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Kirch-Prozess, Libor-Skandal, Offshore-Leaks

Bei der außerordentlichen Hauptversammlung heute in Frankfurt am Main ging es vor allem um den Rechtsstreit mit den Kirch-Erben. Doch es gibt noch weitere schwergewichtige Themen, mit denen sich die Deutsche Bank auseinandersetzen muss.

Von Brigitte Scholtes |
    Die Deutsche Bank muss derzeit an vielen Baustellen gleichzeitig arbeiten. Dass juristische Risiken dabei eine prominente Rolle spielen, das illustriert die heutige außerordentliche Hauptversammlung. Denn dass die stattfinden musste, ist der juristischen Auseinandersetzung mit der Familie Kirch zu verdanken. Einen Vergleich, nach dem die Bank 800 Millionen Euro zahlen soll, hat sie abgelehnt, und so musste Anshu Jain, Co-Vorstandschef der Deutschen Bank, auch im Februar zugestehen, er wisse nicht, welche finanziellen Belastungen da noch auf die Bank zukämen, es gebe da komplexe interne und externe Themen:

    "”The team would love to tell you that. We can’t predict the future. There are a very complex set of internal issues, very complex set of external issues.”"
    2,4 Milliarden Euro hat die Bank insgesamt schon für Rechtsrisiken zurückgestellt. Und das betrifft nicht nur die wegen der Auseinandersetzung mit den Kirch-Erben:

    Emissionsrechte

    Die Bank soll beim Umsatzbetrug im Handel mit Emissionszertifikaten mitgemischt haben. Mehrere Mitarbeiter saßen in Untersuchungshaft, einige Händler wurden schon entlassen. Gegen Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause ermittelt die Staatsanwaltschaft, im Dezember fand eine Großrazzia statt.

    Der Libor-Skandal

    Mehrere große Banken, darunter auch die Deutsche Bank, sollen den Interbankenzins Libor über mehrere Jahre durch Absprachen manipuliert haben. Einige Banken haben schon hohe Geldstrafen zahlen müssen, wie viel da auf die Deutsche Bank zukommt, ist ungewiss, sagt Steffen Bongardt, Analyst von Independent Research:

    "Barclays hat um die 350 Millionen Euro zahlen müssen, UBS 1,2 Milliarden Euro, und es zeigt im Grunde genommen, welches Risiko da für die Deutsche Bank mit einhergeht."

    Hypothekengeschäfte in den USA

    Die umstrittenen Geschäfte führen zu immer neuen Klagen. Deren finanzielle Ausmaße sind schwer zu greifen. Steffen Bongardt:

    "Die Rückkaufforderungen beliefen sich ja zum 31. 12. auf zwischen vier und fünf Milliarden Euro gegenüber der Deutschen Bank und sind vor allen Dingen im Lauf des letzten Jahres noch mal graduell angestiegen."

    Bilanzierungsprobleme

    Die Deutsche Bank muss sich einer Sonderprüfung der Aufsichtsbehörden unterziehen, den Grund erklärt Dieter Hein von fairesearch:

    "Seit einem halben Jahr ist eben bekannt, dass es Informanten gibt, die früher bei der Deutschen Bank gearbeitet haben, die die amerikanische Aufsichtsbehörde informiert haben, dass da gewisse Vermögensteile nach ihrer Sicht nicht richtig bewertet wurden."

    Neben den zahlreichen juristischen gibt es aber auch operative Risiken.

    Kernkapitalquote

    Die Eigenkapitalausstattung der Deutschen Bank muss nach den Vorschriften von Basel III verbessert werden, Ende des Jahres lag die Eigenkapitalquote bei 7,8 Prozent. Zu wenig, meint Analyst Bongardt:

    "Man muss natürlich auch sehen, dass eben institutionelle Investoren verstärkt auf höhere Eigenkapitalanforderungen bei europäischen Banken drängen, und diese Mindestanforderung liegt, was wir so hören, bei rund neun Prozent."

    Und das alles in Zeiten, in denen das Kapitalmarktumfeld eher ungünstig ist und die Bank zudem den Anteil des riskanten Investmentbankings zurückfahren will.