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Kino für unterwegs

Technik. - Das Fernsehen unterwegs ist auf dem Vormarsch und kann jetzt auch auf dem Handy empfangen werden. Doch wer die bewegten Bilder auch genießen will, braucht einen guten Bildschirm. Genau den verspricht jetzt eine neue Entwicklung.

Von Peter Welchering |
    Großes Kino braucht große Leinwände. Dann macht es richtig Spaß. Wer sich einen Filmklassiker im Zug, als Mitfahrer im Auto oder im Flieger ansehen will, der ist auf DVD- oder Videoplayer angewiesen. Und für die haben Entwickler bei der Carl Zeiss AG die große Leinwand fürs große Kino als praktische Videobrille entwickelt. Systemingenieur Dr. Michael Pollmann.

    "Es wirkt so, als ob man eine Leinwand in zwei Meter Entfernung betrachtet, und diese Leinwand hätte einen Durchmesser oder eine Diagonale von 1,15 Meter. Das heißt, ein sehr großer Bildschirm, den man da betrachtet."

    Wer die Cinemizer genannte Videobrille aufsetzt, hat tatsächlich ein Filmerlebnis wie im Kino, mit großer Leinwand und im großen Zuschauerraum. Nur die Köpfe der anderen Besucher vor einem und das Popcorn fehlen. Der Film wird von Apples iPod oder einem vergleichbaren Videoplayer abgespielt. Und für die perfekte Illusion des Kinosaals sorgt ein optischer Trick, den Andreas Klavehn von der Firma Carl Zeiss so beschreibt.

    "Sie gucken nicht direkt auf die zwei Displays, sondern Sie gucken im Prinzip mit jedem Auge um die Ecke. Die Displays sind seitlich angeordnet, und Sie haben dann vor dem Auge eine verspiegelte Optik, die den Blick um die Ecke lenkt, auf das jeweilige Display. Sie schauen 90 Grad um die Ecke, der Spiegel ist auf 45 Grad eingestellt. Aber der Spiegel ist es nicht alleine, sondern da ist noch jede Menge Optik drumherum."

    Und diese Optik drumherum besteht aus einer Linse vor jedem Display und einem Prisma, das das Bild um die Ecke lenkt. Das Prisma ist eine Sonderanfertigung – nur für den Cinemizer. Michael Pollmann.

    "Man hat ein Eintrittsfenster und ein Austrittsfenster und eine dritte optische Fläche. Und diese optische Fläche ist in unserem Fall auch plan und wird als Spiegel genutzt. Die Eintritts- und Austrittsfenster sind allerdings auch optisch wirksam, das heißt, sie sind wie eine Linse gekrümmt, anstatt gerade wie bei einem normalen Prisma oder wie man sich sonst ein Prisma vorstellt."

    Die komplexe Optik täuscht einen größeren Abstand zur Leinwand vor. Damit kann der Cinemizer sogar 3D-Filme mit einer hohen Qualität der räumlichen Effekte ins Auge des Betrachters bringen. Dafür wird das Videobild vertikal geteilt. Andreas Klavehn.

    "Was wir jetzt machen, ist, dass wir das Bild jetzt so vom iPod abgreifen, dass wir die linke Hälfte des iPod-Displays dem linken Auge zur Verfügung stellen und die rechte Hälfte des iPod-Displays dem rechten Auge zur Verfügung stellen. Damit entsteht im Gehirn der 3-D-Eindruck."

    Ein Bildverarbeitungsprozessor, der in die Videobrille integriert ist, sorgt dann dafür, dass linkes und rechtes auf den beiden Displays so dargestellt werden, dass der Betrachter das Gefühl hat, in eine große dreidimensionale Filmlandschaft hineinzutauchen. Doch es muss nicht immer dreidimensional sein, auch die zweidimensionalen Filme bieten mit der virtuellen Großleinwand in der Videobrille ein beeindruckendes Seh-Erlebnis. Auch das Hören kommt nicht zu kurz, weist der iPod hier doch immerhin Dolby-Surround-Qualität auf. Allerdings der Schuss, mit dem Rick den bösen Major Strasser am Ende von Casablanca auf dem Flugplatz niederstreckt, bevor dieser mit dem Tower telefonieren kann, diesen Schuss kann man mit dem Cinemizer-System eben nur hören und nicht im Magen spüren und mit dem Zwerchfell fühlen – wie im Kino.