einen Zugang in die Community bekommen (…) Das ist natürlich auch für uns ein interessantes Wählerreservoir. Des Weiteren, es ist für uns natürlich imagemäßig, es ist natürlich für den Gegner jetzt etwas schwieriger uns hier so schwarz-weiß, das sind homophobe, Minderheiten feindliche Plattform, da wird der Gegner sich schon etwas schwieriger tun."
In Opladen hat die Demonstration inzwischen begonnen. Der Zug bewegt sich Richtung Innenstadt und macht vor der Parteizentrale von Pro NRW Halt. Viele sind allerdings nicht gekommen. Durch den überraschenden Rückzug von Pro Köln gibt es ja auch nichts mehr, wogegen demonstriert werden kann. Zwar können die CSD-Organisatoren nun auf eine ungestörte Parade hoffen. Die Diskussionen der letzten Wochen werden aber wohl auch die Veranstalter der kommenden CSD-Paraden beschäftigen, wie etwa am Wochenende in Berlin.
"Wenn das große Thema aufploppt, Homophobie und Migrantenmilieus, wo wir ganz klar sagen, natürlich müssen wir über Homophobie sprechen in allen gesellschaftlichen Gruppen. Nur wenn wir Homophobie bekämpfen wollen, dann hilft kein Fremdenhass."
Genau hier jedoch wollte Pro Köln ansetzen. Wie sie selbst auf ihrer Internetseite schreiben: "Das Thema der gewaltbereiten Homophobie in islamistischen Kreisen wurde ein Stück weit enttabuisiert und öffentlich diskutiert."
Dass homophobe Gewalttaten besonders oft von Muslimen verübt würden, ist allerdings eine reine Behauptung, die sich statistisch nicht belegen lässt, bestätigt Stefan Meschig vom Kölner Beratungszentrum Rubicon. Umso fataler, dass die Aussagen der Rechtspopulisten auch in der sogenannten schwul-lesbischen Community durchaus auch Widerhall gefunden haben. Pascal Siemens vom KLuST:
"Auch darüber muss gesprochen werden. Natürlich gibt es auch Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle, die sich eher dem rechteren Rand zusprechen, aber die Lesbisch-schwule-Community ist natürlich auch nur ein Abbild der Gesellschaft."
Die CSD-Macher in Köln haben ihre Veranstaltung deswegen vorsichtshalber nun umbenannt in: CSD-Parade für Vielfalt. Der neue Demonstrationsaufruf spricht sich explizit gegen rechtspopulistische Anschauungen aus. In Zukunft soll es so leichter sein, rechte Gruppierungen auszuschließen. Pascal Siemens vom KLuST sagt zwar, die ganze Angelegenheit habe dem CSD nicht geschadet, und dennoch: Der Ärger der letzten Wochen hat sichtliche Spuren hinterlassen:
"Ich hab mich in der Tat geärgert, ich hab meinen ersten Herpes bekommen mit 30."
Jörg Kalitowitsch steht vor dem Bahnhof in Leverkusen-Opladen um ein Zeichen zu setzen. Gegen die Teilnahme von Pro Köln am diesjährigen Christopher Street Day – kurz CSD - Anfang Juli. Jörg Kalitowitsch - Chef-Organisator des CSD - ist immer noch verärgert, wenn er daran denkt – selbst wenn die rechte Partei, die wegen ihrer Minderheiten feindlichen Politik vom Landesverfassungsschutz beobachtet wird, ihre Anmeldung jetzt wieder zurückgezogen hat. Der Vorsitzende von Pro Köln und Pro NRW, Markus Beisicht kann die Aufregung nicht verstehen – dass seine Kölner Ratsfraktion mitlaufen wolle, müsse doch eine demokratische Selbstverständlichkeit sein:
"Und zudem hatten wir den Ansatz gehabt, dort eine eigene Duftmarke zu setzen, in Richtung Islamkritik, wollten da eigenen Akzent setzen und haben auf eine positive Resonanz gehofft."
Islamkritik, so ist es auf der Internetseite von Pro Köln zu lesen, meint hier: "Gegen die Bedrohung oder sogar körperliche Angriffe auf Homosexuelle, die sich heute vor allem vor zugewanderten islamistischen Fanatikern in unseren Großstädten fürchten müssen." Doch diese Duftmarke wollten die Organisatoren der CSD-Parade auf ihrer Veranstaltung nicht riechen. Und: Sie wollten sich nicht von der rechtsextremistischen Bewegung vereinnahmen lassen. Dass sich Pro Köln nun ausgerechnet für die Rechte von Homosexuellen einsetzen will, das wollen Jörg Kalitowitsch und seine Mitstreiter erst recht nicht glauben. Zumal der Landesverfassungsschutz NRW in seinem aktuellen Bericht über die Partei schreibt:
"Neben den abwertenden Äußerungen zu ethnischen Minderheiten agitiert 'pro Köln e.V.' auch gegen sexuelle Minderheiten. Homosexuelle werden subtil verächtlich gemacht und durch diffamierende Formulierungen herabgesetzt.
