"Supraleitung wird schon mal gerne in die Ecke von Star Trek gestellt. Damit können Leute aus der normalen Metallindustrie nichts anfangen. Wir bringen es in die normale Welt rein - nutzen es als Hilfsmittel, um wahnsinnig Energie zu sparen."
Natürlich ist der 39-jährige Physiker Jens Müller nicht Bordingenieur Scotty und das Raumschiff Enterprise schwebt auch nicht über dem Gewerbegebiet von Rheinbach südwestlich von Bonn. Doch hier - auf der grünen Wiese, wo die 3300 Quadratmeter große Halle von Zenergy steht, - arbeitet Geschäftsführer Müller mit seinem Team an der Welt von morgen.
"Wir stellen Produkte her, die kein anderer auf der Welt herstellen kann. Wir haben uns eine Marktnische gesucht, wo wir keinem auf die Füße treten und mit ganz hoher Intelligenz Produkte kreieren können, die uns mehr als ein Quantensprung vor andere bringen."
Die Produkte mit dem Quantensprung - das sind zum Beispiel Stromgeneratoren, bei denen Kupfer durch supraleitende Keramik ersetzt wird. Angefangen hat alles mit einem einfachen Nickeldraht, den Zenergy in einem aufwändigen Verfahren mit einer hauchdünnen Keramik beschichtet.
"Supraleiter ist ein Werkstoff, der verlustlos Strom übertragen kann. Und diese Eigenschaft hat er, wenn man ihn sehr stark kühlt. Und das kann man mit dem Material, was wir benutzen, sehr ökonomisch tun. Wir können nun Industrieanwendungen bauen, die im Prinzip normale Kupferanwendungen verdrängen."
Mit seinen 85 Beschäftigten baut Zenergy vor allem Spulen. Sie sind die Herzstück der Elektrotechnik und die Basis für neue Produkte. Geschäftsführer Uwe Müller eilt durch die Produktionshalle.
""Also das geht hier gerade - nennen wir es mal - in Serie. Und das ist extrem wichtig für uns, weil wir uns zum produzierenden Unternehmen verändern. - So! Was Sie hier jetzt sehen ist unser Spulenbau. Das Erste, was wir jetzt bauen, sind Spulen für den ersten Wasserkraftgenerator, der weltweit im Netz eingesetzt wird. Der geht zu EON in Bayern."
Zenergy will Stromgeneratoren mit Supraleitern auch für Windenergieanlagen bauen. Anstatt 450 Tonnen eines mit Kupferdraht bestückten Generators bringt der neue Generator mit Supraleiter nur ein Sechstel auf die Waage. Das spart Material und Kosten. Das macht die Stromproduktion zum Beispiel auf hoher See, in Offshore-Windparks, um bis zu einem Viertel günstiger.
"Dann haben wir einen zweiten Bereich, wo wir den supraleitenden Induktionsheizer herstellen. Das heißt: Aufwärmen von Aluminium- und Kupferblöcken für die Metallindustrie mit weniger als der Hälfte des Energieverbrauchs."
Der erste Kunde sitzt in Minden: Weser Alu. Das mittelständische Unternehmen fertigt unter anderem Bauteile für den Audi A4. Das Unternehmen formt unter hohem Energieaufwand aus den Metallblöcken Karosserieteile.
"Das ist Strangpressen. Das ist so, wie sie es von zu Hause aus kennen. Man kann Knetmasse oder Spritzgebäck durch gewisse Formen pressen. Und das Gleiche gibt es auch für große Jungs. Man erhitzt das Metall. Dann ist es so weich wie Butter, knapp unter dem Schmelzpunkt. Anschließend kann man es in jede beliebige Form bringen."
Für diesen Induktionsheizer hat Zenergy im vergangenen Jahr den renommierten "Hermes Award" der Hannover Messe bekommen. Der mit 100.000 Euro dotierte Preis war für das Unternehmen enorm wichtig - nicht nur wegen des Geldes.
