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"KEINE WERBUNG"

Zwar wird private Post immer häufiger elektronisch verschickt, doch die Briefkästen quellen weiterhin über. Grund ist die zunehmende Flut von Werbepost. Abhilfe verspricht die Robinsonliste des Deutschen Dialogmarketing Verbands, die vor 40 Jahren ins Leben gerufen wurde.

Von Stefan Römermann |
    Auch wenn meist nur ein bis zwei Prozent der Verbraucher auf Werbepost reagieren: Unter dem Strich sind direkt an die potenziellen Kunden adressierte Werbebriefe immer noch eine der effektivsten Werbeformen überhaupt, erklärt Nanah Schulze vom Deutschen Dialogmarketing Verband DDV.

    "Ich kann meine Zielgruppe wirklich ganz punktgenau direkt ansprechen. Wenn Sie Fernsehen nehmen oder Anzeigen nehmen in Zeitschriften, habe ich immer eine riesengroße Streuung. Das haben Sie nicht, wenn sie Ihre Kunden direkt ansprechen."

    Wer das nicht möchte, kann sich in die Robinsonliste des Dialogmarketing-Verbands eintragen lassen. Am einfachsten geht das online über die Webseite ichhabediewahl.de. Dort gibt man seinen Namen und seine Adresse ein und kann dann auswählen, ob man überhaupt keine Werbung mehr möchte – oder nur noch Angebote aus bestimmten Branchen.

    "Es gibt natürlich Verbraucher, die sagen: Hmm… Also ich hätte gerne Werbung aus dem Bereich Medien oder dem Bereich Mode, aber sagen wir mal so: Elektronik interessiert mich jetzt nicht so wirklich. Und ich kann per Ausschlussverfahren ankreuzen, aus welchen Bereichen ich keine Werbung haben möchte."

    Ein paar Wochen nach dem Eintrag in die Robinsonliste reduziere sich die Werbeflut ganz erheblich, versprechen die Betreiber. Kein Wunder, denn im DDV sind fast alle wichtigen deutschen Adresshändler und Marketing-Firmen organisiert. Sie verzichten allerdings wohl nicht allein aus purer Menschenfreundlichkeit auf weitere Werbepost, sondern weil sich Werbung an genervte Kunden schlicht und einfach nicht lohnt. Schließlich wollen die Unternehmen die Adressaten von ihren neuen Produkten oder ihrer Marke überzeugen, erklärt Verbandssprecherin Schulze.

    "Wenn man dagegen Verbraucher nervt, indem man sie, ich sag da jetzt mal unbenommen: zumüllt mit Briefwerbung, die sich nicht möchten und die sie auch nicht interessiert, laufe ich als Unternehmen Gefahr, dass meine Marken darunter leiden. Und das möchte kein, kein Unternehmen."

    Und genervt sind offenbar viele Verbraucher. Schließlich haben sich inzwischen über 760.000 Bürger in die Robinsonliste eintragen lassen. Tendenz steigend. Pro Quartal kommen laut DDV im Durchschnitt knapp 3.000 neue Adressen hinzu. Ganz wichtig dabei: Der Eintrag in die Liste verhindert grundsätzlich nur Werbepost von Unternehmen, mit denen ich bisher noch keinen Kundenkontakt hatte, erklärt Schulze.

    "Wenn sie beispielsweise schon einmal durch eine Katalogbestellung oder Ähnliches mit einem Unternehmen in Kontakt getreten sind, können Sie sich da über die Robinsonliste nicht absichern."

    In dem Fall müssen Verbraucher sich zusätzlich noch direkt an das betreffende Unternehmen wenden. Die technische Abwicklung der Robinsonliste übernimmt übrigens ausgerechnet die Firma Schober, einer der größten Adresshändler Deutschlands. Eine schwierige Konstellation, findet Datenschutzexpertin Marion Schmidt von der Verbraucherzentrale Sachsen.

    "Wenn man sich in die Robinsonliste eintragen lässt, muss man eine Menge Daten geben. Aber zumindest haben wir bisher noch nicht gehört, dass diese Daten dann irgendwie weitergeben worden sind."

    Denn ausgerechnet die Adressen von der Robinsonliste für Werbung zu missbrauchen, wäre für die betroffenen Firmen ohnehin sinnlos. Die Liste sei deshalb durchaus geeignet, um die unerwünschte Werbepost zumindest einzudämmen, und wird von den Verbraucherzentralen deshalb auch regelmäßig empfohlen.