Ostereier im Sekundentakt. Vom Laufband rutschen sie: in Lila, Gelb, Orange oder Rot. Wer aus dem Discounter oder Lebensmittelladen ein paar gefärbte Eier nach Hause trägt, der hat wahrscheinlich Exemplare aus Prinzhöfte in der Tasche. Egal, ob im Vierer-Nest, als Sechser-Pack in schrill-bunter Pappe oder gleich in der Zehner-Klarsichtpackung.
"Im Januar geht das langsam los. Wir färben hier am Tag dann zirka acht- bis neunhunderttausend Eier. Die letzten sechs, acht Wochen vor Ostern, das ist die Hauptsaison. "
Hermann Waden: Mit grünem Kittel und blauem Haarnetz ist er in seiner Produktionshalle unterwegs – die Hygienevorschriften gelten auch für den Firmenchef. Es riecht herb-sauer, aber das scheint er schon lange nicht mehr zu bemerken.
50 Millionen Eier werden hier zwischen Neujahr und Ostern gekocht und gefärbt. In einer Hallenecke stehen Paletten – meterhohe Türme mit weißen und braunen Eiern - aus Bodenhaltung, wie der Geschäftsmann Waden noch schnell nachschiebt. Denn so wollen es die meisten seiner Kunden. Der Turm soll noch an diesem Tag abgearbeitet werden. In acht Minuten wird das rohe Ei zum harten Ei.
"Oben laufen sie durch Dampf. Und dann gehen sie einmal durchs Wasser. Das Ei wird bei 98 Grad gekocht. Und bei einer gewissen Geschwindigkeit. Je nach Größe des Eies kann man das genau einstellen. Damit sie immer den gleichen wachsweichen Dotter haben. "
Aus dem Kochbassin kullern die Eier dann Richtung Färbemaschine. Auf bunten Walzen werden sie gerollt, geschaukelt und gedreht. "Marmoriert" nennt sich das schlichte Sprenkeldesign, das 80 Prozent der Eier erhalten. Über 10.000 Stück spuckt jedes Band pro Stunde aus, die drei Produktionsstraßen laufen rund um die Uhr.
Besonders stolz sind Hermann Waden und seine Kollegen aber auf die so genannten Airbrush-Modelle. Während die hart gekochten Eier an einer Spritzvorrichtung vorbei fahren, bekommen sie einen knallbunten Anstrich verpasst.
"In Intensivfarben. In Regenbogenfarben. Ringelfarben. Aber auch Gold oder Gold gesprenkelt. Zurzeit sind auf der Maschine Regenbogeneier, und die kommen aus der Bodenhaltung. Sie finden bei den Regenbogen also drei Farben auf dem Ei: Das ist einmal Rot, dann Gelb und auch Grün. Und das ist dann eigentlich die klassische Regenbogenfarbe. "
Noch herrscht Hektik in der Halle, doch das ist in ein paar Tagen vorbei. Dann wird die Mannschaft um 30 Mitarbeiter auf die 100-köpfige Stammbelegschaft reduziert.
"Wenn Ostern vorbei ist, dann ruht diese Abteilung, das Eierkochen und -färben. Bis auf eine Maschine, die auch das ganze Jahr weiter läuft für Vespereier, Picknickeier. Unser Hauptgeschäft ist also das Eierkochen und -schälen. Das läuft also das ganze Jahr. Und das wird dann verkauft an namhafte Abnehmer aus der Feinkostindustrie. "
Mit Eiern verdient die Familie ihr Geld schon in dritter Generation. Den Großhandel mit Eiern erweiterte Hermann Waden ab 1989 um das heutige Stammgeschäft, das industrielle Kochen und Schälen. Das macht in Deutschland nur eine Handvoll Firmen. Das Pellen der Eier geschieht maschinell in einer Art Hochsicherheitstrakt. Hinter Glas arbeiten zwei Frauen im Hygieneoverall. Denn die Käufer der geschälten Eier – meist Feinkost- und Salatbetriebe – schicken eigene Kontrolleure. Und die testen schärfer als die staatlichen Veterinäre.
"Die Mitarbeiter hier arbeiten mit Handschuhen und Mundschutz, weil doch eben die Gefahr der Verkeimung da ist und unsere Abnehmer von uns eine Verkeimung verlangen, die höchstens noch 100 haben darf. Vor zehn Jahren durfte die Feinkostindustrie noch mit Werten von 5.000 arbeiten, aber das ist immer sensibler geworden. "
Zu Kartoffelsalat mit Ei, Belag für Baguettes oder Eiwürfeln für Restaurants werden die gekochten Eier schließlich von den Kunden weiter verarbeitet.