"Ich würde sagen: Die Wahrnehmung hat sich verändert. Es ist eigentlich immer so, wenn man eine Grundlagentechnologie entwickelt, braucht man 20 Jahre bis zum Markt. Das heißt, wir sind ein Unternehmen, das aus der Entwicklung herauskommt, aus einer Forscherecke. Und die Schwierigkeit in einem Unternehmen besteht an einem gewissen Zeitpunkt: Diese Unternehmen in ein produzierendes Unternehmen umzuwandeln. Und ich denke, der Preis war ein Weckruf, ein Startschuss, wo man merkt: 'Okay, wir sind auf der kommerziellen Seite angekommen.' Das haben wir so gemerkt. Und das haben auch Kunden so gemerkt."
Rheinbach, London, Sydney und San Francisco - das sind die Standorte des an der Londoner Börse notierten High-Tech-Unternehmens. Vor allem in den USA könnte der Induktionsheizer ein Verkaufsschlager werden, trotz des Verkaufspreises von zwei Millionen Dollar. Mit ihrem neuen Konjunkturprogramm ersetzt die US-Regierung Unternehmen, die den Energieverbrauch um mindestens 25 Prozent senken, die Hälfte der Investitionskosten, sagt Jens Müller.
"Unser Heizer ist der einzige, der weltweit als Technologie einen Sprung von 25 Prozent weniger Energieverbrauch bringt. Das ist natürlich wahnsinnig interessant für uns."
Bislang hat Zenergy 20 Anfragen, fünf davon aus den USA. Mit dem Induktionsheizer will Zenergy bereits Ende des Jahres schwarze Zahlen schreiben.
"Und der dritte Bereich ist die Smart Grid Technologie, also die nächsten Generation, um elektrische Netze stabiler zu machen."
Der in Los Angelos getestete Strombegrenzer zum Schutz von Transformatoren vor Kurzschlüssen qualifiziere sich ebenfalls für das US-Konjunkturprogramm. Die drei Produkte, der Induktionsheizer, der Strombegrenzer und die Generatoren für erneuerbare Energien, sollen Zenergy ab 2010 die ersten Gewinne in die Kasse spülen. 60 Millionen Euro hat Zenergy bereits in die Supraleitertechnologie gesteckt. Noch schreibt das Unternehmen wegen dieser hohen Entwicklungskosten rote Zahlen. Doch diese bereiten Jens Müller keine Sorgen. 75 Prozent der Aktien gehören sieben internationalen Risikokapitalgebern - und die haben einen langen Atem.
Links:
www.zenergypower.com
http://www.hannovermesse.de/hermesaward_d
Natürlich ist der 39-jährige Physiker Jens Müller nicht Bordingenieur Scotty und das Raumschiff Enterprise schwebt auch nicht über dem Gewerbegebiet von Rheinbach südwestlich von Bonn. Doch hier - auf der grünen Wiese, wo die 3300 Quadratmeter große Halle von Zenergy steht, - arbeitet Geschäftsführer Müller mit seinem Team an der Welt von morgen.
"Wir stellen Produkte her, die kein anderer auf der Welt herstellen kann. Wir haben uns eine Marktnische gesucht, wo wir keinem auf die Füße treten und mit ganz hoher Intelligenz Produkte kreieren können, die uns mehr als ein Quantensprung vor andere bringen."
Die Produkte mit dem Quantensprung - das sind zum Beispiel Stromgeneratoren, bei denen Kupfer durch supraleitende Keramik ersetzt wird. Angefangen hat alles mit einem einfachen Nickeldraht, den Zenergy in einem aufwändigen Verfahren mit einer hauchdünnen Keramik beschichtet.
"Supraleiter ist ein Werkstoff, der verlustlos Strom übertragen kann. Und diese Eigenschaft hat er, wenn man ihn sehr stark kühlt. Und das kann man mit dem Material, was wir benutzen, sehr ökonomisch tun. Wir können nun Industrieanwendungen bauen, die im Prinzip normale Kupferanwendungen verdrängen."
Mit seinen 85 Beschäftigten baut Zenergy vor allem Spulen. Sie sind die Herzstück der Elektrotechnik und die Basis für neue Produkte. Geschäftsführer Uwe Müller eilt durch die Produktionshalle.
""Also das geht hier gerade - nennen wir es mal - in Serie. Und das ist extrem wichtig für uns, weil wir uns zum produzierenden Unternehmen verändern. - So! Was Sie hier jetzt sehen ist unser Spulenbau. Das Erste, was wir jetzt bauen, sind Spulen für den ersten Wasserkraftgenerator, der weltweit im Netz eingesetzt wird. Der geht zu EON in Bayern."
