Wenn sich reiche Investoren verzocken, steht in diesen Tagen im Ligasport viel auf dem Spiel. Und zwar weltweit. Das zeigt der Fall des FC Liverpool, dessen amerikanische Eigentümer im nordamerikanischen Profigeschäft mit ihrem Netzwerk aus mehreren Klubs auf hohen Schuldenbergen sitzen. Die Risiken für das englische Traditionsteam sind gar nicht abzuschätzen.
Auf der Liste der reichsten Amerikaner, die das Wirtschaftsmagazin "Forbes” jedes Jahr veröffentlicht, konnte man im vergangenen Herbst über den Unternehmer Tom Hicks folgendes lesen: Er sei ein "gerissener Sportinvestor”, der ein Jahr zuvor einmal mehr gezeigt habe, wie man vorgehen muss, wenn man sich hinter den Kulissen des Sportgeschäfts durchsetzen will.
Damals kaufte Hicks zusammen mit einem Landsmann für 440 Millionen Dollar den FC Liverpool, der kurz zuvor die Champions League gewonnen hatte. Wenig später ging er noch einen Schritt weiter und kündigte den Bau eines neuen Stadions für 70.000 Zuschauer an, das hinreichend Charme ausstrahlen werde, um die Fans zufrieden zu stellen. Er warb für den Entwurf mit dieser leisen, vertrauenserweckenden Stimme und seinem texanischen Akzent.
""Das ist wirklich etwas Besonderes für Liverpool. Weltniveau. Innovativ. Es wird englisch sein. Die fehlende Symmetrie der Seiten erinnert an die Geschichte des englischen Stadionbaus. Das wird unsere Gegner einschüchtern, wenn sie das sehen. Es ging darum, die Traditionen des Kops zu erhalten.”"
Nur wenige Monate später verkündete das Klub-Management, dass sich der Bau hinauszögern werde. Was niemanden beunruhigte. Außer dem Trikotsponsor, einer Brauerei, die seit Jahren geduldig auf eine neue Arena hofft und sich über die lapidare Begründung wunderte. Die "weltweiten Marktverhältnisse” hatten angeblich das Projekt beeinträchtigt.
Erst in den letzten Wochen wurde deutlich, aus welchen Verhältnissen diese Welt besteht und wie sie Liverpools wirtschaftlichen Spielraum beeinflusst. Hicks, der in den USA mit den Texas Rangers einen Baseball-Klub in der höchsten Liga und die Eishockey-Mannschaft der Dallas Stars in der NHL besitzt, hat dort enorme Schulden aufgehäuft und kann nicht mal die anfallenden Zinsen bezahlen.
Das von "Forbes” kalkulierte Vermögen von angeblich 1,4 Milliarden Dollar ist demnach bestenfalls eine Seifenblase. Seine Firma, die Hicks Sports Group, steht nach Recherchen des "Wall Street Journal” bei mehreren Geldgebern mit über einer halben Milliarde Dollar in der Kreide.
In wirtschaftlich besseren Zeiten produzierten solche Verhältnisse allenfalls Nebengeräusche. Man schuldete um und hoffte optimistisch auf bessere Zeiten. In diesen Tagen werden Gläubiger rasch nervös. Auf diese Weise kippt eine auf Pump gebaute Firmenkonstruktion oft einfach wie ein Kartenhaus um. Genau das versucht der 62-jährige Texaner zurzeit abzuwenden. Er hat Geldgebern Anteile an seinen beiden amerikanischen Klubs angeboten. Falls das allerdings nicht klappt, wird er zum Verkauf gezwungen sein und dabei unter dem Druck der Umstände voraussichtlich sehr viel Geld verlieren.
Seinen Liverpooler Anteil möchte Hicks möglichst nicht abgeben. Denn die Renditeaussichten in der durch lukrative Fernsehverträge wirtschaftlich gut ausgepolsterten "Premier League" sind langfristig hervorragend. Trotz der gegenwärtigen Kopfschmerzen an der Anfield Road, wo man auf großem Fuß lebt. Der Klub schuldet der schwer angeschlagenen Royal Bank of Scotland rund 500 Millionen Dollar. Hicks und sein Partner George Gillet bürgen für einen Teil des Geldes mit ihrem Privatvermögen und hoffen seit längerem darauf, dass arabische Finanziers einsteigen.
George Gillet scheint das alles überhaupt nicht zu gefallen. Und so hat er Hicks bereits angeboten, ihn herauszukaufen. Woher würde das Geld aber kommen? Ganz einfach. Um flüssig zu werden, will Gillet sein Standbein in Nordamerika opfern: Die Montreal Canadiens in der National Hockey League, Inbegriff des Traditionsbewusstseins in Kanadas Volkssport Nummer eins. Dem Geschäftsmann, der einen Teil seines Geld mit Fernsehsendern und einen anderen mit Fleischfabriken verdient hat, fehlt es in Montreal übrigens überraschenderweise nicht an Interessenten. So hat - neben anderen - die frankokanadische Pop-Sängerin Celine Dion, bekannt durch Erfolge wie "Power of Love” und "My Heart Will Go On” aus dem Film "Titanic”, eine millionenschwere Offerte eingereicht.
Montreal, Liverpool, Texas - das unübersichtliche Geflecht einer sowohl von Geldnöten als auch von Begehrlichkeiten getriebenen transatlantischen Unternehmerschaft signalisiert, dass im Profisport völlig neue Dimensionen erreicht sind - mit unübersehbaren Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Wo reiche Klubs ihre riesigen Kader und Trainerstäbe auf Kredit finanzieren, droht der Kollaps, sobald sich die Investoren verzocken. Eine Gefahr, die auch der Bundesliga droht, sollte sie jemals die sogenannte 50+1-Regel abschaffen, die dafür sorgt, dass Investoren nicht die Stimmenmehrheit in der Hauptversammlung haben.
