"Der zweite Song ist der Dinosaurier unter den neuen Liedern. Der wurde mitgeschliffen ein bis zwei Jahre lang. Hat sich kaum verändert, aber wir konnten noch zu oder hinter ihm stehen, weil er einfach so den Link gebildet hat, was vorher und dem, was da kommen sollte."
Denn Slut nehmen sich eigentlich für jedes Album etwas Neues vor. Für Alienation, das achte Album in der fast 20jährigen Bandgeschichte, war die Vorgabe: Es gibt keine Vorgabe. Vor Alienation lag die sogenannte Schallnovelle "Corpus Delicti", die Kollaboration mit der Autorin Juli Zeh, die zweite crosskulturelle Arbeit nach der hochgelobten Dreigroschenoper am Ingolstädter Theater. Die Auseinandersetzung mit Literatur und Theater hat die Band nachhaltig beeinflusst, ihren Klangraum und das Songwriting erweitert.
"Dass aber auch diese kurzfristige Rückbesinnung auf die ersten beiden Alben, die wir noch mal releast und betourt haben, mit von der Partie war, und dieses Spannungsfeld zwischen ziemlich alt und relativ aktuell, hat dann den Rahmen gesteckt oder eben keinen Rahmen gesteckt, aber ein Möglichkeitsfeld geöffnet, das wir dann versucht haben zu beackern und die Tore weit und aufmachen und gucken, was da so reinkommt und was da alles möglich ist."
Was auffällt: So viel Elektronik war noch nie bei Slut, ein Verdienst von Gitarrist Rainer Schaller, im Zweitberuf mittlerweile Produzent beim Bayerischen Rundfunk. Fast ist man versucht, Parallelen zu Radioheads großem elektronischen Zäsurwerk "Kid A" aus dem Jahr 2000 zu ziehen, mit dem die Briten ihre Gitarrenvergangenheit auf einen Schlag neutralisierten. Aber solch ein Vergleich ist Sänger Christian Neuburger fast unangenehm, der im gleichen Zug die Freude der Band an ihren Crossover-Kollaborationen erklärt.
"Wir sehen aber auch ganz klar unsere musikalisch begrenzten Möglichkeiten. Wir können einfach nicht alles spielen, wir können nicht alles machen. Vielleicht können wir auch nicht alles denken, was wir gerne hätten. Insofern ist ein Input von ganz weit draußen immer herzlich willkommen."
Slut haben Alienation bei fünf verschiedenen Produzenten in vier verschiedenen Städten aufgenommen, darunter Tobias Levin in Hamburg und der Weilheimer Mario Thaler, dem Hausproduzenten von The Notwist. Das Kalkül dahinter war aber nicht großspuriges Namedropping, sondern der Wunsch, das sehr heterogene Songmaterial in mehrere Hände zu geben. Mit fast allen Produzenten hat die Band schon zusammengearbeitet.
"Da wir so den Hang zum Fremdeln haben, wollten wir auf die zurückgreifen, deren Arbeitsweise wir schon kennen, und die wir vor allem ganz gut einschätzen können. Die Kenntnis um ihre Fähigkeiten war schon ganz, ganz wichtig, um das zu entscheiden. Aber es sollte jetzt keine Tour in die Vergangenheit sein. Das war nicht das Kalkül, überhaupt nicht."
In der bescheidenen deutschen Gitarrenrockszene bleiben Slut auch mit Alienation eine der wenigen ernst zu nehmenden und verlässlichen Größen. Sie haben nicht den intellektuellen Anspruch der Hamburger Schule und waren nicht so experimentierfreudig wie die Weilheimer Szene um The Notwist. Aber sie haben sich nie verbogen und machten und machen das, was sie können, richtig bis richtig gut. Ob die Verwurzelung in der oberbayerischen Provinz ihrer Karriere mehr geschadet als genutzt hat, bleibt eine müßige Spekulation. Immerhin wurde Ingolstadt nun endlich zum Thema eines eigenen Songs, dem Titeltrack Alienation: einer Auseinandersetzung mit dem Schönen wie dem Hässlichen, mit dem die Stadt aufwarten kann.
"Wir sind gewissermaßen Teil davon, auch schon immer gewesen. Vielleicht hat die Stadt uns auch zu einem Stück weit hervorgebracht und zu dem gemacht, was wir sind. Und daraus war's mal höchste Eisenbahn, ein Lied darüber zu schreiben. Das kommt natürlich öfter vor, dieses Städtchen Ingolstadt in mancherlei Song von uns. Aber so explizit noch nie. Das ist eine Hommage, aber mit Untertönen."
