Felix Magath hat in der vergangenen Saison viele Lehrer gegen sich aufgebracht: Damals noch im Dienst des FC Schalke 04, empfahl der Trainer dem 17 Jahre alten Julian Draxler, das Abitur abzubrechen - zugunsten des Fußballs. Beim 1. FC Nürnberg versucht man gegen die Wahrnehmung anzugehen, wonach Talente nur auf das Kicken getrimmt werden. Der Bundesligaklub pflegt Kooperationen mit Schulen und Ausbildungsbetrieben. Die Folge: Im Nürnberger Team der U19 legten im Sommer zwei Drittel der Spieler ihr Abitur ab. Ronny Blaschke hat zwei der 13 kickenden Abiturienten besucht.
Am 14. Mai dieses Jahres feiert Julian Wießmeier sein Bundesligadebüt, vor fast 50000 Zuschauern in Hannover. Prompt schießt er sein erstes Tor. Sein Team, der 1. FC Nürnberg, verliert am Ende 1:3, doch Wießmeier steht im Rampenlicht - im Alter von 18 Jahren. Was die meisten Fans nicht wissen: Wießmeier steckt auch im Abitur-Stress: Am Tag vor seinem Debüt schreibt er seine Deutsch-Prüfung. In der Woche darauf folgen die Prüfungen in Mathematik und Sport. Viel Zeit bleibt ihm nicht, um sein Tor zu genießen. Sechs Jahre ist er nun beim 1. FC Nürnberg aktiv, immer wieder hört er von seinen Trainern, dass Fußball wichtig ist - aber nicht das Wichtigste:
"Jetzt bin ich 18. Man kann vielleicht bis 35, wenn's gut geht, spielen. Und danach muss man ja schauen, was man macht. Und wenn ich dann mit 36 daheim hocke, nichts gelernt habe und nicht weiß, was ich mit der Zeit machen soll. Dann, denke ich, würde mir das da auch langweilig werden."
Ein Spagat zwischen Strafraum und Pausenhof. Der gebürtige Nürnberger Wießmeier legt sein Abitur in der Bertold-Brecht-Schule ab, der Partnerschule des 1. FC Nürnberg. Der Klub will verhindern, dass seine Talente ihre Bildung vernachlässigen, ihre Schule vielleicht abbrechen, nur für den großen Traum Bundesliga. Daher erhalten die Spieler in der Sportschule einen alternativen Stundenplan. Nach Länderspielen oder Trainingslagern können sie Prüfungen oder Nachhilfe im Einzelunterricht nachholen. Freizeit bleibe kaum, sagt Julian Wießmeier:
" Da hatte man dreimal in der Woche auch früh Training in der Schule. Dann geht man ab halb zehn ganz normal in seinen Unterricht, hat halt dann bis nachmittags, 15/16 Uhr Schule. Und wir sind dann meistens direkt nach der Schule hierher zum Club gefahren und haben dann Training gehabt, 18 Uhr. Wir waren dann so 20 Uhr, halb neun daheim. Dann hat man was gegessen, hat halt noch angeschaut, was jetzt für den nächsten Tag wichtig ist oder was nicht so wichtig ist. Und das hat man dann halt gemacht."
Kicken und Klassenzimmer. Wie können Jugendliche an Goethes Faust oder den Satz des Pythagoras denken, wenn sie sich zugleich gegen die ältere Konkurrenz im Profiteam behaupten müssen? Die Noten von Sebastian Gärtner hatten unter den Strapazen des Sports gelitten, bis er in der neunten Klasse an die Brecht-Schule gewechselt ist. Die Eliteschule des Sports - eine von 29 in Deutschland - half ihm bei der Koordinierung. Eine strikte Trennung zwischen Schule und Fußball sei trotzdem nicht möglich, sagt der 18-jährige Profi Sebastian Gärtner:
"Also im Training, da schaltet man komplett ab, konzentriert sich nur auf das Training, auf die Trainingseinheit, da hat man die Schule eigentlich weniger im Kopf. Aber wenn wir auf längeren Auswärtsfahrten waren. Da haben wir dann schon mal nach dem Spiel statt zu schlafen, ins Schulbuch reingeschaut, weil dann eben am nächsten Tag irgendeine Prüfung war, für die wir halt lernen mussten."
