Sexualität
Kinder und Jugendliche kommen häufiger und früher mit Pornografie in Kontakt

In Deutschland sind fast die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen schon mit Pornografie konfrontiert. Laut einer Umfrage ist das ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Wert von vor zwei Jahren.

    Ein junger Mann schaut sich auf einem Smartphone eine Porno-Internetseite an (gestellte Szene).
    Immer mehr Kinder und Jugendliche sehen pornografische Inhalte - viele gegen ihren Willen. (picture alliance / dpa / Marcus Brandt)
    Wie die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen mitteilte, gaben 47 Prozent der unter 18-Jährigen an, schon Videos oder Fotos mit pornografischen Inhalten gesehen zu haben. Bei einer Umfrage vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei 35 Prozent. Hinzu komme, dass das "Sexting", also der Austausch von sexuellen Bildern, Audios und Texten, bei Minderjährigen ab 11 Jahren eine immer größere Rolle spiele, heißt es in der Mitteilung der Landesmedienanstalt.

    Plattformen setzten einfachste Schutzmechanismen nicht um

    Beim ersten Kontakt mit Pornos sind die Kinder und Jugendlichen zunehmend jünger: Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) war den Ergebnissen zufolge unter 14 Jahren alt. 2023 habe dieser Anteil noch bei 51 Prozent gelegen. In der Gruppe der 11- bis 13-Jährigen gaben in diesem Jahr 32 Prozent an, bereits pornografische Videos oder Bilder gesehen zu haben. 2023 seien es noch 21 Prozent gewesen.
    Der Direktor der Landesmedienanstalt, Schmid, bezeichnete die Ergebnisse als erschreckend und das Vorgehen großer Porno-Plattformen als rücksichtslos, weil sie "einfachste Schutzmechanismen" nicht umsetzten. Er kündigte an, man werde gemeinsam mit der EU-Kommission "alles daransetzen, um dem Gesetz Geltung zu verschaffen".

    Jugendliche halten Pornos für informativ und lehrreich

    Nur ein Viertel der Kinder und Jugendlichen, die Pornos konsumieren, hält diese den Angaben zufolge für unrealistisch. 13 Prozent empfänden die Pornos als informativ oder lehrreich. Beide Anteile seien gestiegen. Mehr als ein Drittel habe zudem angegeben, die gezeigten Inhalte im echten Leben selbst ausprobieren zu wollen. Bei den befragten Jungen liege der Wert mit 43 Prozent deutlich höher als bei den befragten Mädchen mit 27 Prozent.
    "Die richtige Einordnung der explizit sexuellen Inhalte gelingt Kindern nicht, und in vielen Fällen beeinflusst das auch die Entwicklung ihrer eigenen Sexualität", betonte die Aufsichtsbehörde für den privaten Rundfunk und Telemedien.

    Auch Sexting nimmt zu

    Zehn Prozent der 11- bis 17-Jährigen gaben laut Medienanstalt 2025 an, bereits selbst Nachrichten mit sexuellen Texte, Audios, Emojis oder Bildmaterial versendet zu haben. 2023 seien es 6 noch Prozent gewesen. 31 Prozent der Befragten berichteten in diesem Jahr, bereits Sexting-Nachrichten erhalten zu haben. Mehr als 80 Prozent von ihnen gaben dabei an, sie hätten diese Inhalte ungefragt bekommen.
    Viele Kinder und Jugendliche fühlen sich beim Sexting nicht wohl: Fast 40 Prozent hatten laut den diesjährigen Umfrageergebnissen schon mal Angst, dass die Inhalte an Dritte weitergeleitet werden könnten. 25 Prozent der Mädchen und Jungen berichteten, sie hätten sich zu Dingen überreden lassen, die sie eigentlich nicht wollten.
    Die Ergebnisse basieren den Angaben zufolge auf einer Befragung von knapp 3.000 Kindern und Jugendlichen von elf bis 17 Jahren. Sie wurden vom 3. September bis 6. Oktober online befragt.
    Diese Nachricht wurde am 09.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.