Mittwoch, 08. Mai 2024

Archiv

Kennedy-Mord
Ein amerikanischer Albtraum

Rund um das tödliche Attentat auf den US-Präsidenten John F. Kennedy ranken sich bis heute Verschwörungstheorien. Ganz aufgeklärt werden die Umstände wohl niemals. Vor 50 Jahren löste sein Tod große Bestürzung aus.

Von Christian Blees | 21.11.2013
    "And here is the presidential jet, "US Air Force Number One” printed on the side. Handkerchiefs are being waved, the plaques are being held high, and hundreds of tiny American flags are now being waved towards the presidential jet."
    Freitag, 22. November 1963, 11 Uhr 40 Ortszeit. Das Präsidentenflugzeug "Air Force One" landet auf dem Flughafen "Love Field" in Dallas, Texas. Mehrere Tausend Menschen sind gekommen, um John F. Kennedy und seiner Gattin Jacqueline einen begeisterten Empfang zu bereiten. Taschentücher und kleine US-amerikanische Flaggen werden geschwenkt. Mit einem derart herzlichen Willkommen hat der 35. Präsident der Vereinigten Staaten nicht unbedingt rechnen können. Der ehemalige Radio- und Fernsehreporter Bob Huffaker erinnert sich:
    "Genau einen Monat zuvor war Adlai Stevenson in Dallas ganz übel behandelt worden. Er hatte zum Tag der Vereinten Nationen eine Rede gehalten."
    Adlai Stevenson fungiert bei den Vereinten Nationen als ständiger Vertreter der USA. Wie John F. Kennedy ist auch er Mitglied der Demokratischen Partei. Bei der Präsidentschaftswahl 1960 war die Öl- und Finanzmetropole Dallas die einzige größere US-amerikanische Stadt, deren Bewohner mehrheitlich gegen Kennedy stimmten – und für den Kandidaten der Republikaner, Richard Nixon.
    "Vor Ort gab es eine Gruppe von Bürgern, die sich selbst als "Nationales Empörungs-Komitee" bezeichneten. Sie unterbrachen Stevensons Rede dauernd mit Zwischenrufen. Mein Freund und Kollege Wes Wise machte als Einziger Filmaufnahmen von den Vorkommnissen. Die Bilder zeigen, wie eine Frau mittleren Alters Stevenson nach dessen Rede mit einem Plakat auf den Kopf schlug. Auf dem Plakat stand: Wer hat dich eigentlich gewählt?"
    Kennedy war auf einen heißen Empfang eingestellt
    John F. Kennedy ist darauf eingestellt, dass auch ihn in Dallas ein heißer Empfang erwartet. Die Metropole ist nach San Antonio, Houston und Fort Worth die vierte Station auf einer kurzen Wahlkampftour des Präsidenten durch Texas. In der Ausgabe der "Dallas Morning News" vom 22. November findet sich eine großformatige Anzeige, in der Kennedy als Kommunist und Staatsfeind beschimpft wird. Zudem ist sein Zustimmungswert in der Bevölkerung ein Jahr vor der nächsten Präsidentschaftswahl von ursprünglich 83 auf nur noch 59 Prozent gesunken. Das Magazin "Newsweek" schätzt, dass der Einsatz des Präsidenten für die Belange der schwarzen Bürgerrechtsbewegung ihn 3,5 Millionen Wählerstimmen kosten könnte. Vor allem in den Südstaaten der USA stehen viele Menschen dem Aufheben der Rassentrennung äußerst ablehnend gegenüber. Insofern ist John F. Kennedy an diesem Freitag vor allem in die texanische Hauptstadt gekommen, um die Stimmung zu seinen Gunsten zu drehen. Doch es gibt noch einen weiteren Grund für den Besuch. Bob Huffaker.
    "Er war auch gekommen, um die Streitigkeiten innerhalb der Demokratischen Partei von Texas zu schlichten. Vizepräsident Johnson repräsentierte den konservativen Flügel, während Senator Ralph Yarborough den liberalen Flügel vertrat. Johnson und Yarborough waren sich spinnefeind. Am Tag zuvor, in San Antonio, hatte sich Yarborough sogar geweigert, mit Johnson gemeinsam in einer Limousine zu sitzen. Daraufhin sagte Kennedy: Heute wird er mit ihm zusammen fahren – oder er geht zu Fuß."