Der Trainer Felix Magath hat in der vergangenen Saison viele Fußballmanager empört - und viele Lehrer: Damals noch im Dienst des FC Schalke 04, empfahl er dem 17 Jahre alten Spieler Julian Draxler, das Abitur abzubrechen - zugunsten des Fußballs. Der Nürnberger Sebastian Gärtner kennt Draxler aus der Jugendnationalmannschaft:
" Ich habe mich letztens auch mal mit ihm getroffen, er war hier in Nürnberg. Und er geht jetzt wieder in die Schule, hat er mir gesagt, und er will das auch durchziehen. Damals, wo er sie abgebrochen hat für eine kurze Zeit, habe ich nicht verstanden, warum er das gemacht hat, weil es eben wichtig ist, auch einen Abschluss in der Hand zu haben, weil man eben nicht Fußball spielt bis sechzig Jahre. Man spielt bis 35, höchstens. Und da ist es schon wichtig, dass man auch einen guten Abschluss in der Hand hat."
Das Ziel vieler Jugendlicher ist die Bundesliga, auch der 1. FC Nürnberg. Der Club hält in Nürnberg Kooperationen mit der Universität, mit der Fachhochschule, den Berufsschulen oder der Handwerkskammer. Dieses Netzwerk will nicht nur den Fußballern, sondern allen Leistungssportlern der Region Perspektiven bieten. Zuletzt konnten Interessierte hinter die Kulissen des Nürnberger Flughafens blicken. Für Martin Bader hat sich das Berufsfeld rasant gewandelt, seit 2004 ist er Sportdirektor des 1. FC Nürnberg:
" Es kommt nicht jeder in der Bundesliga an. Wir besuchen auch mit den Eltern, mit den Kindern das Internat, aber auch die Bertold-Brecht-Schule. Wir führen sie auch mit den Lehrern beziehungsweise mit den Rektoren zusammen. Und die Abschlussgespräche finden dann immer hier im Büro statt, um einfach den Eltern das Gefühl zu geben: Sie können guten Gewissens ihre pubertierenden Kinder bei uns lassen. Denn das muss man einfach sehen: Wenn Sie mit 15-, 16-, 17-Jährigen sprechen, dann sind das eben noch keine Erwachsenen."
Der Sportökonom Martin Bader ist seit 15 Jahren im Profifußball tätig. In der Nürnberger Geschäftsstelle nimmt er sich ausführlich Zeit, um über die Nachwuchsbetreuung zu sprechen. In den vergangenen Jahren haben der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga ein Zertifizierungsverfahren für Nachwuchsleistungszentren erstellt. Erwünscht sind Internate, pädagogische und psychologische Betreuung und die Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen. Für Martin Bader ist das ein weiterer Schritt auf dem Weg der Professionalisierung:
"Die Facetten, die früher einfach aus Zeit-, Geld- oder Interessenmangel nicht durchgeführt worden sind, sind jetzt Grundvoraussetzung. Und natürlich ist es so, dass sich die Generationen schon verändert haben. Ich glaube, dass man immer mehr erkennt, dass reines gutes Fußballspielen, reines Talent nicht reicht, um am Ende ein wirklich guter Bundesligaspieler zu werden. Sondern es gehört Persönlichkeitsschulung, bisschen Medien-Erfahrung dazu. Das heißt, einfach auch die Möglichkeit, sich mit anderen Dingen neben dem Fußball auch beschäftigen zu wollen."
