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Kim Detloff, Forschungstaucher aus Hamburg

Beim Forschungstauchen steht das wissenschaftliche Arbeiten an erster Stelle - der Spaß am Tauchen ist nur nebensächlich und oft in heimischen Gewässern kaum zu haben. Doch mit etwas Glück (und Fleiß!) ist manchmal auch eine Doktorandenstelle in wärmeren Gefilden zu bekommen: Zum Beispiel im Mittelmeer, auf der kleinen Insel Giglio, die zum Nationalpark Toskanisches Archipel gehört. Hier erforscht der Biologe Kim Detloff aus Hamburg ''Symbiosen von Mittelmeerfischen''.

    Der Tauchgang wird so aussehen, das wir mit der linken Schulter an dem Block tauchen, den Felsen nicht verlieren, dann ist die Navigation auch relativ einfach. Man kann im 20, 25 Meter Bereich diese Secca innerhalb von 35, 40 Minuten ganz locker umrunden und sich die schöne Unterwasserwelt anschauen. Charakteristisch für diesen Tauchplatz sind viele Spalten und kleine Höhlen, wo Muränen drin sitzen, manchmal hat man Glück und sieht einen Konga, es gibt viele Drachenköpfe. Im Sommer große Barrakudaschwärme, Mönchsfischschwärme, Schnauzenbrassen und Zahnbrassen .

    Tauchgruppen anleiten und auf den bevorstehenden Tauchgang vorbereiten ist zur Zeit eine der häufigeren Aufgaben von Kim Detloff. Der 31-jährige arbeitet neben seiner Forschungsaufgabe noch als Tauchlehrer, denn er ist für seine Arbeit auf eine Tauchbasis und gelegentliche Hilfe von Kollegen angewiesen. Sein Forschungsthema sind die Symbiosen von Mittelmeerfischen und dafür beobachtet er die kleinen Putzerfische, die die größeren von lästigen Parasiten befreien. Sobald Zeit ist, taucht er ab :

    Die Unterwasserarbeit basiert vor allem auf Beobachtung. D.h. ich verbringe unheimlich viel Zeit unter Wasser, mein Hauptuntersuchungsgebiet ist der Traliccio 3, der dritte Förderturm, der hier aus dem Wasser kommt, und ich suche mir gezielt Putzerfische heraus, die ich 5 Minuten beobachte und notiere dann auf Unterwasserschreibtafeln welchen Fisch ich beobachte, welche Wirtsfische angeschwommen werden, welche Putzaufforderungsstellung diese Wirtsfische einnehmen, ob erfolgreich geputzt wird, wie viel Strecke zurückgelegt wird, und in welcher Wassertiefe das stattfindet.

    Beobachten, zählen, messen - ganz normale Forschungsarbeit also. Nur mit dem Unterschied, dass sie eben unter Wasser stattfindet. Seinen Forschungstauchschein hat Kim ebenfalls in Oldenburg gemacht, weil er nur dort die Endausbildung machen konnte. Der Schein war die Voraussetzung für seine Arbeit - ohne hätte er bei seinem Prof. keine Chance gehabt. Natürlich kennt er auch die Vorschriften: Einsatzleiter, Signalmann, Reservetaucher für Notfälle. Doch in der Praxis lässt sich das für ihn kaum realisieren :

    Ich müsste für meine Arbeiten, die ich hier auf der Insel durchführe immer ein Team von vier Leuten zusammenstellen, was in der Praxis überhaupt nicht durchführbar ist. Da bin ich froh, wenn ich einen zweiten mit ins Wasser bekomme, und deshalb kann man das mit dem Forschungstauchen nicht vergleichen.

    Trotzdem ist es Forschung was er macht. Die kleinen, oft unscheinbaren Putzerfische kennt wohl jeder, der entweder selbst schon im Mittelmeer getaucht ist oder die eine oder andere Fernsehdokumentation gesehen hat. Der Hauptputzer im Mittelmeer ist der Putzerlippfisch - Symphodus melanocercus - ein nur gut 10 cm kleiner, bräunlicher Fisch mit schwarzer Schwanzflosse, an der ihn die Wirtsfische vermutlich erkennen. Der kleine Putzteufel reinigt die prächtigen Pfauenlippfische, die hübschen, blau-gelb gestreiften Goldstriemen, Brassen und viele andere. Kim Detloff hat sie alle schon gesehen :

    Ich habe im letzten Jahr 56 Fischarten gezählt am dritten Turm, und davon waren 36 Fische geputzt! Der putzt eigentlich alles, was ihm vor die Flinte kommt. Er ist da nicht besonders wählerisch, allerdings ist dabei zu erkennen, das er dabei ein besondere Vorliebe für große Fische hat. Er assoziiert die Fischgröße mit der möglichen Nahrung. Geputzt werden dann vor allem Ektoparasiten, das sind kleine Krebse aus der Gruppe der Isopoden und Copipoden, und zentraler Punkt meiner Arbeit ist ein Markierungselement.

    Kim ''tätowiert'' die kleinen Putzteufel mit einem Farbstoff, der ihnen in die oberste Hautschicht gespritzt wird. So kann er sie unterscheiden und wiederfinden und vor allem, auf der Unterwasserschreibtafel wichtige Erkenntnisse notieren:

    Es ist nichts über die Ortstreue dieser Fische bekannt. Man kennt das aus tropischen Gewässern, die haben ganz fixe Putzerstationen. Die bewegen sich auf wenigen Quadratmetern, schießen hoch in die Wassersäule, putzen ihren Kunden, das ist hier anders: die haben eine gewisse Reviertreue und Ortstreue aber man weiß nichts über Größe der Reviere und ob sie auch ihre Plätze häufiger wechseln.