    Für die Mittagszeit ist im sogenannten Trade Mart, dem Handelszentrum von Dallas, eine Rede Kennedys vor lokalen Wirtschaftsvertretern geplant. Um 11:55 Uhr setzt sich die präsidiale Wagenkolonne vom Flugplatz aus in Richtung Innenstadt in Bewegung. Sie besteht aus zwei Dutzend Fahrzeugen, darunter alleine vier mit Medienvertretern. Bob Huffaker berichtet live für den Radiosender KRLD.
    "Hier ist Bob Huffaker, an der Ecke Main und Akard Street. Die ersten roten Lichter sind zu sehen – und da kommt auch schon die Polizei-Eskorte, die der Wagenkolonne des Präsidenten vorausfährt. Busse müssen rechts ranfahren und die Menge drängt immer weiter nach vorne. Vor dem ersten Fahrzeug der Wagenkolonne fahren fünf, sechs, sieben Polizei-Motorräder. Konfetti und Papierschnipsel kommen aus den Fenstern geflogen. Da kommt der erste Wagen mit Jesse Curry, dem Polizeichef. Und da ist der Präsident der Vereinigten Staaten. Er wird von einer begeisterten Menge begrüßt. Da ist Jackie. Auch ihr jubeln die Menschen lautstark zu."
    Um 12:30 Uhr peitschen mehrere Schüsse durch die Luft
    Die Kolonne des Präsidenten hat eine Strecke von etwa zwölf Kilometern zurückgelegt, als sie die Ecke Houston und Elm Street erreicht. Hier, am Dealey Plaza, befindet sich das Texas School Book Depository, ein fünfstöckiges Lagerhaus für Schulbücher. Um 12:30 Uhr peitschen am Dealey Plaza plötzlich mehrere Schüsse durch die Luft. Wie viele es genau sind und woher sie kommen, bleibt zunächst unklar. Im Warren-Report, dem zehn Monate später veröffentlichten, offiziellen Untersuchungsbericht zu den Schüssen auf Präsident John F. Kennedy, heißt es: "Eine Kugel durchschlug den Nacken des Präsidenten; die folgende Kugel zerschmetterte die rechte Hirnschale."
    Während am Dealey Plaza plötzlich das Chaos ausbricht, herrscht ein paar Kilometer weiter zunächst völlige Ahnungslosigkeit. Radioreporter Bob Huffaker berichtet nach wie vor begeistert vom Besuch des Präsidenten, als sei nichts geschehen.
    "Dem Präsidenten ist in Dallas ein wunderbarer Empfang bereitet worden. Es war ein Spektakel, wie es die Stadt wohl lange nicht mehr erleben wird. Befürchtungen, es werde zu Zwischenfällen kommen, haben sich nicht bewahrheitet – offenbar hat die Polizei durch ihre starke Präsenz dafür gesorgt, dass für den Präsidenten keine Gefahr bestand."
    Unterdessen ist John F. Kennedys Autokolonne in rasender Fahrt unterwegs ins gut sechs Kilometer entfernte Parkland Memorial Hospital. Um 12:36 Uhr - sechs Minuten, nachdem die Schüsse gefallen sind - meldet die American Broadcasting Company als Erstes der großen Radio Networks das Attentat auf den Präsidenten.
    "We interrupt this program to bring you a special bulletin from ABC Radio. Here is a special bulletin from Dallas, Texas. Three shots were fired at President Kennedy's motorcade today in downtown Dallas, Texas. This is ABC Radio."
    Im Parkland Memorial Hospital versuchen die Ärzte vergeblich, John F. Kennedys Leben zu retten. Eine Stunde nach dem Attentat gibt der stellvertretende Pressesprecher des Weißen Hauses offiziell den Tod des Präsidenten bekannt. Nur Augenblicke später geht die Meldung über sämtliche Nachrichtenticker, Fernseh- und Radiostationen.
    "Ladies and gentlemen, the president of the United States, John Fitzgerald Kennedy, is dead. The president is dead. Let us pray."