13 Nachwuchsspieler des 1. FC Nürnberg haben vor kurzem ihr Abitur abgelegt, der bekannteste ist Julian Wießmeier. Er will sich nun an den Profialltag gewöhnen, zumindest für eine Weile. Schon bald will er ein Fernstudium beginnen, am liebsten Sportmanagement. Das wäre für ihn die ideale Brücke zwischen Bildung und Sport.
Am 14. Mai dieses Jahres feiert Julian Wießmeier sein Bundesligadebüt, vor fast 50000 Zuschauern in Hannover. Prompt schießt er sein erstes Tor. Sein Team, der 1. FC Nürnberg, verliert am Ende 1:3, doch Wießmeier steht im Rampenlicht - im Alter von 18 Jahren. Was die meisten Fans nicht wissen: Wießmeier steckt auch im Abitur-Stress: Am Tag vor seinem Debüt schreibt er seine Deutsch-Prüfung. In der Woche darauf folgen die Prüfungen in Mathematik und Sport. Viel Zeit bleibt ihm nicht, um sein Tor zu genießen. Sechs Jahre ist er nun beim 1. FC Nürnberg aktiv, immer wieder hört er von seinen Trainern, dass Fußball wichtig ist - aber nicht das Wichtigste:
"Jetzt bin ich 18. Man kann vielleicht bis 35, wenn's gut geht, spielen. Und danach muss man ja schauen, was man macht. Und wenn ich dann mit 36 daheim hocke, nichts gelernt habe und nicht weiß, was ich mit der Zeit machen soll. Dann, denke ich, würde mir das da auch langweilig werden."
Ein Spagat zwischen Strafraum und Pausenhof. Der gebürtige Nürnberger Wießmeier legt sein Abitur in der Bertold-Brecht-Schule ab, der Partnerschule des 1. FC Nürnberg. Der Klub will verhindern, dass seine Talente ihre Bildung vernachlässigen, ihre Schule vielleicht abbrechen, nur für den großen Traum Bundesliga. Daher erhalten die Spieler in der Sportschule einen alternativen Stundenplan. Nach Länderspielen oder Trainingslagern können sie Prüfungen oder Nachhilfe im Einzelunterricht nachholen. Freizeit bleibe kaum, sagt Julian Wießmeier:
" Da hatte man dreimal in der Woche auch früh Training in der Schule. Dann geht man ab halb zehn ganz normal in seinen Unterricht, hat halt dann bis nachmittags, 15/16 Uhr Schule. Und wir sind dann meistens direkt nach der Schule hierher zum Club gefahren und haben dann Training gehabt, 18 Uhr. Wir waren dann so 20 Uhr, halb neun daheim. Dann hat man was gegessen, hat halt noch angeschaut, was jetzt für den nächsten Tag wichtig ist oder was nicht so wichtig ist. Und das hat man dann halt gemacht."
Kicken und Klassenzimmer. Wie können Jugendliche an Goethes Faust oder den Satz des Pythagoras denken, wenn sie sich zugleich gegen die ältere Konkurrenz im Profiteam behaupten müssen? Die Noten von Sebastian Gärtner hatten unter den Strapazen des Sports gelitten, bis er in der neunten Klasse an die Brecht-Schule gewechselt ist. Die Eliteschule des Sports - eine von 29 in Deutschland - half ihm bei der Koordinierung. Eine strikte Trennung zwischen Schule und Fußball sei trotzdem nicht möglich, sagt der 18-jährige Profi Sebastian Gärtner:
"Also im Training, da schaltet man komplett ab, konzentriert sich nur auf das Training, auf die Trainingseinheit, da hat man die Schule eigentlich weniger im Kopf. Aber wenn wir auf längeren Auswärtsfahrten waren. Da haben wir dann schon mal nach dem Spiel statt zu schlafen, ins Schulbuch reingeschaut, weil dann eben am nächsten Tag irgendeine Prüfung war, für die wir halt lernen mussten."