Auf der Liste der reichsten Amerikaner, die das Wirtschaftsmagazin "Forbes” jedes Jahr veröffentlicht, konnte man im vergangenen Herbst über den Unternehmer Tom Hicks folgendes lesen: Er sei ein "gerissener Sportinvestor”, der ein Jahr zuvor einmal mehr gezeigt habe, wie man vorgehen muss, wenn man sich hinter den Kulissen des Sportgeschäfts durchsetzen will.
Damals kaufte Hicks zusammen mit einem Landsmann für 440 Millionen Dollar den FC Liverpool, der kurz zuvor die Champions League gewonnen hatte. Wenig später ging er noch einen Schritt weiter und kündigte den Bau eines neuen Stadions für 70.000 Zuschauer an, das hinreichend Charme ausstrahlen werde, um die Fans zufrieden zu stellen. Er warb für den Entwurf mit dieser leisen, vertrauenserweckenden Stimme und seinem texanischen Akzent.
""Das ist wirklich etwas Besonderes für Liverpool. Weltniveau. Innovativ. Es wird englisch sein. Die fehlende Symmetrie der Seiten erinnert an die Geschichte des englischen Stadionbaus. Das wird unsere Gegner einschüchtern, wenn sie das sehen. Es ging darum, die Traditionen des Kops zu erhalten.”"
Nur wenige Monate später verkündete das Klub-Management, dass sich der Bau hinauszögern werde. Was niemanden beunruhigte. Außer dem Trikotsponsor, einer Brauerei, die seit Jahren geduldig auf eine neue Arena hofft und sich über die lapidare Begründung wunderte. Die "weltweiten Marktverhältnisse” hatten angeblich das Projekt beeinträchtigt.
Erst in den letzten Wochen wurde deutlich, aus welchen Verhältnissen diese Welt besteht und wie sie Liverpools wirtschaftlichen Spielraum beeinflusst. Hicks, der in den USA mit den Texas Rangers einen Baseball-Klub in der höchsten Liga und die Eishockey-Mannschaft der Dallas Stars in der NHL besitzt, hat dort enorme Schulden aufgehäuft und kann nicht mal die anfallenden Zinsen bezahlen.
Das von "Forbes” kalkulierte Vermögen von angeblich 1,4 Milliarden Dollar ist demnach bestenfalls eine Seifenblase. Seine Firma, die Hicks Sports Group, steht nach Recherchen des "Wall Street Journal” bei mehreren Geldgebern mit über einer halben Milliarde Dollar in der Kreide.
In wirtschaftlich besseren Zeiten produzierten solche Verhältnisse allenfalls Nebengeräusche. Man schuldete um und hoffte optimistisch auf bessere Zeiten. In diesen Tagen werden Gläubiger rasch nervös. Auf diese Weise kippt eine auf Pump gebaute Firmenkonstruktion oft einfach wie ein Kartenhaus um. Genau das versucht der 62-jährige Texaner zurzeit abzuwenden. Er hat Geldgebern Anteile an seinen beiden amerikanischen Klubs angeboten. Falls das allerdings nicht klappt, wird er zum Verkauf gezwungen sein und dabei unter dem Druck der Umstände voraussichtlich sehr viel Geld verlieren.
Seinen Liverpooler Anteil möchte Hicks möglichst nicht abgeben. Denn die Renditeaussichten in der durch lukrative Fernsehverträge wirtschaftlich gut ausgepolsterten "Premier League" sind langfristig hervorragend. Trotz der gegenwärtigen Kopfschmerzen an der Anfield Road, wo man auf großem Fuß lebt. Der Klub schuldet der schwer angeschlagenen Royal Bank of Scotland rund 500 Millionen Dollar. Hicks und sein Partner George Gillet bürgen für einen Teil des Geldes mit ihrem Privatvermögen und hoffen seit längerem darauf, dass arabische Finanziers einsteigen.
George Gillet scheint das alles überhaupt nicht zu gefallen. Und so hat er Hicks bereits angeboten, ihn herauszukaufen. Woher würde das Geld aber kommen? Ganz einfach. Um flüssig zu werden, will Gillet sein Standbein in Nordamerika opfern: Die Montreal Canadiens in der National Hockey League, Inbegriff des Traditionsbewusstseins in Kanadas Volkssport Nummer eins. Dem Geschäftsmann, der einen Teil seines Geld mit Fernsehsendern und einen anderen mit Fleischfabriken verdient hat, fehlt es in Montreal übrigens überraschenderweise nicht an Interessenten. So hat - neben anderen - die frankokanadische Pop-Sängerin Celine Dion, bekannt durch Erfolge wie "Power of Love” und "My Heart Will Go On” aus dem Film "Titanic”, eine millionenschwere Offerte eingereicht.
Montreal, Liverpool, Texas - das unübersichtliche Geflecht einer sowohl von Geldnöten als auch von Begehrlichkeiten getriebenen transatlantischen Unternehmerschaft signalisiert, dass im Profisport völlig neue Dimensionen erreicht sind - mit unübersehbaren Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Wo reiche Klubs ihre riesigen Kader und Trainerstäbe auf Kredit finanzieren, droht der Kollaps, sobald sich die Investoren verzocken. Eine Gefahr, die auch der Bundesliga droht, sollte sie jemals die sogenannte 50+1-Regel abschaffen, die dafür sorgt, dass Investoren nicht die Stimmenmehrheit in der Hauptversammlung haben.