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Ken Adam
Visionär der Filmarchitektur

Kaum ein anderer Filmarchitekt wurde so bekannt wie der Deutsch-Brite Ken Adam, mittlerweile 93 Jahre alt. Adam entwarf die Sets für 70 Filme, am bekanntesten sind die Entwürfe für die Bond-Filme der 60er-und 70er-Jahre. In Berlin widmet das Filmmuseum den Arbeiten von Ken Adam eine Ausstellung, über die der Künstler selber sagt: "It's special."

Von Michael Meyer | 11.12.2014
    Modell eines Filmsets von Ken Adam, zu sehen in der Retrospektive "Bigger than Life" in der Deutschen Kinemathek Berlin.
    Modell eines Filmsets von Ken Adam, zu sehen in der Retrospektive "Bigger than Life" in der Deutschen Kinemathek Berlin. (picture alliance / dpa / Maurizio Gambarini)
    Kaum ein anderer Filmarchitekt wurde so bekannt und berühmt wie der Deutsch-Brite Ken Adam, mittlerweile 93 Jahre alt. Adam entwarf die Sets für 70 Filme, am bekanntesten sind die Entwürfe für die Bond-Filme der 60er und 70er Jahre, aber auch für die Kriegssatire "Dr. Strangelove" von Stanley Kubrick. In Berlin ist seit heute im Filmmuseum eine Ausstellung zu sehen über die Arbeiten von Ken Adam.
    Ken Adam zeichnet noch einmal eines seiner berühmtesten Filmsets nach, jenes zur Kriegssatire "Dr. Strangelove" von Stanley Kubrick:
    "We decided to have two levels for the War Room, and with a lot of staircases coming down like that, so I came up with a big circle here, which then became the War Room Table, with chair around it."
    "Bigger Than Life" als Devise
    Der alte Mann zieht seine Linien, Zigarette rauchend, noch immer flink mit seinem Filzstift, dem sogenannten "Flomaster", und erklärt dabei seine Sets. Anschließend verpuffen die transparenten Zeichnungen über ihm im Zigarettenrauch. Diese eigens entworfene Filminstallation auf einer transparenten Leinwand ist eines der Highlights der Ausstellung, die insgesamt 320 Exponate präsentiert. Sie zeigen den Deutsch-Briten Ken Adam als Visionär der Filmarchitektur, sagt Rainer Rother, Direktor der Deutschen Kinemathek:
    "Er ist einfach jemand, der besonders klar ist, und der mit reduzierten, geometrischen Formen unglaubliche Effekte erzielen kann. Er muss nicht mehr machen, als einen Raum sich ausdenken, und schon funktioniert es im Film."
    Und das haben vor allem die sieben Bond-Filme gezeigt, die er mit seinem sehr eigenwilligen, auch radikalem Stil prägte. "Bigger than Life" war seine Devise, so auch der Titel der Ausstellung:
    "Also ich glaube, dass für ihn der Anspruch schon war, dass er gesagt hat, ich will meinem Zuschauer etwas zeigen, was er noch nie gesehen hat. Ich will ihn in Welten entführen, die raus sind aus dem Alltag und die trotzdem glaubwürdig sind", so Kurator Boris Hars-Tschachotin.
    "Und diese Mischung aus 'Bigger than Life' und Realität, die hat genau diese besondere Mixtur eigentlich geschaffen, die dann dazu geführt hat, dass sich Leute beschwert haben: Wie kann es sein, dass ein James-Bond-Team nach Fort Knox reinkommt, wo nicht mal der amerikanische Präsident reinkommt, wie können die da drehen, und es war so überzeugend, dass der Zuschauer gedacht hat, so sieht es in Fort Knox aus, in Wahrheit sieht es da ganz anders aus. Und ich glaube, das ist genau diese Faszination, die sein Werk bis heute ausmacht, und die diese Strahlkraft hat, und die viele andere dann auch beeinflusst hat."
    Ausstellung in Schwarz-weiß
    Die Ausstellung "Bigger than Life", ganz in Schwarz und Weiß gehalten, verfolgt Ken Adams langes Filmschaffen nicht chronologisch, sondern ordnet seine Setdesigns, vor allem die der Bond -Filme nach thematischen Bezügen: Etwa "Verliese und Labore", "Machtzentralen und Versammlungssäle", "Tempel und Kathedralen" oder auch "Wasser und Luft". Den Zeichnungen Adams werden stets die jeweiligen Filmausschnitte gegenüber gestellt, sodass man überprüfen kann, wie gut Adams Entwürfe im Film funktionierten. Als besonderen Clou haben Architekturstudenten fünf Filmsets in Miniatur und in allen Details wieder aufgebaut - auch den legendären "War Room" aus Kubricks Klassiker "Dr. Strangelove", von dem es heißt, Präsident Reagan habe bei Amtsantritt gefragt, wo er denn sei, dieser "War Room".
    "Ich glaube, es ist wirklich die Mischung, einerseits so klar architektonisch zu denken und andererseits durch die Stilisierung, und Übersteigerung und Überhöhung und Zuspitzung etwas auch vom Theater aufzugreifen. Also für mich ist Ken Adam eine Verbindung von Theatralität und Architektur für den Filmscreen, und deswegen hatte er auch ganz andere Freiheiten als ein Architekt, der real gebaut hat."
    Heute arbeitet der 93-Jährige nicht mehr - kein Wunder angesichts seines hohen Alters, das Ken Adam jedoch nicht davon abhielt, die Ausstellung zu eröffnen. Der Medienandrang war entsprechend.
    "Unglaublich! Ich habe das nie erwartet. Ich bin wirklich sehr stolz".
    Und auch die Kuratoren waren erleichtert, als Adam sagte: "It's special", diese Ausstellung sei etwas ganz Besonderes für ihn.