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Kiefer als Nussknacker

Paläoanthropologie. – Wie sich die frühesten Menschen ernährten, kann die moderne Wissenschaft nur über Umwege erkunden, denn außer verstreuten Knochen ist von ihnen nichts übrig. Anatomische Vergleiche, Isotopenuntersuchungen der Knochen und viel Phantasie, so rekonstruiert man die Nahrungsgrundlage. US-Forscher haben jetzt die Untersuchung der Abnutzungsspuren an den Vormenschenzähnen verfeinert. In der aktuellen "Nature" berichten sie darüber.

    Durch mikroskopische Untersuchungen der Oberfläche von fossilen Zähne können die Forscher erkennen, wovon sich der einstige Besitzer der Zähne überwiegend ernährt hat. "Bei Tieren, die sehr harte, spröde Nahrung wie etwa Nüsse essen, kann man so etwas wie Gruben erkennen. Bei Tieren, die zähe Sachen wie Blätter, Fleisch oder Insekten essen, sieht es mehr wie Schrammen aus", erklärt Peter Ungar von der Universität von Arkansas. Die Forscher können die Zähne hochgenau und exakt in allen drei Dimensionen vermessen und dann die Abnutzungsspuren identifizieren. Mit der neuen Technik ausgerüstet haben die Forscher die Zähne von zwei ausgestorbenen Spezies angesehen. Es handelt sich um Paranthropus robustus und Australopithecus africanus. Beide lebten vor etwa drei und 1,5 Millionen Jahren in Südafrika. Der Beiname des ersten deutet schon darauf hin, dass er hauptsächlich von harter Nahrung lebte. Sein Schädel weist Ansatzstellen für starke Kaumuskulatur und große Backenzähne auf. Australopithecus africanus dagegen war wesentlich zierlicher gebaut.

    Schon aufgrund der Anatomie vermuteten daher die Forscher, dass sich Paranthropus von harter Nahrung, Nüssen oder Wurzeln, ernährte, während Australopithecus Blätter und Fleisch aß. Doch die Untersuchungen der einzelnen Zähne von Ungar und seinen Kollegen ergab, "dass sie tatsächlich überwiegend das Gleiche gegessen haben müssen". Und das waren weiche, zuckerhaltige Früchte.

    [Quelle: Michael Stang]