Zurück zum Ostergeschäft. Zwölf bis 19 Cent kosten die bunten Eier im Laden. Umsatzzahlen seiner Firma will Waden nicht verraten. Nur Zehntel Bruchteile eines Cents bekommt der Unternehmer fürs Färben. Doch die Masse machts, lässt er durchblicken. Und erwähnt dabei nur ungern, dass er beim Eierschälen deutscher Marktführer ist – oldenburgisches Understatement eben.
"Wir setzen noch nicht zu. Aber wenn ich den Umsatz heute sehe, den wir haben und was dann unterm Strich bleibt: Das war schon mal besser. Aber was soll ich jammern... "
Den Wettbewerb im Lebensmittelsektor hält Waden für hart. Vor allem die hohen Kosten für Energie – Gas und Strom – schmälern den Gewinn, klagt er. Doch Preiserhöhungen gibt der Markt nicht her.
So versucht Waden immer wieder, mit neuen Ideen rund ums Ei zu überleben. Seine neueste Anschaffung: Eine Etikettiermaschine, die die Eier mit Aufklebern versehen kann – vom Weihnachtsmann bis hin zum kickenden WM-Huhn. Auch das Osternest mit vier Eiern, zugeschnitten auf die steigende Zahl von Single-Haushalten, gibt es in dieser Saison zum ersten Mal. Eine dritte Idee: Das Ei als Werbeträger. Die Eier-Experten von Hermann Waden erfüllen jeden Kundenwunsch. In einem Nebenraum schieben drei Frauen Eier einzeln in einen Stempelautomaten.
"Das ist Handarbeit. Da wird jedes Ei in die Hand genommen. Hier haben wir zum Beispiel ein Ei mit dem Logo-Aufdruck "Edeka-Center". Das ist im Grunde ein Stempel, ein Tampondrucker, wo auch häufig Feuerzeuge mit bedruckt werden oder andere Werbeträger. "
Und natürlich bastelt der Eiermann Hermann Waden schon an der nächsten Produktinnovation: Er will den wachsenden Markt der Fertigprodukte für die schnelle Küche nicht nur anderen überlassen. Sein Beitrag kommt in Kürze auf den Markt - Schockgefrorenes Rührei.
"Im Januar geht das langsam los. Wir färben hier am Tag dann zirka acht- bis neunhunderttausend Eier. Die letzten sechs, acht Wochen vor Ostern, das ist die Hauptsaison. "
Hermann Waden: Mit grünem Kittel und blauem Haarnetz ist er in seiner Produktionshalle unterwegs – die Hygienevorschriften gelten auch für den Firmenchef. Es riecht herb-sauer, aber das scheint er schon lange nicht mehr zu bemerken.
50 Millionen Eier werden hier zwischen Neujahr und Ostern gekocht und gefärbt. In einer Hallenecke stehen Paletten – meterhohe Türme mit weißen und braunen Eiern - aus Bodenhaltung, wie der Geschäftsmann Waden noch schnell nachschiebt. Denn so wollen es die meisten seiner Kunden. Der Turm soll noch an diesem Tag abgearbeitet werden. In acht Minuten wird das rohe Ei zum harten Ei.
"Oben laufen sie durch Dampf. Und dann gehen sie einmal durchs Wasser. Das Ei wird bei 98 Grad gekocht. Und bei einer gewissen Geschwindigkeit. Je nach Größe des Eies kann man das genau einstellen. Damit sie immer den gleichen wachsweichen Dotter haben. "
Aus dem Kochbassin kullern die Eier dann Richtung Färbemaschine. Auf bunten Walzen werden sie gerollt, geschaukelt und gedreht. "Marmoriert" nennt sich das schlichte Sprenkeldesign, das 80 Prozent der Eier erhalten. Über 10.000 Stück spuckt jedes Band pro Stunde aus, die drei Produktionsstraßen laufen rund um die Uhr.
Besonders stolz sind Hermann Waden und seine Kollegen aber auf die so genannten Airbrush-Modelle. Während die hart gekochten Eier an einer Spritzvorrichtung vorbei fahren, bekommen sie einen knallbunten Anstrich verpasst.
