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Keine Studiengebühren für Stipendiaten

Die Frage, wer von Studiengebühren befreit sein wird, stand von Anfang an im Mittelpunkt der Diskussionen - auch in Bayern. An der Universität Bayreuth spitzte sich gestern in einer Senatssitzung die Frage zu, ob Studierende, die ihr Studium von Studienstiftungen bezahlt bekommen, gleichzeitig auch noch von den Studiengebühren befreit werden?

Susanne Lettenbauer |
    Stipendiaten in Bayreuth dürfen sich freuen: Wenn in Bayern die meisten Studierenden ihre 500 Euro Studiengebühren pro Semester bezahlen werden, brauchen sie sich um diese Summe nicht zu kümmern. In einer langwierigen und knappen Abstimmung entschieden die Uni Bayreuth und ihr Präsident Helmut Ruppert gestern abend, alle Stipendiaten, sei es von politischen oder unpolitischen Stiftungen sowie DAAD und Bayerische Eliteakademie ab Sommersemester von der Zahlung der Studiengebühren zu befreien.

    " Es war ein Abwägen zwischen dem Anliegen der Studierenden und den Zielrichtungen der Hochschulleitung. Die Hochschule muss herausragende Studenten an sich binden, muss Interesse haben, dass sie Stipendiaten an ihre Hochschule bekommt. Wir haben eine bewusste Zwischenlösung gewählt, denn wir werden das überprüfen nach zwei Jahren. Jetzt haben wir den Weg gewählt diejenigen zu begünstigen, die Stipendien bekommen."

    Seit die Exzellenzinitiative des Bundes und die verstärkte Eliteförderung die bayerischen Universitäten einem massiven Konkurrenzdruck aussetzen, stehen die Überlegungen, Hochbegabten mit allen Mittel n an die eigene Hochschule zu holen, mittlerweile im Mittelpunkt diverser Senatssitzungen und -beratungen. Sogar auf die Gefahr hin, die dringend benötigten Mittel, die laut Gesetz die Lehre verbessern sollen und wegen derer die Gebühren ja einst beschlossen wurden, zu verlieren, so der Präsident Ruppert:

    " Wenn wir die Studiengebühren befreien, dann bedeutet das, wir bekommen die Gelder nicht, auch die Studienstiftungen bezahlen, bis auf wenige Ausnahmen nichts, aber das ist noch im Gespräch. Natürlich könnte man sagen, dass Stiftungen auch helfen können, dass sie neben dem Stipendium auch die Studiengebühren finanzieren. Soweit sind wir aber noch nicht. "

    Studierende, die keine Stipendiaten einer der zehn großen deutschen Stiftungen, sehen jedoch nicht ein, warum sie jetzt mehr zahlen sollen. Einerseits die eigenen Studienkosten samt Studiengebühren, andererseits die entfallenen Gelder der Stipendiaten.

    " Das Renomée der Uni zu steigern ist nicht nur Aufgabe der Studenten, es ist vor allem eine Aufgabe der Hochschulleitung, deswegen sehen wir es als Studenten nicht ein, dass wir Stipendiaten bezahlen müssen."

    Und genau diese Werbekosten möchte der Vorsitzende des Studentenkonvents Oskar Sommerfeld nicht tragen. Ungefähr sechs Euro muss jeder der knapp 9000 Studierenden in Bayreuth künftig zusätzlich für die Begünstigten zahlen, rechnet der Mathematikstudent vor.

    " Den Studenten ist es im Grunde gleich, ob die Stipendiaten die gebühren selbst bezahlen oder bezahlt bekommen. Sie sollen von den Stiftungen bezahlt werden, die die Stipendiaten sowieso schon fördern oder aber auch von der Universität selber, d.h. aus Universitätsmittel. Was wir nicht wollen, ist das die Studenten für andere Stipendiaten zahlen. "

    Präsident Ruppert hält die Kritik an der Entscheidung für berechtigt, verweist jedoch auf die Aussenwirkung, die eine Uni mit zahlreichen Stipendiaten nun einmal hätte. Die ausgefallenen Gelder würden dann Drittmittel und Forschungsgelder wettmachen können.

    Ruppert will jedoch noch einmal an die Stiftungen herantreten, um die dringend benötigten Gelder für die Verbesserung der Lehre doch noch von ihnen zu bekommen.

    Die Studentenschaft um Oskar Sommerfeld erwägt derweil, Studienanfänger auf diese Situation aufmerksam zu machen. Dann muss sich zeigen, was die beste Werbung für bzw. gegen Bayreuth ist.