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Kinder- und Jugendreisen
Qualitätskriterien für Auswahl und Betreuung

Der Markt für Kinder- und Jugendreisen ist groß. Kommerzielle und gemeinnützige Anbieter sorgen für Vielfalt, die Preisspannen sind groß. Einige Kriterien können bei der Auswahl helfen.

Von Anja Nehls | 07.03.2019
"Kakadus Reisen" in die Grafenschloss-Jugendherberge Diez.
"Kakadus Reisen" in die Grafenschloss-Jugendherberge (Deutschlandradio / Thomas Fuchs)
Für wen sind Kinder- und Jugendreisen geeignet?
Für alle Kinder, die ohne Eltern Ferien machen wollen oder müssen (weil die Eltern z.B. keinen Urlaub haben). Angebote gibt es bereits für Kinder ab ca. 5 Jahren.
Nicht allein das Alter, sondern die Selbstständigkeit und der Wille des Kindes entscheiden darüber, ob es ins Ferienlager fahren kann. Wenn das Kind auch schon öfter mal problemlos bei Freunden übernachtet hat, kann es in der Regel auch reisen.
Mit welchem Thema wird wohin gereist?
Das Kind sollte mitentscheiden, worauf es Lust hat und wohin es gehen soll: Abenteuercamp, Sprachreise, Ferienlager mit der Kirchengemeinde oder den örtlichen Pfadfindern, Kulturreise oder Sportcamp – alles ist möglich.
Angebote findet man durch Mundpropaganda, in Sportvereinen, bei Umweltverbänden, kirchlichen Einrichtungen, über die Jugendämter oder im Internet . Wichtig ist, sich bei Auswahl genügend Zeit zu nehmen.
Der Ferienort sollte zum Alter und zum Wunsch passen. Ferienlager für kleinere Kinder sollten sich in Wohnortnähe befinden, damit das Kind bei Heimweh schnell abgeholt werden an. Besonders bei jüngeren Kindern lohnt sich eine Besichtigung vorab und ein Gespräch mit den Betreuern.
Für Kinder bis neun Jahre sollte der Ferienort nicht weiter als eine Fahrstunde entfernt sein. Ältere können dann schon innerhalb Deutschlands reisen. Für Jugendliche, so ab zwölf, kann es nach Europa gehen.
Die Anfahrt sollte im angemessenen Verhältnis zur Reisedauer steht. Bei Busreisen sollte man sich über die Sicherheit des Busanbieters informieren.
Welche Unterschiede gibt es zwischen Anbietern?
Eltern können sich zwischen kommerziellen und gemeinnützigen Anbietern entscheiden. Das bedeutet nicht grundsätzlich, dass es Unterschiede bei Qualität oder Preis gibt. Nachgefragt werden sollte aber, ob es weltanschauliche, religiöse oder politische Hintergründe gibt.
Der Anbieter sollte ausführlich beraten und sein gesamtes Angebot transparent darstellen. Dazu gehören auch pädagogische und rechtliche Fragen. Themen wie Anzahlung, Reiserücktritt, Krankenversicherungsschutz sollten geklärt werden.
Was sichert die Qualität des Angebots und der Betreuung?
Die Betreuer sollten mindestens 18 Jahre alt, pädagogisch und fachlich geschult sein. Fragen Sie nach Qualifikationen, z. B. nach der "Jugendleitercard" (kurz juleica genannt), nach Rettungsschwimmer- oder Erste-Hilfe-Pass. Die Zahl der Betreuer sollte um so größer sein je kleiner die Kinder sind.
Hochwertige Sprachcamps zeichnen sich dadurch aus, dass die Fremdsprache in alle Aktivitäten integriert ist und dass das Sprachtraining vorrangig durch Muttersprachler übernommen wird
Bei Sportangeboten wie Kanufahren, Schwimmen, Segeln, Tauchen, Reiten sollte geklärt werden, welche Kenntnisse bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden und welche sportartenspezifischen Qualifikationen, Trainerscheine etc. die Betreuer haben. Das ist auch wichtig für die Unfallverhütung und den Versicherungsschutz, falls doch etwas passiert.
Ferienlager der Kirchengemeinden oder der Kommunen sind häufig offen für alle. Pfadfinder hingegen bieten die Reisen für Kinder und Jugendliche an, die fest zur Gruppe des jeweiligen Stamms gehören.
Was ist bei Auslandsreisen zu beachten?
Informieren sollte der Veranstalter auch über die Bestimmungen des Jugendschutzes im Ausland, die von denen in Deutschland abweichen können. Auf kulturelle Besonderheiten bzgl. z.B. der Kleidung oder des Essens sollte hingewiesen werden.
Wie setzen sich Preise zusammen?
Die An- und Abfahrt sollte im Preis enthalten sein. Bei Reisen für kleinere Kinder sind meist auch Ausflüge im Preis enthalten, bei Camps für Jugendliche, vor allem bei Auslands- und Sprachreisen, müssen sie oft zugebucht werden.
All das sollte der Anbieter transparent darstellen.
Welche Qualitätssiegel gibt es?
Das Bundesforum Kinder- und Jugendreisen - ein Zusammenschluss gemeinnütziger und kommerzieller Verbände, Träger und Organisationen - vergibt das Jugendreise-Qualitätssiegel "Sicher Gut!" Dabei wird auf eine gewissenhafte Auswahl der Reiseleiterinnen und Reiseleiter, deren Ausbildung und das Sicherheitskonzept inklusive einer 24/7-Erreichbarkeit Wert gelegt. Das Bundesforum Kinder- und Jugendreisen vergibt zudem für besonders geeignete Unterkünfte das QMJ Siegel - Qualitätsmanagement Kinder- und Jugendreisen. In ein bis fünf Sterne -Klassifizierungen geht es hier um die Ausstattung und den Komfort der Unterkunft.
Der Deutsche Fachverband der kommerziellen Anbieter von Jugendreisen, das Reisenetz, vergibt eines eigenes Siegel "Geprüfte Reisenetz Qualität". Alle Mitglieder müssen die Vorgaben erfüllen und Nachweise dafür erbringen. Mit dem Siegel will das Reisenetz die Sicherheit der angebotenen Jugendreisen gewährleisten sowie eine ehrliche und fachkundige Beratung garantieren. Das Reisenetz hat zudem einen verbandsübergreifenden Ratgeber herausgegeben, der alle Fragen rund um die Jugendreise behandelt.
Der Fachverband Deutscher Sprachreise-Veranstalter (FDSV), ein Zusammenschluss von 29 Sprachreiseveranstaltern, sichert geprüfte Qualität durch ein eigenes Gütesiegel ab.
Außerdem gibt es das Siegel "Gut Drauf" von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und das Gütezeichen beQ vom Bundesverband für Individual und Erlebnispädagogik.