"In Intensivfarben. In Regenbogenfarben. Ringelfarben. Aber auch Gold oder Gold gesprenkelt. Zurzeit sind auf der Maschine Regenbogeneier, und die kommen aus der Bodenhaltung. Sie finden bei den Regenbogen also drei Farben auf dem Ei: Das ist einmal Rot, dann Gelb und auch Grün. Und das ist dann eigentlich die klassische Regenbogenfarbe. "
Noch herrscht Hektik in der Halle, doch das ist in ein paar Tagen vorbei. Dann wird die Mannschaft um 30 Mitarbeiter auf die 100-köpfige Stammbelegschaft reduziert.
"Wenn Ostern vorbei ist, dann ruht diese Abteilung, das Eierkochen und -färben. Bis auf eine Maschine, die auch das ganze Jahr weiter läuft für Vespereier, Picknickeier. Unser Hauptgeschäft ist also das Eierkochen und -schälen. Das läuft also das ganze Jahr. Und das wird dann verkauft an namhafte Abnehmer aus der Feinkostindustrie. "
Mit Eiern verdient die Familie ihr Geld schon in dritter Generation. Den Großhandel mit Eiern erweiterte Hermann Waden ab 1989 um das heutige Stammgeschäft, das industrielle Kochen und Schälen. Das macht in Deutschland nur eine Handvoll Firmen. Das Pellen der Eier geschieht maschinell in einer Art Hochsicherheitstrakt. Hinter Glas arbeiten zwei Frauen im Hygieneoverall. Denn die Käufer der geschälten Eier – meist Feinkost- und Salatbetriebe – schicken eigene Kontrolleure. Und die testen schärfer als die staatlichen Veterinäre.
"Die Mitarbeiter hier arbeiten mit Handschuhen und Mundschutz, weil doch eben die Gefahr der Verkeimung da ist und unsere Abnehmer von uns eine Verkeimung verlangen, die höchstens noch 100 haben darf. Vor zehn Jahren durfte die Feinkostindustrie noch mit Werten von 5.000 arbeiten, aber das ist immer sensibler geworden. "
Zu Kartoffelsalat mit Ei, Belag für Baguettes oder Eiwürfeln für Restaurants werden die gekochten Eier schließlich von den Kunden weiter verarbeitet.
Zurück zum Ostergeschäft. Zwölf bis 19 Cent kosten die bunten Eier im Laden. Umsatzzahlen seiner Firma will Waden nicht verraten. Nur Zehntel Bruchteile eines Cents bekommt der Unternehmer fürs Färben. Doch die Masse machts, lässt er durchblicken. Und erwähnt dabei nur ungern, dass er beim Eierschälen deutscher Marktführer ist – oldenburgisches Understatement eben.
"Wir setzen noch nicht zu. Aber wenn ich den Umsatz heute sehe, den wir haben und was dann unterm Strich bleibt: Das war schon mal besser. Aber was soll ich jammern... "
Den Wettbewerb im Lebensmittelsektor hält Waden für hart. Vor allem die hohen Kosten für Energie – Gas und Strom – schmälern den Gewinn, klagt er. Doch Preiserhöhungen gibt der Markt nicht her.
So versucht Waden immer wieder, mit neuen Ideen rund ums Ei zu überleben. Seine neueste Anschaffung: Eine Etikettiermaschine, die die Eier mit Aufklebern versehen kann – vom Weihnachtsmann bis hin zum kickenden WM-Huhn. Auch das Osternest mit vier Eiern, zugeschnitten auf die steigende Zahl von Single-Haushalten, gibt es in dieser Saison zum ersten Mal. Eine dritte Idee: Das Ei als Werbeträger. Die Eier-Experten von Hermann Waden erfüllen jeden Kundenwunsch. In einem Nebenraum schieben drei Frauen Eier einzeln in einen Stempelautomaten.
"Das ist Handarbeit. Da wird jedes Ei in die Hand genommen. Hier haben wir zum Beispiel ein Ei mit dem Logo-Aufdruck "Edeka-Center". Das ist im Grunde ein Stempel, ein Tampondrucker, wo auch häufig Feuerzeuge mit bedruckt werden oder andere Werbeträger. "
Und natürlich bastelt der Eiermann Hermann Waden schon an der nächsten Produktinnovation: Er will den wachsenden Markt der Fertigprodukte für die schnelle Küche nicht nur anderen überlassen. Sein Beitrag kommt in Kürze auf den Markt - Schockgefrorenes Rührei.