    Ein Augenzeuge will den Todesschützen gesehen haben. Demnach handelt es sich bei diesem um einen männlichen Weißen, etwa 30 Jahre alt, rund 1,72 Meter groß, schlank und mit einem großkalibrigen Gewehr ausgerüstet. Die Polizei setzt sofort einen entsprechenden Funkspruch an alle Einheiten ab.
    "Attention all squads, attention all squads. The suspect in the shooting at Elm and Houston is reported to be an unknown white male, approximately thirty, slender build, high five feet ten inches, weight 165 pounds, reported to be armed with what is thought to be a thirty-caliber rifle."
    Knapp 45 Minuten, nachdem die Schüsse auf den Präsidenten gefallen sind, befindet sich der Polizist J. D. Tippit mit seinem Wagen im Stadtteil Oak Cliff auf Streife. Ihm fällt ein Mann auf, auf den die Beschreibung aus dem Polizeifunk zutrifft. Tippit spricht den Mann an. Dieser zieht einen Revolver und gibt mehrere Schüsse ab. Der Polizist bricht tödlich getroffen zusammen.
    Die Nachricht von seiner Ermordung spricht sich in der näheren Umgebung des Tatorts in Windeseile herum. Kurz darauf bemerkt der Geschäftsführer eines Schuhgeschäfts einen Mann, der sich merkwürdig verhält und der in einem Kino verschwindet. Die sofort alarmierte Polizei macht sich mit heulenden Sirenen auf den Weg. Der Warren-Report berichtet:
    Festnahme in einem Kino
    "Die Polizisten McDonald, Hawkins, Hutson und Walker betraten das Kino von der Rückseite. Detective Bentley rannte zum Balkon und befahl den Vorführern, die Saalbeleuchtung einzuschalten. Der Mann, der, ohne zu bezahlen, das Kino betreten hatte, saß allein im hinteren Teil des Parketts. Als McDonald die Reihe erreichte, in der der Verdächtige saß, hielt er an und befahl dem Mann aufzustehen."
    Mutmaßlicher Einzeltäter Lee Harvey Oswald: nur ein Sündenbock?
    Mutmaßlicher Einzeltäter Lee Harvey Oswald: nur ein Sündenbock? (picture alliance / dpa / UPI)
    Als der Verdächtige plötzlich eine Pistole zückt, kommt es zum Handgemenge. Den Polizeibeamten gelingt es, den Mann trotz heftiger Gegenwehr festzunehmen. Er heißt Lee Harvey Oswald. Es stellt sich heraus, dass er in jenem Schulbuchlager arbeitet, von dem aus offenbar die tödlichen Schüsse auf den Präsidenten abgegeben wurden. Oswalds Vernehmung hat kaum begonnen, da melden Medien weltweit schon erste Einzelheiten aus dem Leben des doppelt Tatverdächtigen.
    "Lee Harvey Oswald war vor einigen Jahren unehrenhaft aus dem amerikanischen Marinekorps entlassen worden. 1959 war er von einer Reise durch die Sowjetunion nicht in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt. Er hatte damals der amerikanischen Botschaft in Moskau mitgeteilt, dass er nicht in die Vereinigten Staaten zurückzukehren wünsche. Oswald heiratete eine Sowjet-Bürgerin und arbeitete in einer Fabrik in Minsk. Im Jahre 1962 beantragte er einen amerikanischen Pass, um in die Vereinigten Staaten zurückzukehren und erhielt, zusammen mit seiner Frau und seinem Kind, die Ausreise aus der Sowjetunion. Oswald soll auch aktiv an einer Organisation tätig gewesen sein, deren Name mit "Gerechtigkeit für Kuba" angegeben wird."