Der Trainer Felix Magath hat in der vergangenen Saison viele Fußballmanager empört - und viele Lehrer: Damals noch im Dienst des FC Schalke 04, empfahl er dem 17 Jahre alten Spieler Julian Draxler, das Abitur abzubrechen - zugunsten des Fußballs. Der Nürnberger Sebastian Gärtner kennt Draxler aus der Jugendnationalmannschaft:
" Ich habe mich letztens auch mal mit ihm getroffen, er war hier in Nürnberg. Und er geht jetzt wieder in die Schule, hat er mir gesagt, und er will das auch durchziehen. Damals, wo er sie abgebrochen hat für eine kurze Zeit, habe ich nicht verstanden, warum er das gemacht hat, weil es eben wichtig ist, auch einen Abschluss in der Hand zu haben, weil man eben nicht Fußball spielt bis sechzig Jahre. Man spielt bis 35, höchstens. Und da ist es schon wichtig, dass man auch einen guten Abschluss in der Hand hat."
Das Ziel vieler Jugendlicher ist die Bundesliga, auch der 1. FC Nürnberg. Der Club hält in Nürnberg Kooperationen mit der Universität, mit der Fachhochschule, den Berufsschulen oder der Handwerkskammer. Dieses Netzwerk will nicht nur den Fußballern, sondern allen Leistungssportlern der Region Perspektiven bieten. Zuletzt konnten Interessierte hinter die Kulissen des Nürnberger Flughafens blicken. Für Martin Bader hat sich das Berufsfeld rasant gewandelt, seit 2004 ist er Sportdirektor des 1. FC Nürnberg:
" Es kommt nicht jeder in der Bundesliga an. Wir besuchen auch mit den Eltern, mit den Kindern das Internat, aber auch die Bertold-Brecht-Schule. Wir führen sie auch mit den Lehrern beziehungsweise mit den Rektoren zusammen. Und die Abschlussgespräche finden dann immer hier im Büro statt, um einfach den Eltern das Gefühl zu geben: Sie können guten Gewissens ihre pubertierenden Kinder bei uns lassen. Denn das muss man einfach sehen: Wenn Sie mit 15-, 16-, 17-Jährigen sprechen, dann sind das eben noch keine Erwachsenen."
Der Sportökonom Martin Bader ist seit 15 Jahren im Profifußball tätig. In der Nürnberger Geschäftsstelle nimmt er sich ausführlich Zeit, um über die Nachwuchsbetreuung zu sprechen. In den vergangenen Jahren haben der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga ein Zertifizierungsverfahren für Nachwuchsleistungszentren erstellt. Erwünscht sind Internate, pädagogische und psychologische Betreuung und die Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen. Für Martin Bader ist das ein weiterer Schritt auf dem Weg der Professionalisierung:
"Die Facetten, die früher einfach aus Zeit-, Geld- oder Interessenmangel nicht durchgeführt worden sind, sind jetzt Grundvoraussetzung. Und natürlich ist es so, dass sich die Generationen schon verändert haben. Ich glaube, dass man immer mehr erkennt, dass reines gutes Fußballspielen, reines Talent nicht reicht, um am Ende ein wirklich guter Bundesligaspieler zu werden. Sondern es gehört Persönlichkeitsschulung, bisschen Medien-Erfahrung dazu. Das heißt, einfach auch die Möglichkeit, sich mit anderen Dingen neben dem Fußball auch beschäftigen zu wollen."
13 Nachwuchsspieler des 1. FC Nürnberg haben vor kurzem ihr Abitur abgelegt, der bekannteste ist Julian Wießmeier. Er will sich nun an den Profialltag gewöhnen, zumindest für eine Weile. Schon bald will er ein Fernstudium beginnen, am liebsten Sportmanagement. Das wäre für ihn die ideale Brücke zwischen Bildung und Sport.