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Keine Störung durch den Krieg

Technik. – Der zweite Irakkrieg hat begonnen, doch anders als vor 12 Jahren scheint es wohl keine Konsequenzen für das international genutzte Satellitennavigationssystem GPS zu geben. In das ursprünglich für militärische Zwecke geschaffene System war 1991 künstlich ein besonderer Fehler eingearbeitet worden, um den US-Truppen einen Vorteil gegenüber den Irakern zu geben. Der Deutschlandfunk befragte Professor Bernd Eisfeller vom Institut für Erdvermessung und Navigation der Universität der Bundeswehr in München, warum das jetzt nicht mehr der Fall ist. Die Fragen stellte Gerd Pasch.

    Pasch: Herr Eisfeller, gab es Veränderungen in GPS Signal zu Beginn des Krieges?

    Eisfeller: Wir haben gegen 12:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit einen GPS-Empfänger hier in der Nähe unseres Labors aufgestellt. Dieser Empfänger empfängt im Moment 11 Satelliten auf beiden Frequenzen, L1 und L2, und wir sehen erstens, dass das Signal kommt. Und zweitens, dass es nicht künstlich verfälscht ist.

    Pasch: Haben sie den militärischen oder den zivilen Code gemessen?

    Eisfeller: Wir haben primär den zivilen C/A Code genommen, auf der ersten Frequenzen, und messen dann noch gewisse Hilfsdaten auf der zweiten Frequenzen. Die Positionierungsgenauigkeit liegt im Moment etwa bei plus / minus sieben Metern, sodass man das gleiche Bild sieht wie seit drei Jahren, seitdem die Vereinigten Staaten die künstliche Verschlechterung ausgeschaltet haben.

    Pasch: Könnte die Verschlechterung jetzt wieder eingeschaltet werden?

    Eisfeller: Nein, das ist eigentlich nicht zu befürchten, weil die Vereinigten Staaten das überhaupt nicht benötigen. Man hat hier eigentlich eine andere Strategie. Außerdem sieht die Politik der vereinigten Staaten so aus, dass man GPS als "dual use"-System sieht, das heißt, man garantiert eigentlich weltweit das zivilen Signal, bis auf gewisse Krisenregionen.

    Pasch: Man kann sich also wirklich darauf verlassen?

    Eisfeller: Diese Frage muss man differenziert beantworten. Wir kennen zwar die amerikanischen politischen Aussagen, aber wir sind natürlich bei jeder Situation, wie wir Sie heute haben, immer wieder verunsichert. Das bedeutet, wir müssen natürlich erst einmal messen, wie die Signale aussehen. Der Grund dafür ist, das Europa keine Autonomie in der Satelliten Navigation hat. Wir sind also voll und ganz abhängig von den USA.

    Pasch: Welche Alternativen gibt es zu GPS?

    Eisfeller: Zurzeit gibt es eigentlich nur die so genannten bordautonomen Alternativen, das heißt, man muss sich dann mit seiner digitalen Karte und mit Sensoren, die im Fahrzeug selbst sind, bewegen. Natürlich jetzt unter der Annahme, das wirklich etwas bei GPS passiert ist, was momentan nicht der Fall ist.

    Pasch: Welche Bedeutung hat das für die Wissenschaft?

    Eisfeller: Im wissenschaftlichen Bereich strebt man natürlich auch nach Unabhängigkeit, deswegen sind natürlich für die Wissenschaftler die Entwicklungen zum europäischen Satellitennavigationssystem "Galileo" auch sehr wichtig. Allerdings sind wir im Moment noch nicht hundertprozentig von GPS abhängig. Es geht sehr viele terrestrische, bodengestützte Systeme, auf die man dann als Rückfallposition zurückgehen kann. Man setzte zwar GPS Empfänger ein, um über Distanzen von 50 Kilometern zentimetergenau zu vermessen, doch das könnte ich natürlich auch konventionell durchführen. Nur dann muss ich vielleicht zwei Tage Arbeitszeit spendieren, während das mit GPS vielleicht in einer Stunde geht.