Denn Slut nehmen sich eigentlich für jedes Album etwas Neues vor. Für Alienation, das achte Album in der fast 20jährigen Bandgeschichte, war die Vorgabe: Es gibt keine Vorgabe. Vor Alienation lag die sogenannte Schallnovelle "Corpus Delicti", die Kollaboration mit der Autorin Juli Zeh, die zweite crosskulturelle Arbeit nach der hochgelobten Dreigroschenoper am Ingolstädter Theater. Die Auseinandersetzung mit Literatur und Theater hat die Band nachhaltig beeinflusst, ihren Klangraum und das Songwriting erweitert.
"Dass aber auch diese kurzfristige Rückbesinnung auf die ersten beiden Alben, die wir noch mal releast und betourt haben, mit von der Partie war, und dieses Spannungsfeld zwischen ziemlich alt und relativ aktuell, hat dann den Rahmen gesteckt oder eben keinen Rahmen gesteckt, aber ein Möglichkeitsfeld geöffnet, das wir dann versucht haben zu beackern und die Tore weit und aufmachen und gucken, was da so reinkommt und was da alles möglich ist."
Was auffällt: So viel Elektronik war noch nie bei Slut, ein Verdienst von Gitarrist Rainer Schaller, im Zweitberuf mittlerweile Produzent beim Bayerischen Rundfunk. Fast ist man versucht, Parallelen zu Radioheads großem elektronischen Zäsurwerk "Kid A" aus dem Jahr 2000 zu ziehen, mit dem die Briten ihre Gitarrenvergangenheit auf einen Schlag neutralisierten. Aber solch ein Vergleich ist Sänger Christian Neuburger fast unangenehm, der im gleichen Zug die Freude der Band an ihren Crossover-Kollaborationen erklärt.
"Wir sehen aber auch ganz klar unsere musikalisch begrenzten Möglichkeiten. Wir können einfach nicht alles spielen, wir können nicht alles machen. Vielleicht können wir auch nicht alles denken, was wir gerne hätten. Insofern ist ein Input von ganz weit draußen immer herzlich willkommen."
Slut haben Alienation bei fünf verschiedenen Produzenten in vier verschiedenen Städten aufgenommen, darunter Tobias Levin in Hamburg und der Weilheimer Mario Thaler, dem Hausproduzenten von The Notwist. Das Kalkül dahinter war aber nicht großspuriges Namedropping, sondern der Wunsch, das sehr heterogene Songmaterial in mehrere Hände zu geben. Mit fast allen Produzenten hat die Band schon zusammengearbeitet.
"Da wir so den Hang zum Fremdeln haben, wollten wir auf die zurückgreifen, deren Arbeitsweise wir schon kennen, und die wir vor allem ganz gut einschätzen können. Die Kenntnis um ihre Fähigkeiten war schon ganz, ganz wichtig, um das zu entscheiden. Aber es sollte jetzt keine Tour in die Vergangenheit sein. Das war nicht das Kalkül, überhaupt nicht."
In der bescheidenen deutschen Gitarrenrockszene bleiben Slut auch mit Alienation eine der wenigen ernst zu nehmenden und verlässlichen Größen. Sie haben nicht den intellektuellen Anspruch der Hamburger Schule und waren nicht so experimentierfreudig wie die Weilheimer Szene um The Notwist. Aber sie haben sich nie verbogen und machten und machen das, was sie können, richtig bis richtig gut. Ob die Verwurzelung in der oberbayerischen Provinz ihrer Karriere mehr geschadet als genutzt hat, bleibt eine müßige Spekulation. Immerhin wurde Ingolstadt nun endlich zum Thema eines eigenen Songs, dem Titeltrack Alienation: einer Auseinandersetzung mit dem Schönen wie dem Hässlichen, mit dem die Stadt aufwarten kann.
"Wir sind gewissermaßen Teil davon, auch schon immer gewesen. Vielleicht hat die Stadt uns auch zu einem Stück weit hervorgebracht und zu dem gemacht, was wir sind. Und daraus war's mal höchste Eisenbahn, ein Lied darüber zu schreiben. Das kommt natürlich öfter vor, dieses Städtchen Ingolstadt in mancherlei Song von uns. Aber so explizit noch nie. Das ist eine Hommage, aber mit Untertönen."