Archiv


Keine Werbung, keine Nachfrage

In Brasilien hat sich die Grüne Gentechnik noch nicht durchgesetzt, der Anbau dieser Pflanzen wurde erst Anfang des Jahres zugelassen. So bietet die Raiffeisen-Waren-Zentrale zum Beispiel gentechnikfreies Sojaschrot aus Brasilien an und Rapsschrot aus heimischer Produktion. Das einzige Problem: keiner weiß es, zumindest in Hessen.

Von Ludger Fittkau |
    Allein 1500 Tonnen gentechnikfreies Sojaschrot aus Brasilien liegen im Hanauer Lager der Raiffeisen-Waren-Zentrale Rhein-Main (RWZ) – doch die Nachfrage von Landwirten ist bisher gering. Kein Wunder, sagt Klaus Renner, Schweinemäster aus dem südhessischen Pfungstadt. Raiffeisen habe über das gentechnikfreie Sojaschrot aus Übersee genauso wenig informiert wie über Rapsschrot ohne Gentechnik aus heimischer Produktion, das ebenfalls angeboten wird:

    "Es ist in meinen Augen sehr wichtig, dass das bekannt gegeben wird, dass es momentan die gentechnikfreie Soja gibt und dass es auch nach langem Hin und Her so geliefert werden kann, dass sie garantiert zu 98 Prozent gentechnikfrei ist. "

    Die Raiffeisen-Waren-Zentrale Rhein-Main (RWZ) wehrt sich gegen den Vorwurf, nicht genug über das Angebot an gentechnikfreien Futtermitteln zu informieren. Unterstützung bekommt die Organisation dabei von Heinz Christian Bär, dem Vizepräsidenten des Deutschen Bauernverbandes. Bär war bis vor kurzem als Vorstandsvorsitzender der RWZ für das Lager in Hanau mitverantworlich:

    "Ich habe mich noch mal vergewissert: In Hanau wird immer die Menge vorrätig gehalten, die notwendig ist, um die Kunden zu bedienen. Es liegt also bei unseren Berufskollegen, das Produkt nachzufragen, dann werden sie damit bedient. "

    Das reiche eben nicht, kritisiert Landwirt Klaus Renner, der seine Schweine mit gentechnikfreiem Sojaschrot füttert. Das Angebot müsse stärker beworben werden. Renner hat Angst, dass er die Futtermittel aus Brasilien bald nicht mehr bekommen wird, wenn nicht mehr Landwirte vom Hanauer Raiffeisen-Angebot Gebrauch machen. Schließlich gehe es auch darum, für das Schweinefleisch die Kriterien der Regionalmarke "Geprüfte Qualität aus Hessen" zu erfüllen – und dazu gehöre eben das Merkmal "gentechnikfrei",…

    "…das Raiffeisen sich mit aufs Etikett geschrieben hat im Zusammenhang mit der Marketinggesellschaft der Regionalmarke und auch der Landwirte - der hessischen Direktvermarkter."

    Die Direktvermarkter von Fleisch, das ohne genmanipulierte Futtermittel produziert wird, seien aber nur eine ganz kleine Gruppe: Die Politik des Bauernverbandes und von Raiffeisen könne also nicht nur auf sie ausgerichtet sein, argumentiert Hessens Bauernpräsident Heinz-Christian Bär. Gentechnikfreies Fleisch werde bisher nur sehr wenig nachgefragt – auch aufgrund des höheren Preises:

    "Es gibt einige Direktvermarkter, einige ganz kleine Nischen, dort passt das, den Kollegen empfehle ich das, es so zu tun. Nur, wir haben uns dem europäischen Wettbewerb zu stellen. Wir haben niederländische Ware, wir haben spanisches Schweinefleisch auf dem Markt und dort sind eben die Produktionsbedingungen andere, da ist jeder Euro, den man sparen kann, ein Gewinn für die Landwirte, das Produkt ist ja am Ende nicht schlechter."

    Das genau sei aber bei der Frage der Gentechnik doch nicht entschieden, hält Landwirt Klaus Renner entgegen. Auf dem Falkenhof bei Pfungstadt, wo Renner sein Schweinefleisch direkt vermarktet, fragen auf jeden Fall die Kunden nach gentechnik-freien Schnitzeln, sagt er, auch wenn er den Aufpreis von vier Euro für hundert Kilo gentechnikfreien Sojaschrot an seine Kunden weitergibt. Dieses Angebot für ernährungsbewusste Kunden soll auch in Zukunft bestehen bleiben:

    "Einfach, um dem Verbraucher, der verunsichert ist mit der ganzen Gentechnik die Möglichkeit zu bieten, so was zu bekommen ohne jegliche Gentechnik. "