    Lee Harvey Oswald erfährt, dass man ihm den Mord an dem Polizisten J. D. Tippit zur Last legt. Mehrere Augenzeugen wollen ihn bei einer polizeilichen Gegenüberstellung eindeutig identifiziert haben. Außerdem wird der 24-Jährige des Attentats auf John F. Kennedy bezichtigt. Oswald streitet beide Taten ab. Die Gelegenheit, sich vor Gericht zu verteidigen, bleibt ihm jedoch verwehrt. Denn nur zwei Tage nach seiner Festnahme wird Lee Harvey Oswald selbst erschossen. Bei der Überführung vom Polizeipräsidium ins Kreisgefängnis trifft ihn ein tödlicher Schuss. Oswalds Ermordung wird live von mehreren US-amerikanischen Fernseh- und Radiosendern übertragen.
    "There is the prisoner. Do you have anything to say in your defense? – There is a shot! Oswald has been shot! Oswald has been shot!"
    Der Mann, der Lee Harvey Oswald erschossen hat, heißt Jack Ruby. Auf die Frage nach seinem Motiv antwortet der Nachtclubbesitzer:
    "Ich war durch den Mord an unserem Präsidenten am Boden zerstört und voller Mitleid für Mrs. Kennedy. Ich wollte ihr die Zumutung ersparen, irgendwann nach Dallas zurückkommen zu müssen, um einem Prozess gegen Oswald beizuwohnen."
    Verschwörungstheorien rund um den Kennedy-Mord
    Nicht zuletzt die Ermordung Lee Harvey Oswalds sorgt dafür, dass im Laufe der Zeit immer mehr Verschwörungstheorien ins Kraut schießen. So veröffentlicht unter anderem der New Yorker Anwalt Mark Lane 1966 ein Buch, in dem er Zweifel an Oswalds Alleintäterschaft äußert. Damit wird Lane zum Vorbild für viele andere Autoren, die in den darauf folgenden Jahrzehnten eigene Verschwörungstheorien zum Kennedy-Attentat vorlegen. Einer von ihnen ist der Berliner Journalist Mathias Bröckers. Auch Bröckers glaubt, dass der Präsident 50 Jahre zuvor gleich von mehreren Schützen ins Visier genommen wurde.
    "Auf dem Gebäude daneben, neben dem Schulbuchlager, da steht auch ein Schütze. Der kann durchaus auch geschossen haben. Auf dem grasigen Hügel steht einer oder zwei und an der Unterführung von vorne steht einer. Also das sind die Schützen, die an dem Tag da feuern."
    Keiner dieser Schützen sei Lee Harvey Oswald gewesen, behauptet Bröckers. Zwar habe es sich bei diesem um einen verdeckten Mitarbeiter der CIA gehandelt. Doch sei Oswald – ohne, es zu ahnen – vom US-Auslandsgeheimdienst lediglich als Sündenbock missbraucht worden.
    "Es gibt eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, es gibt keine schriftlichen Akten darüber, aber eine sehr, sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass Oswald ein Teil dieses Programms falscher Überläufer – false defectors - war, das James Angleton, der Chef der Gegenspionage der CIA, unter seinen Fittichen hatte. Also, wo etliche Leute in die UdSSR geschickt wurden, die da sozusagen sagten: Ich bin Kommunist. Aber eigentlich spionieren sollten für die USA; so einer war Oswald. Das ist genau seine Rolle: Er ist der Sündenbock, dem vorher eine kommunistische Agenda sozusagen verordnet wird von seinen Arbeitgebern und der dann in diesem Haus da arbeitet und dem dann dieser Mord angehängt wird."
    Der Geheimdienst habe Kennedy unter anderem deshalb töten wollen, weil dieser ein Jahr zuvor die Kuba-Krise hinter dem Rücken der CIA und der Militärs gelöst habe, so Bröckers. Zu dieser Behauptung, die auch von anderen Verschwörungstheoretikern vertreten wird, heißt es im Warren-Report:
    "Die Kommission ist zu dem Schluss gekommen, dass Lee Harvey Oswald nicht an einer Verschwörung gegen Präsident Kennedy beteiligt war. Eine Nachprüfung der Tatsachen hat außerdem ergeben, dass Oswald bei Planung und Ausführung seiner Tat von niemandem unterstützt worden ist. Offen bleibt die Frage, aus welchen Motiven Oswald den Mord an dem Präsidenten geplant und ausgeführt hat. Seine Neigung zum Marxismus und Kommunismus half, seinen Charakter zu prägen und bestärkte ihn dadurch vielleicht in seinem Entschluss, Präsident Kennedy zu ermorden."