"Nein, ich glaube, das war ein Plan, der war auch durchdacht, weil deren Strategie sehr offensichtlich ist. Sie versuchen mit Provokationen für sich Öffentlichkeit zu erreichen, das ist sehr schwer für sie, weil sie mit ihren Themen nicht landen können. Lange, lange Zeit war ihr großes Thema die Verhinderung der Großmoschee, die steht mittlerweile, und natürlich sind die auf Themensuche."
Pascal Siemens, Pressesprecher vom Kölner Lesben und Schwulentag e.V., kurz KLuST, der den CSD veranstaltet. Die Anmeldung von Pro Köln stellte die Organisatoren vor ein kaum lösbares Problem. Einfach ausschließen konnte man die Partei nicht. Denn der CSD ist bei der Stadt als öffentliche Demonstration angemeldet – ein Ausschluss somit rechtlich nicht zulässig. In den folgenden Wochen wurde intern, aber auch im Netz hitzig diskutiert, wie man mit der Anmeldung umgehen solle. Anfang Juni dann beschloss der KLuST, die Partei trotzdem auszuschließen. Um ein Zeichen zu setzen, wie Pascal Siemens erklärt. Pro Köln wiederum kündigte daraufhin an, sich in die Parade einzuklagen, entschied sich letztlich aber dagegen. Laut Markus Beisicht auch deshalb, weil die Veranstalter den Wagen der Partei ganz ans Ende der Parade platzieren wollten – direkt hinter den Müllwagen. Das Ziel, für die eigenen Inhalte zu werben, sei eh schon erreicht, meint Beisicht. Und die angebliche "Homophobie im Islam" soll den Rechten unter Homosexuellen neue Wähler bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr bringen.
"Wir haben einen Zugang in die Community bekommen (…) Das ist natürlich auch für uns ein interessantes Wählerreservoir. Des Weiteren, es ist für uns natürlich imagemäßig, es ist natürlich für den Gegner jetzt etwas schwieriger uns hier so schwarz-weiß, das sind homophobe, Minderheiten feindliche Plattform, da wird der Gegner sich schon etwas schwieriger tun."
In Opladen hat die Demonstration inzwischen begonnen. Der Zug bewegt sich Richtung Innenstadt und macht vor der Parteizentrale von Pro NRW Halt. Viele sind allerdings nicht gekommen. Durch den überraschenden Rückzug von Pro Köln gibt es ja auch nichts mehr, wogegen demonstriert werden kann. Zwar können die CSD-Organisatoren nun auf eine ungestörte Parade hoffen. Die Diskussionen der letzten Wochen werden aber wohl auch die Veranstalter der kommenden CSD-Paraden beschäftigen, wie etwa am Wochenende in Berlin.
"Wenn das große Thema aufploppt, Homophobie und Migrantenmilieus, wo wir ganz klar sagen, natürlich müssen wir über Homophobie sprechen in allen gesellschaftlichen Gruppen. Nur wenn wir Homophobie bekämpfen wollen, dann hilft kein Fremdenhass."
Genau hier jedoch wollte Pro Köln ansetzen. Wie sie selbst auf ihrer Internetseite schreiben: "Das Thema der gewaltbereiten Homophobie in islamistischen Kreisen wurde ein Stück weit enttabuisiert und öffentlich diskutiert."
Dass homophobe Gewalttaten besonders oft von Muslimen verübt würden, ist allerdings eine reine Behauptung, die sich statistisch nicht belegen lässt, bestätigt Stefan Meschig vom Kölner Beratungszentrum Rubicon. Umso fataler, dass die Aussagen der Rechtspopulisten auch in der sogenannten schwul-lesbischen Community durchaus auch Widerhall gefunden haben. Pascal Siemens vom KLuST:
"Auch darüber muss gesprochen werden. Natürlich gibt es auch Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle, die sich eher dem rechteren Rand zusprechen, aber die Lesbisch-schwule-Community ist natürlich auch nur ein Abbild der Gesellschaft."
Die CSD-Macher in Köln haben ihre Veranstaltung deswegen vorsichtshalber nun umbenannt in: CSD-Parade für Vielfalt. Der neue Demonstrationsaufruf spricht sich explizit gegen rechtspopulistische Anschauungen aus. In Zukunft soll es so leichter sein, rechte Gruppierungen auszuschließen. Pascal Siemens vom KLuST sagt zwar, die ganze Angelegenheit habe dem CSD nicht geschadet, und dennoch: Der Ärger der letzten Wochen hat sichtliche Spuren hinterlassen:
"Ich hab mich in der Tat geärgert, ich hab meinen ersten Herpes bekommen mit 30."