Vor drei Jahrzehnten waren die Fronten noch klar: Solveig Ternström malte schon damals Protestplakate gegen Schwedens Atomanlagen, sammelte Unterschriften für den Atomausstieg. Auf ihrem Feldzug gegen die Kernspaltung wechselte die Schauspielerin im stolzen Alter von 68 Jahren in die Politik. Für die Zentrumspartei eroberte sie beim Wahlsieg der Bürgerlichen im Herbst 2006 einen Sitz im Parlament. Die umweltbewegte Seniorin fühlte sich in der Vier-Parteien-Koalition mit Konservativen, Christdemokraten und Liberalen gut aufgehoben.
"Ich ging davon aus, dass am Beschluss zum Atomausstieg nicht gerüttelt wird. Laut Koalitionsvertrag war das Thema tabu. Doch dann kam dieser Coup von oben. Plötzlich sollten wir alle für den Ausbau der Kernkraft stimmen. Ich habe das nicht für möglich gehalten. Dabei hatten mich meine Künstlerfreunde vor den Politikern und ihren Lügen gewarnt."
Die Zentrums-Fraktion war vor einem Jahr während einer Dienstreise in Straßburg regelrecht überrumpelt worden. In vertraulichen Gesprächen wurde den Abgeordneten beschieden, sie müssten der Einigung im Interesse des Koalitionsfriedens ihren Segen geben. Ternström blieb standhaft, doch fast alle Kollegen gaben dem Druck der Parteichefs nach.
"Es hat einige hässliche Versuche gegeben, mich umzustimmen. Aber verbiegen lasse ich mich nicht."
Nur mit hauchdünner Mehrheit passierte das Prestigeprojekt der Bürgerlichen Ende Juni das entscheidende Votum im Parlament. Das Atomgesetz könnte wie geplant Anfang nächsten Jahres in Kraft treten. Doch an der Basis gärt es gewaltig:
In Hunderten Briefen, E-Mails und Telefonanrufen machten Zentrums-Anhänger ihrem Unmut Luft oder gaben wie Ternström gleich ihr Parteibuch zurück. Auch in der Wählergunst erlitt die Partei massive Einbußen. In jüngsten Umfragen liegt sie nur knapp oberhalb der Vierprozenthürde.
Der Energiepakt der Bürgerlichen sei kein Kniefall vor der Atomlobby, betont die Zentrums-Vorsitzende und Wirtschaftsministerin Maud Olofsson daher bei jeder Gelegenheit. Im Gegenzug würde man nämlich den Ausbau erneuerbarer Energien wie der Windkraft vorantreiben.
"Ich lebe nun schon seit 35 Jahren mit der Kernkraft. Und auf absehbare Zeit werden wir die Meiler noch brauchen. Aber diese Abhängigkeit soll sich vermindern. Wir fördern Investitionen in erneuerbare Energien. Wir besteuern Klimagase und wollen Kraftfahrzeuge bis 2030 komplett auf alternative Treibstoffe umstellen."
Von reiner Augenwischerei spricht die rot-grüne Opposition. Sozialdemokraten, Grüne und Linkspartei halten am Ausstieg aus der Atomkraft fest. Zwar wird auch in ihren Reihen über längere Laufzeiten diskutiert. Die Erlaubnis zum Bau neuer Meiler sei gleichwohl das falsche Signal, um Investoren für die Energiewende zu begeistern, sagt Grünen-Chefin Maria Wetterstrand.
"Der Bau von zehn neuen Reaktoren wäre mit großen Risiken verbunden. Und überdies völlig sinnlos. Weil wir Schweden in einem dünn besiedelten Land leben, mit besten Voraussetzungen für den Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind und Wasser. Schon bald produzieren wir Strom im Überfluss. Wir können Strom nach Deutschland exportieren - aber es sollte grüner Strom sein."
Wie die Grünen setzen auch die Sozialdemokraten im Wahlkampf auf enttäuschte Überläufer aus der Zentrumspartei. Mit Solveig Ternström hat Oppositionsführern Mona Sahlin kürzlich ein besonders streitlustiges Talent unter ihre Fahne gezogen. Ternström wirbt jetzt für den Regierungswechsel, doch verbiegen will sie sich auch künftig nicht.
