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Killerapplikationen als Überraschungsei

Internet. - Es ist die in Deutschland wohl ausführlichste Experten- und Konsumentenbefragung: An der Studie "" beteiligten sich 134 Experten aus der deutschen Wirtschaft und öffentlichen Institutionen, sowie mehr als 3tausend Konsumenten. Sie alle beantworteten Fragen zum Thema Breitband-Internet, die in dieser Woche in Berlin veröffentlicht wurden.

Von Wolfgang Noelke |
    Das Ende des Schmalband- Internets ist in Sicht: So wie das Analogmodem schon lange passe ist, wird es auch dem ISDN- Anschluss ergehen, zumal der Zugang zu Breitbanddiensten nicht nur über feste Leitungen möglich ist, sondern zunehmend über drahtlose Verbindungen. Damit steigt auch die Nutzungsdauer, prognostiziert die Studie:

    Während sich Schmalband- Nutzer durchschnittlich nur 16 Minuten täglich im Internet aufhalten, nutzt man einen Breitbandanschluss täglich mehr als doppelt so lange, nämlich 40 Minuten. Die tägliche Nutzungsdauer – so sagt es die Studie voraus, soll bis zum Jahre 2010 auf 118 Minuten steigen und damit auch die Menge der angebotenen Inhalte, die aber zunehmend kostenpflichtig werden. Heute werden kostenpflichtige Inhalte bereits zu 16 Prozent genutzt – am Ende des Jahrzehnts werden es 38 Prozent sein. Frei und kostenlos verfügbare Inhalte sind heute mit 84 Prozent vertreten und sollen 2010 aber auf 62 Prozent sinken.

    Am liebsten hätten es die professionellen Anbieter natürlich, wenn nur noch die Behörden rund um die Uhr kostenlos online zur Verfügung stünden. Das geschieht auch mit wesentlich schnellerem Wachstum, als es den kostenpflichtigen Anbietern gelingen wird sich zu etablieren, denn der Markt wird mit neuen – heute noch gar nicht bekannten Produkten total umgekrempelt, meint der Vorstandsvorsitzende des SONY-BMG Joint Ventures Rolf Schmidt-Holtz:

    Kein Mensch, als ich kenne jedenfalls keinen war auf die die gekommen, das Klingeltöne irgendwann von irgendwem im bezahlt werden würden und zwar teurer als ein Song auf einer CD. Das ist aber so! Es geht also offensichtlich Dinge und Produkte, die entweder wissentlich hergestellt werden oder einfach mal passieren, wie so ein Klingelton: plötzlich wird es verkauft. Und übrigens: diese Realtöne - also sehr viel kürzere Musikstücke, als ein richtiges Song werden natürlich teurer verkauft als ein richtiges Song: kann mir das jemand erklären? Nein! Passiert aber! Und deswegen glaube ich, das Produkte wie ein diese Distributionswege adaptiert werden sehr große Chancen haben. Fazit: Markterweiterung und Kampf innerhalb der Medien.

    Man hätte aber nicht immer so viel Glück, Produkte wie Klingeltöne anzubieten, für die selbstverständlich bezahlt würde, während die Nutzer sonst kostenlose Dienste erwarten. Letztendlich sei die Qualität des Dienstes entscheidend, sagt Rainer Beaujean, Vorstandsvorsitzender der T-Online-AG:

    Wir versuchen halt den Markt in der Form zu machen, dass die Kunden akzeptieren das es Inhalte gibt und am Ende auch in den Bezahlmodellen einen Nutzen sehen. Wenn Sie einen Nutzen darin sehen, dann kaufen Sie es auch um dann kann ich den Kunden auch langfristig halten und kann ihn binden und wenn ich ihn binden kann, dann bin ich auch erfolgreich und profitabel unterwegs.

    Große Sorgen braucht sich niemand der Anbieter zu machen, denn mit erst zu 17 Prozent sei der deutsche Markt von Breitbandnutzern durchdrungen. In Asien seien es bereits 85 bis 90 Prozent, allerdings mit starker staatlicher Unterstützung, so der Leiter der Studie, Professor Bernd Wirtz von der Universität Witten/Herdecke:

    In Japan haben sie ungefähr ein aktuelles Programm, das hat zu dreieinhalb Milliarden Euro Umfang und damit wird Infrastruktur als eben auch Initiativen in den Schulen und in der Medien Kompetenz unterstützt.

    Eine Spaltung der Gesellschaft in Onlinenutzer und Ignoranten würde es in Japan und in Südkorea nicht geben. Hierzulande sei aber bald mit einer solchen gefährlichen Spaltung zu rechnen. Die Politik, so Professor Wirtz könne diese Spaltung in Wissende und Unwissende noch verhindern:

    Für die, die nicht wollen: das ist erst einmal eine freiwillige Entscheidung, man muss ja nicht Breitband haben. Für die die nicht können, ist das ein Bereich der meiner Meinung nach in der Gesellschafts- und Bildungspolitik viel stärker angegangen werden muss, vor allen Dingen wenn sie schauen: in Gymnasium gehen 80 Prozent der Gymnasiasten mehrmals in der Woche ins Internet. Bei Hauptschülern ist das knapp über 50 Prozent. Wir haben allein schon aus der Bildungs- und Gesellschaftsperspektive hier eine ganz klare Falschverteilung und die muss über solche Programme stimuliert werden, um noch weiter in die Grundschule als auch über die weiterführenden Stufen, die Primär-und dann die Sekundärstufe zu integrieren stärker ins Internet, weil: sie werden sehen, in zehn Jahren ist es das wesentliche Interaktions- und Transaktionsmedium in unserer Gesellschaft. Der zweite Bereich ist: wie bildet man Lehrer aus, die eigentlich nicht großgeworden sind mit diesem Medium. Man kann ganz einfach sagen, die Zeit wird es heilen, aber es dient sozusagen den jungen Schülern und Studenten nicht. Hier müssen konkrete Weiterbildungsmaßnahmen in den Schulen durchgeführt werden, meiner Ansicht nach.