Zenergy will Stromgeneratoren mit Supraleitern auch für Windenergieanlagen bauen. Anstatt 450 Tonnen eines mit Kupferdraht bestückten Generators bringt der neue Generator mit Supraleiter nur ein Sechstel auf die Waage. Das spart Material und Kosten. Das macht die Stromproduktion zum Beispiel auf hoher See, in Offshore-Windparks, um bis zu einem Viertel günstiger.
"Dann haben wir einen zweiten Bereich, wo wir den supraleitenden Induktionsheizer herstellen. Das heißt: Aufwärmen von Aluminium- und Kupferblöcken für die Metallindustrie mit weniger als der Hälfte des Energieverbrauchs."
Der erste Kunde sitzt in Minden: Weser Alu. Das mittelständische Unternehmen fertigt unter anderem Bauteile für den Audi A4. Das Unternehmen formt unter hohem Energieaufwand aus den Metallblöcken Karosserieteile.
"Das ist Strangpressen. Das ist so, wie sie es von zu Hause aus kennen. Man kann Knetmasse oder Spritzgebäck durch gewisse Formen pressen. Und das Gleiche gibt es auch für große Jungs. Man erhitzt das Metall. Dann ist es so weich wie Butter, knapp unter dem Schmelzpunkt. Anschließend kann man es in jede beliebige Form bringen."
Für diesen Induktionsheizer hat Zenergy im vergangenen Jahr den renommierten "Hermes Award" der Hannover Messe bekommen. Der mit 100.000 Euro dotierte Preis war für das Unternehmen enorm wichtig - nicht nur wegen des Geldes.
"Ich würde sagen: Die Wahrnehmung hat sich verändert. Es ist eigentlich immer so, wenn man eine Grundlagentechnologie entwickelt, braucht man 20 Jahre bis zum Markt. Das heißt, wir sind ein Unternehmen, das aus der Entwicklung herauskommt, aus einer Forscherecke. Und die Schwierigkeit in einem Unternehmen besteht an einem gewissen Zeitpunkt: Diese Unternehmen in ein produzierendes Unternehmen umzuwandeln. Und ich denke, der Preis war ein Weckruf, ein Startschuss, wo man merkt: 'Okay, wir sind auf der kommerziellen Seite angekommen.' Das haben wir so gemerkt. Und das haben auch Kunden so gemerkt."
Rheinbach, London, Sydney und San Francisco - das sind die Standorte des an der Londoner Börse notierten High-Tech-Unternehmens. Vor allem in den USA könnte der Induktionsheizer ein Verkaufsschlager werden, trotz des Verkaufspreises von zwei Millionen Dollar. Mit ihrem neuen Konjunkturprogramm ersetzt die US-Regierung Unternehmen, die den Energieverbrauch um mindestens 25 Prozent senken, die Hälfte der Investitionskosten, sagt Jens Müller.
"Unser Heizer ist der einzige, der weltweit als Technologie einen Sprung von 25 Prozent weniger Energieverbrauch bringt. Das ist natürlich wahnsinnig interessant für uns."
Bislang hat Zenergy 20 Anfragen, fünf davon aus den USA. Mit dem Induktionsheizer will Zenergy bereits Ende des Jahres schwarze Zahlen schreiben.
"Und der dritte Bereich ist die Smart Grid Technologie, also die nächsten Generation, um elektrische Netze stabiler zu machen."
Der in Los Angelos getestete Strombegrenzer zum Schutz von Transformatoren vor Kurzschlüssen qualifiziere sich ebenfalls für das US-Konjunkturprogramm. Die drei Produkte, der Induktionsheizer, der Strombegrenzer und die Generatoren für erneuerbare Energien, sollen Zenergy ab 2010 die ersten Gewinne in die Kasse spülen. 60 Millionen Euro hat Zenergy bereits in die Supraleitertechnologie gesteckt. Noch schreibt das Unternehmen wegen dieser hohen Entwicklungskosten rote Zahlen. Doch diese bereiten Jens Müller keine Sorgen. 75 Prozent der Aktien gehören sieben internationalen Risikokapitalgebern - und die haben einen langen Atem.
Links:
www.zenergypower.com
http://www.hannovermesse.de/hermesaward_d