"Die Kernkraft ist eine lebensfeindliche Technologie. Atomwaffen und Spaltmaterial, vielleicht sogar in der Hand von Terroristen, sind eine existentielle Gefahr. Nun kommen die Wahlen und ich hoffe, dass wir die Leute noch einmal mobilisieren können. Nicht ausgeschlossen, dass wir die Regierung spalten. Das würde der Atomlobby eine Lehre sein."
"Ich ging davon aus, dass am Beschluss zum Atomausstieg nicht gerüttelt wird. Laut Koalitionsvertrag war das Thema tabu. Doch dann kam dieser Coup von oben. Plötzlich sollten wir alle für den Ausbau der Kernkraft stimmen. Ich habe das nicht für möglich gehalten. Dabei hatten mich meine Künstlerfreunde vor den Politikern und ihren Lügen gewarnt."
Die Zentrums-Fraktion war vor einem Jahr während einer Dienstreise in Straßburg regelrecht überrumpelt worden. In vertraulichen Gesprächen wurde den Abgeordneten beschieden, sie müssten der Einigung im Interesse des Koalitionsfriedens ihren Segen geben. Ternström blieb standhaft, doch fast alle Kollegen gaben dem Druck der Parteichefs nach.
"Es hat einige hässliche Versuche gegeben, mich umzustimmen. Aber verbiegen lasse ich mich nicht."
Nur mit hauchdünner Mehrheit passierte das Prestigeprojekt der Bürgerlichen Ende Juni das entscheidende Votum im Parlament. Das Atomgesetz könnte wie geplant Anfang nächsten Jahres in Kraft treten. Doch an der Basis gärt es gewaltig:
In Hunderten Briefen, E-Mails und Telefonanrufen machten Zentrums-Anhänger ihrem Unmut Luft oder gaben wie Ternström gleich ihr Parteibuch zurück. Auch in der Wählergunst erlitt die Partei massive Einbußen. In jüngsten Umfragen liegt sie nur knapp oberhalb der Vierprozenthürde.
Der Energiepakt der Bürgerlichen sei kein Kniefall vor der Atomlobby, betont die Zentrums-Vorsitzende und Wirtschaftsministerin Maud Olofsson daher bei jeder Gelegenheit. Im Gegenzug würde man nämlich den Ausbau erneuerbarer Energien wie der Windkraft vorantreiben.
"Ich lebe nun schon seit 35 Jahren mit der Kernkraft. Und auf absehbare Zeit werden wir die Meiler noch brauchen. Aber diese Abhängigkeit soll sich vermindern. Wir fördern Investitionen in erneuerbare Energien. Wir besteuern Klimagase und wollen Kraftfahrzeuge bis 2030 komplett auf alternative Treibstoffe umstellen."
Von reiner Augenwischerei spricht die rot-grüne Opposition. Sozialdemokraten, Grüne und Linkspartei halten am Ausstieg aus der Atomkraft fest. Zwar wird auch in ihren Reihen über längere Laufzeiten diskutiert. Die Erlaubnis zum Bau neuer Meiler sei gleichwohl das falsche Signal, um Investoren für die Energiewende zu begeistern, sagt Grünen-Chefin Maria Wetterstrand.
"Der Bau von zehn neuen Reaktoren wäre mit großen Risiken verbunden. Und überdies völlig sinnlos. Weil wir Schweden in einem dünn besiedelten Land leben, mit besten Voraussetzungen für den Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind und Wasser. Schon bald produzieren wir Strom im Überfluss. Wir können Strom nach Deutschland exportieren - aber es sollte grüner Strom sein."
Wie die Grünen setzen auch die Sozialdemokraten im Wahlkampf auf enttäuschte Überläufer aus der Zentrumspartei. Mit Solveig Ternström hat Oppositionsführern Mona Sahlin kürzlich ein besonders streitlustiges Talent unter ihre Fahne gezogen. Ternström wirbt jetzt für den Regierungswechsel, doch verbiegen will sie sich auch künftig nicht.
"Die Kernkraft ist eine lebensfeindliche Technologie. Atomwaffen und Spaltmaterial, vielleicht sogar in der Hand von Terroristen, sind eine existentielle Gefahr. Nun kommen die Wahlen und ich hoffe, dass wir die Leute noch einmal mobilisieren können. Nicht ausgeschlossen, dass wir die Regierung spalten. Das würde der Atomlobby eine Lehre sein."