Wer Tumorzellen bekämpft, schädigt immer auch gesunde Zellen im Körper. So kommt es zu Nebenwirkungen. Um diese gering zu halten, braucht man möglichst gezielt wirkende Substanzen. Solche "Zauberkugeln" zu finden, die gezielt nur den Krebs angreifen, war stets auch das Ziel des Molekulargenetikers Axel Ullrich. Er leitet das Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München.
"Bisher war es üblich, bei Medikamenten einfach auf die Wahrscheinlichkeit zu zählen, und zu sagen: ‚Naja, ein gewisser Prozentsatz der Patienten wird schon ansprechen, und der Rest lässt das Geld in der Kasse klingeln.’"
In den 90er-Jahren entwickelte Axel Ullrich gemeinsam mit Kollegen einen Wirkstoff namens Sunitinib. Er richtet sich gezielt gegen Kinasen. Das sind Enzyme, die bei Krebs eine wichtige Rolle spielen. Der Wirkstoff sollte dazu beitragen, die Tumorzellen von der Blutzufuhr abzuschneiden – mit dem Ziel, den Tumor auszuhungern. Möglichst ohne Nebenwirkungen.
"Anfänglich dachten wir schon, dass einige dieser kleinen Moleküle sehr selektiv sind. Aber je besser und auflösender die Methoden wurden, desto mehr hat man herausgefunden, dass diese kleinen Moleküle doch an viele andere Proteine binden."
Denn überall im Körper gibt es Kinasen und viele von ihnen werden durch Sunitinib angegriffen und behindert. Die Folge: Wie bei anderen Wirkstoffen der Chemotherapie gegen Krebs kommt es auch bei Sunitinib zu unerwünschten Wirkungen.
"Das heißt, man muss dann in klinischen Prüfungen am Patienten testen, ob irgendwelche Nebenwirkungen entstehen, die man nicht erwartet hatte oder die man in einem Tiermodell oder einem Zellmodell nicht testen kann. So ist es eigentlich mit Sunitinib passiert. Die wichtigen Nebenwirkungen kommen jetzt erst raus. Die sind vor der Zulassung praktisch nicht entdeckt worden. Und jetzt findet man das heraus, nachdem Patienten schon über längere Zeit behandelt werden."
2006 kam das Medikament auf den Markt. Einer von wenigen Erfolgen der Grundlagenforscher im Kampf gegen den Krebs. Vielen Patienten konnte seitdem durch den neuen Wirkstoff geholfen werden. Aber längst nicht alle profitierten. Von einem regelrechten Aushungern des Tumors, wie von Optimisten erhofft, könne jedenfalls keine Rede sein, sagt Axel Ullrich.
"Das ist sehr naiv zu glauben, dass man mit so einem Medikament die Blutzufuhr total abschneiden kann und dass das ohne weitere Nebenwirkungen abläuft. Man kann da höchstens erreichen, dass die Tumorprogression langsamer wird."
Damit ist ein weiterer Traum der Krebsforscher zerplatzt wie eine Seifenblase. Axel Ullrich arbeitet längst an der Entwicklung neuer Wirkstoffe in Martinsried am Max-Planck-Institut und in Singapur in der Forschungsstadt Biopolis. Aber die Hoffnung, doch noch eine Zauberkugel gegen Krebs zu finden, hat er aufgegeben. Viel wichtiger sei, dass jeder Patient die für ihn besten Medikamente erhält.
"Komplexe Medikamente erfordern viel diagnostische Information, wenn man den Ehrgeiz hat, die Medikamente auch zielgerecht einzusetzen. Das heißt: Für Patienten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch darauf ansprechen werden."
Die Patienten müssen besser als bisher untersucht werden, auch genetisch, sagt Axel Ullrich. Denn oftmals steht in den persönlichen Genen geschrieben, ob der Patient das Medikament vertragen wird und ob es überhaupt wirkt.
"Bisher war es üblich, bei Medikamenten einfach auf die Wahrscheinlichkeit zu zählen, und zu sagen: ‚Naja, ein gewisser Prozentsatz der Patienten wird schon ansprechen, und der Rest lässt das Geld in der Kasse klingeln.’"
In den 90er-Jahren entwickelte Axel Ullrich gemeinsam mit Kollegen einen Wirkstoff namens Sunitinib. Er richtet sich gezielt gegen Kinasen. Das sind Enzyme, die bei Krebs eine wichtige Rolle spielen. Der Wirkstoff sollte dazu beitragen, die Tumorzellen von der Blutzufuhr abzuschneiden – mit dem Ziel, den Tumor auszuhungern. Möglichst ohne Nebenwirkungen.
"Anfänglich dachten wir schon, dass einige dieser kleinen Moleküle sehr selektiv sind. Aber je besser und auflösender die Methoden wurden, desto mehr hat man herausgefunden, dass diese kleinen Moleküle doch an viele andere Proteine binden."
Denn überall im Körper gibt es Kinasen und viele von ihnen werden durch Sunitinib angegriffen und behindert. Die Folge: Wie bei anderen Wirkstoffen der Chemotherapie gegen Krebs kommt es auch bei Sunitinib zu unerwünschten Wirkungen.
"Das heißt, man muss dann in klinischen Prüfungen am Patienten testen, ob irgendwelche Nebenwirkungen entstehen, die man nicht erwartet hatte oder die man in einem Tiermodell oder einem Zellmodell nicht testen kann. So ist es eigentlich mit Sunitinib passiert. Die wichtigen Nebenwirkungen kommen jetzt erst raus. Die sind vor der Zulassung praktisch nicht entdeckt worden. Und jetzt findet man das heraus, nachdem Patienten schon über längere Zeit behandelt werden."
2006 kam das Medikament auf den Markt. Einer von wenigen Erfolgen der Grundlagenforscher im Kampf gegen den Krebs. Vielen Patienten konnte seitdem durch den neuen Wirkstoff geholfen werden. Aber längst nicht alle profitierten. Von einem regelrechten Aushungern des Tumors, wie von Optimisten erhofft, könne jedenfalls keine Rede sein, sagt Axel Ullrich.
"Das ist sehr naiv zu glauben, dass man mit so einem Medikament die Blutzufuhr total abschneiden kann und dass das ohne weitere Nebenwirkungen abläuft. Man kann da höchstens erreichen, dass die Tumorprogression langsamer wird."
Damit ist ein weiterer Traum der Krebsforscher zerplatzt wie eine Seifenblase. Axel Ullrich arbeitet längst an der Entwicklung neuer Wirkstoffe in Martinsried am Max-Planck-Institut und in Singapur in der Forschungsstadt Biopolis. Aber die Hoffnung, doch noch eine Zauberkugel gegen Krebs zu finden, hat er aufgegeben. Viel wichtiger sei, dass jeder Patient die für ihn besten Medikamente erhält.
"Komplexe Medikamente erfordern viel diagnostische Information, wenn man den Ehrgeiz hat, die Medikamente auch zielgerecht einzusetzen. Das heißt: Für Patienten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch darauf ansprechen werden."
Die Patienten müssen besser als bisher untersucht werden, auch genetisch, sagt Axel Ullrich. Denn oftmals steht in den persönlichen Genen geschrieben, ob der Patient das Medikament vertragen wird und ob es überhaupt wirkt.