    Noch am Abend des 22. November 1963 kehren die sterblichen Überreste des getöteten Präsidenten an Bord der "Air Force One" zurück nach Washington. Bei der Ankunft am Flughafen ist auch ein deutscher Radioreporter zugegen.
    "Gleißendes Scheinwerferlicht lag über der Rollbahn. Batterien von Fernsehkameras waren auf die riesige Präsidentenmaschine mit der Aufschrift "United States of America" gerichtet. Der Sarg wurde von den engsten Freunden und Beratern Kennedys zu einer grauen Ambulanz getragen und hineingehoben. Der Wagen setzte sich sofort in Bewegung und verließ in schneller Fahrt, ohne alles Zeremoniell, den Flugplatz. Das war wohl der Moment, in dem uns allen, die wir auf dem Flughafen versammelt waren, zum ersten Mal mit voller Klarheit bewusst wurde, dass John F. Kennedy nicht mehr unter den Lebenden weilte."
    Große Bestürzung in Berlin
    Das Entsetzen über die Ermordung des jungen, charismatischen US-Präsidenten ist weltweit groß. Ganz besonders schockiert zeigt sich die Bevölkerung der Vier-Sektoren-Stadt Berlin, die Kennedy noch im Juni 1963 besucht hatte:
    US-Präsident John F. Kennedy: "Ich bin ein Berliner" (26. Juni 1963)
    US-Präsident John F. Kennedy: "Ich bin ein Berliner" (26. Juni 1963) (picture alliance / dpa / SVEN SIMON)
    "Schon in den frühen Morgenstunden und in den Nachtstunden hatten sich die ersten Berliner hier am Rathaus Schöneberg gemeldet und zahlreiche Blumen und Kränze auf die Rathaustreppe gelegt."
    "Ich habe es gestern Abend kurz vor zehn Uhr erfahren. Ich war fassungslos."
    "Das wird wohl der Mehrzahl des deutschen Volkes so gehen, dass sie diesen Schlag so leicht nicht verwinden werden."
    "Wir haben die ganze Nacht nicht schlafen können."
    "Entsetzlich."
    "Wir waren wie erschlagen. Mein Kind hat geweint, meine Frau hat geweint."
    "Also ich habe geglaubt, ich kriege einen Herzschlag, als ich das hörte."
    "Seit wenigen Minuten stehen in den Fenstern der Häuser Westberlins Kerzen des Gedenkens an Präsident Kennedy."
    Auch 50 Jahre nach dem Attentat von Dallas ist das Interesse der Öffentlichkeit an dem tragischen Ereignis noch immer nicht erloschen. Als erste Anlaufstelle und Informationsquelle zum Thema bietet sich vor Ort das sogenannte "Sixth Floor Museum" an. Es befindet sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Schulbuch-Lagers, von dem aus Lee Harvey Oswald am 22. November 1963 die tödlichen Schüsse auf John F. Kennedy abgegeben haben soll. Seit 1989 strömen pro Jahr rund 350.000 Besucher durch die Ausstellung, statten der umfangreichen Bibliothek einen Besuch ab oder nehmen an einem der zahlreichen Fachvorträge teil. Nicht alle Gäste seien dabei mit dem Gezeigten oder Gesagten einverstanden, erklärt Museumsleiterin Nicola Longford.
    "Manch einer äußert seine Unzufriedenheit mit den von uns präsentierten Inhalten sehr lautstark und kritisiert unsere Schlussfolgerungen – die wir selbst gar nicht ziehen. Wir laden vielmehr alle Besucher dazu ein, sich unsere Ausstellung anzuschauen und sich ein eigenes Bild von dem damaligen Geschehen zu machen. Es besteht auch kein Zweifel daran, dass viele Fragen nach wie vor unbeantwortet geblieben sind. Wir wollen erreichen, dass die Menschen über Präsident Kennedy und sein Vermächtnis nachdenken. Und dass sie verstehen, was damals in Dallas passiert ist. Das ist auch heute noch wichtig. Ich glaube, es handelt sich nach wie vor um eine sehr interessante Geschichte."